Hartes Match der Billigläden
Tedi, Pepco, Action: Wer behauptet sich im Rennen der Nonfood-Discounter?

| Natalie Oberhollenzer 
| 25.09.2025

Billiganbieter wie Tedi, Pepco und Action haben sich in den vergangenen Jahren zu heimlichen Wachstumssiegern entwickelt. Mit aggressiven Expansionsplänen, Milliardenumsätzen und Tausenden neuer Filialen prägen sie das Bild vieler Städte und Fachmarktzentren. Doch der Wettbewerb verschärft sich: Digitale Plattformen wie Temu oder Amazon mit Haul greifen nach derselben Kundschaft – und könnten die Regeln neu schreiben.

Tedi, das aus Deutschland herausgewachsen ist, meldete im vergangenen Geschäftsjahr erstmals einen Bruttoumsatz von über drei Milliarden Euro. Mehr als 3.500 Filialen betreibt das Unternehmen inzwischen in 15 europäischen Ländern, allein 2024/25 kamen über 400 neue Märkte hinzu. Der mittelfristige Plan ist klar: 5.000 Standorte sollen es werden. Wachstum entsteht nicht nur durch Neueröffnungen, sondern auch durch Übernahmen – wie die Integration von 84 Pfennigpfeiffer-Filialen. Der Kurs wirkt weniger spektakulär als bei der Konkurrenz, aber strategisch konsolidierend.

Im September 2023 ernannte Inhaber Stefan Heinig Petar Burazin zum neuen Tedi-Chef. Seitdem läuft der Hase wieder. Der gebürtige Kroate stellte jede noch so klitzekleine Angelegenheit auf den Prüfstand. Die Filialen erhielten ein neues Design mit Trend-Regalen am Eingang, eine neue Schrift und eine eigene Einkaufsabteilung für Trendartikel. Es gab ein neues Influencermarketing, die Zahl der Waren in den Geschäften wurden drastisch reduziert – von 24.000 auf rund 16.000, wie der Chef in der Wirtschaftswoche erzählt. Zum Vergleich: Die direkten Rivalen Action und Pepco kommen mit 6.000 bzw. 13.000 Artikeln aus.


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Pepco: Fokus auf Profitabilität

Was die Zahl der Standorte betrifft, ist die polnische Kette Pepco mit gut 5.000 Geschäften – inklusive der Schwestermarke Dealz größer als Tedi. Doch die Dynamik hat sich zuletzt verlangsamt. Im ersten Halbjahr 2025 kamen zwar 101 Netto-Neueröffnungen hinzu, insgesamt sollen es im laufenden Jahr rund 250 sein. Zugleich trennt sich das Unternehmen von unrentablen Aktivitäten: Der britische Poundland-Arm wurde verkauft, der Rückzug aus Österreich ist beschlossene Sache. Statt rasanter Expansion setzt Pepco nun stärker auf Profitabilität und Portfolio-Bereinigung. Ein Kurs, der weniger Schlagzeilen produziert, langfristig aber stabiler sein könnte.

Action im Expansionsfieber

Am aggressivsten agiert derzeit Action. Der niederländische Discounter ist längst zum Maßstab geworden, wenn es um Tempo im Nonfood-Geschäft geht. 2024 wuchs der Umsatz um mehr als 21 Prozent auf 13,8 Milliarden Euro, auch auf vergleichbarer Fläche legte das Unternehmen zweistellig zu. Ende des Jahres betrieb Action knapp 2.920 Filialen in zwölf Ländern, wenige Monate später waren es schon über 3.000. 370 neue Standorte sollen allein 2025 hinzukommen – mehr als einer pro Tag. Mit seiner Mischung aus Haushaltswaren, Dekorationsartikeln und schnell rotierenden Impulsprodukten trifft Action den Nerv vieler Konsumenten, die den Überraschungseffekt im Regal schätzen.

Im Kern bedienen alle drei die gleiche Nachfrage: günstige Alltagsprodukte, Schnäppchen und kleine Konsumfreuden, die auch in Zeiten schmaler Budgets erschwinglich bleiben. Unterschiede gibt es in der Ausrichtung: Pepco setzt stärker auf Textilien, während Tedi und Action klassische Nonfood-Sortimente dominieren. Gerade in Deutschland, Benelux und Mitteleuropa überschneiden sich Tedi und Action massiv, Pepco dagegen spielt seine Stärken vor allem in Osteuropa aus.

Temu, Shein und Amazon heizen zusätzlich

Doch so erfolgreich die Discounter in der Fläche sind, so sehr wächst der Druck aus dem Netz. Temu hat sich mit ultraniedrigen Preisen und aggressiver Werbung binnen kurzer Zeit auf vielen Smartphones etabliert. Shein lockt vor allem junge Zielgruppen mit immer neuen Kollektionen, und selbst auf TikTok wird nun geshoppt. Nicht zu vergessen der Onlineprimus Amazon, der mit Haul nun auch in Europa eine eigene Billig-Schiene etabliert hat. Sie alle bedienen dieselbe Sehnsucht nach günstigen Lifestyle- und Haushaltsartikeln – nur ohne Ladenmiete und Personal.

Das Rennen im Nonfood-Discount ist keineswegs entschieden. Action sprintet, Tedi konsolidiert, Pepco balanciert. Noch machen die stationären Anbieter fette Geschäfte. Doch die Frage ist, wie lange ihr Vorsprung hält, wenn digitale Plattformen weiter an Marktanteilen gewinnen. Am Ende könnte nicht die Zahl neuer Filialen, sondern die Fähigkeit, Online- und Offline-Welten geschickt miteinander zu verbinden, den Ausschlag geben.

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