Tränen in der Late-Night-Show
Jimmy Kimmel feiert emotionales Comeback

| Redaktion 
| 24.09.2025

Nach einer sechstägigen Zwangspause kehrt Jimmy Kimmel mit seiner Late-Night-Show zurück – emotional, kämpferisch und mit klarer Botschaft. Der Auslöser: ein Medien-Eklat rund um Aussagen zum Tod des konservativen Aktivisten Charlie Kirk. Die Rückkehr des US-Moderators ist zum Symbol einer eskalierenden Debatte über Medienfreiheit und politische Einflussnahme geworden.

Jimmy Kimmels Rückkehr in das US-Abendprogramm ist nicht nur ein TV-Comeback, sondern ein Politikum. Nach kontroversen Aussagen zur politischen Instrumentalisierung eines Mordfalls und dem darauffolgenden Aufschrei konservativer Medienpartner wurde seine Show kurzfristig aus dem Programm genommen. Nun meldet sich Kimmel zurück – und positioniert sich klar gegen den Druck von Politik und Medienunternehmen.

Tränen, Trump und TV-Taktik

In seiner ersten Show nach der Suspendierung zeigt sich Jimmy Kimmel ungewohnt emotional. "Es war nie meine Absicht, mich über den Tod eines jungen Mannes lustig zu machen", erklärte der Talkmaster zu Beginn – mit brüchiger Stimme und sichtlich bewegt. Gemeint ist der Aktivist Charlie Kirk, dessen gewaltsamer Tod Kimmel thematisiert hatte. Während Kimmel den Mord verurteilte, warf er Trump-nahen Kreisen vor, aus der Tragödie politisches Kapital schlagen zu wollen.

Die Reaktion folgte prompt: Konservative Medienunternehmen wie Nexstar und Sinclair nahmen "Jimmy Kimmel Live!" aus dem Programm, Disney setzte die Produktion aus. Die Vorwürfe: mangelnde Sensibilität und politische Einseitigkeit. US-Präsident Donald Trump kommentierte das Comeback mit einem Frontalangriff auf seiner Plattform Truth Social: Kimmel sei "unlustig", gefährde den Sender und verbreite "99 Prozent demokratischen Müll".

Kimmels hingegen sprach davon, wie wichtig es sei, über Fehltritte zu reflektieren, Verantwortung zu übernehmen und sich gleichzeitig nicht einschüchtern zu lassen. Das Publikum reagierte mit minutenlangem Applaus – für viele Fans von Kimmel war dies weniger eine Show-Eröffnung als ein politisches Manifest.

Medienfreiheit unter Druck

Der Fall offenbart das Spannungsfeld zwischen Meinungsfreiheit und politischer Einflussnahme im amerikanischen Medienbetrieb. Kimmel selbst kritisierte die Suspendierung deutlich: "Das ist nicht legal. Das ist nicht amerikanisch. Das ist unamerikanisch." Für viele Beobachter:innen steht weniger die ursprüngliche Aussage als vielmehr die Frage im Fokus, wie groß der politische Druck auf Medienkonzerne inzwischen geworden ist.

Laut eines Berichts von "Der Spiegel" hatten insbesondere die Nexstar Media Group und Sinclair Broadcast Group maßgeblichen Einfluss auf die Entscheidung von ABC, die Sendung vorübergehend zu stoppen. Beide Unternehmen besitzen zahlreiche lokale Sender in den USA – und haben wirtschaftliche Interessen, die eine wohlwollende Haltung gegenüber der Trump-Regierung erfordern: Nexstar strebt etwa eine Milliardenfusion mit Tegna an, die von der US-Medienaufsicht FCC genehmigt werden muss.

Was als einfache Programmentscheidung begann, hat sich rasch zur Grundsatzfrage entwickelt: Wer entscheidet, was gesagt werden darf – und wo beginnt die Grenze zur politischen Zensur? Für Journalist:innen und Medienschaffende in den USA ist der Fall Kimmel zu einem Lackmustest für redaktionelle Unabhängigkeit geworden. Mehrere prominente Medienpersönlichkeiten, darunter auch ehemalige Konkurrent:innen, solidarisierten sich öffentlich mit Kimmel und forderten eine Rückbesinnung auf journalistische Grundwerte.

FCC-Chef Brendan Carr forderte öffentlich die Einstellung der Kimmel-Show – eine politische Einflussnahme, die für Demokrat:innen und selbst moderate Republikaner:innen zu weit geht. Carrs spätere Behauptung, es habe sich lediglich um eine Reaktion auf sinkende Quoten gehandelt, steht im Widerspruch zu seinen früheren Aussagen in einem Podcast, in dem er die Absetzung unverhohlen gefordert hatte.

Boykott trotz Wiederaufnahme

Trotz der Wiederaufnahme durch ABC bleibt der Widerstand gegen Kimmel bestehen. Nexstar ersetzt die Show weiterhin durch alternative Formate, Sinclair zeigt stattdessen ein Nachrichtenprogramm. Offiziell wolle man "beobachten", wie sich die Lage entwickle – doch hinter den Kulissen laufen laut Medienberichten intensive Gespräche mit dem Sender.

Hinzu kommt, dass auch Werbepartner verunsichert sind. Einige Unternehmen pausierten ihre Buchungen in den betroffenen Sendezeiten. Zwar sei laut Brancheninsidern der Großteil der Verträge weiterhin gültig, doch die Signalwirkung des Falls sei nicht zu unterschätzen. "Wenn ein einzelner politischer Tweet zu einem Sendestopp führen kann, dann ist kein Format mehr sicher", kommentierte ein US-Medienanalyst.

Kimmels Comeback wird derweil von Kolleg:innen unterstützt. "Albtraum ist vorbei", kommentierte etwa ein befreundeter Talkmaster. Dennoch zeigt der Fall, wie verwundbar selbst etablierte Persönlichkeiten im derzeit aufgeheizten US-Medienklima geworden sind. Die Debatte um Kimmel ist mehr als ein Showbiz-Streit – sie ist ein Spiegel des gesellschaftlichen Klimas in einem gespaltenen Amerika.

Die kommenden Wochen dürften zeigen, ob sich Jimmy Kimmel dauerhaft behaupten kann oder ob sich die politischen Fronten weiter verhärten. Klar ist: Die Rückkehr war nicht das Ende eines Skandals, sondern womöglich erst der Anfang eines neuen Kapitels in der Auseinandersetzung um mediale Freiheit und politische Macht.

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