Dauerkrise
Magere Zeiten bei Triumph – Kann es Belle Michelle wieder richten?

Ein Star, viel Spitze – und große Hoffnungen: Michelle Hunziker soll Triumph neues Leben einhauchen. Das Modehaus hat zuletzt bloß in eine Richtung gewirtschaftet: bergab. Zwischen Fotoshootings und Sparprogrammen droht der einstige Branchenprimus zur Fußnote zu werden.

Michelle Hunziker räkelt sich in Spitzen-BHs, Bodys und Slips, die Kollektion heißt "Comfort Glam". Die 48-jährige Moderatorin ist das neue Gesicht der Triumph-Kampagne – und zeigt im Shooting, dass klassische Lingerie weder altbacken noch aus der Zeit gefallen wirken muss. "Triumph steht für alles, was mir bei Lingerie wichtig ist: zeitloses Design, perfekte Passform und dieses Besondere, das ganz einfach Selbstvertrauen vermittelt", schwärmt Hunziker. Sie trage die Marke nicht nur wegen der Optik, sondern weil sie sich "rundum wohl" darin fühle.

Ein Testimonial, das Glamour und Leichtigkeit verkörpert – genau das, was Triumph dringend nötig hat. Denn hinter der eleganten Kampagne steht ein Unternehmen, das seit Jahren in der Krise steckt.

 
 
 
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Führung ohne Fortune

Triumph International, 1886 im schwäbischen Heubach gegründet, war über Jahrzehnte eine Ikone der Damenunterwäsche. Mit Supermodels wie Naomi Campbell oder Helena Christensen prägte die Marke ein ganzes Segment. Auf dem Höhepunkt beschäftigte der Konzern mehr als 36.000 Menschen, verkaufte BHs und Slips in über 130 Ländern und führte sogar eigene Nähereien auf mehreren Kontinenten. Heute ist von diesem Glanz wenig übrig. Der Umsatz ist seit 2010 von rund 2,2 Milliarden Euro auf knapp 950 Millionen Euro gefallen, die Mitarbeiterzahl hat sich halbiert.

Seit 2011 lenkt die nächste Eigentümergeneration das Unternehmen: Markus und Oliver Spiesshofer sowie Roman Braun, direkte Nachkommen der Gründerfamilien. Doch die Dreierspitze wirkt orientierungslos. Kritiker attestieren fehlende Vision, unglückliches Mikromanagement und das Ausbleiben klarer Markenstrategien. "Zu viel Analyse führt zu Paralyse", urteilt ein ehemaliger Berater im manager magazin.

Dauerkrise führte vom Laufsteg zum Discounter

Zwar hat Triumph in den vergangenen Jahren unzählige Programme aufgelegt: Werke wurden geschlossen, Marken verkauft, neue Linien gestartet und wieder eingestellt. Beratungsfirmen wie McKinsey und Roland Berger gaben Empfehlungen, Strategien wurden aufwendig entwickelt. Doch aus vielen Projekten wurde wenig. Währenddessen zogen Wettbewerber wie Intimissimi, H&M oder Uniqlo an Triumph vorbei – dynamisch, preislich aggressiv und mit einem modernen Markenbild.

Besonders schmerzhaft ist der Imageverlust. Früher stand Triumph für Eleganz und Sex-Appeal, heute gilt die Marke als blass. Zwar sorgte die Zweitmarke Sloggi noch in den 2000er-Jahren für Aufmerksamkeit, zuletzt aber machten eher Dreierpack-Slips bei Lidl Schlagzeilen. In einer Branche, die zunehmend auf Diversität, Komfort und Body Positivity setzt, bleibt Triumph seltsam unentschlossen.

Finanziell unter Druck

Auch die Eigentümerfamilien spüren die Erosion: Ihr Vermögen schrumpfte Schätzungen zufolge von 650 auf rund 375 Millionen Franken. Banken haben Berater ins Haus geschickt, Gutachten lassen Zweifel an der Stabilität aufkommen. Zwar betont Triumph, über eine solide Finanzierungsstruktur zu verfügen, doch in wichtigen Märkten wie Deutschland haben sich die Erlöse seit dem Generationswechsel nahezu halbiert.

Mit dem Projekt "New Horizon" soll ab 2026 die Wende gelingen. Die Marken sollen neu positioniert, das Sortiment geschärft und die Expansion fokussiert werden. Die Verpflichtung der erfahrenen Marketingstrategin Avery Baker, einst bei Tommy Hilfiger, gilt als Hoffnungsschimmer. Doch die Skepsis bleibt groß – zu oft verliefen ambitionierte Reformpläne bereits im Sand.

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