Klaus Wagner / ox8
Unternehmensverkauf: KI als Bewertungsfaktor immer wichtiger für Investoren

| Redaktion 
| 22.07.2025

Die Welt der Unternehmensübernahmen befindet sich gerade mit Blick auf den Tech-Sektor im Wandel: Investoren stellen neue, höhere Anforderungen an Geschäftsmodelle – und Künstliche Intelligenz wird immer häufiger zum entscheidenden Faktor bei der Bewertung. Klaus Wagner, Gründer und Managing Partner von ox8 Corporate Finance, erklärt, worauf es heute und morgen bei einem erfolgreichen Exit ankommt.

Im Bereich der Unternehmensübernahmen (Mergers & Acquisitions, kurz M&A) gibt es aus der Software-Sparte positive Zahlen zu vermelden: Mehr als 1100 im ersten Quartal dieses Jahres abgeschlossene Software-Deals auf der gesamten Welt stellen ein Plus von 22 Prozent im Vergleich zu 2024 dar. Das Transaktionsvolumen im globalen M&A-Geschehen kletterte derweil auf etwa 96 Milliarden US-Dollar.

"Das klingt erstmal nach Boom, doch es ist ein anderer als noch vor zwei Jahren", relativiert Klaus Wagner allerdings. Er ist Gründer und Managing Partner von ox8 Corporate Finance und begleitet Tech-Unternehmen seit Jahrzehnten von der ersten Skalierung bis zum erfolgreichen Verkauf.

Wagner beschreibt, dass sich die Schwerpunkte von Investoren verändert haben: "Statt auf pure Wachstumsgeschichten setzen viele wieder auf belastbare Kennzahlen. Die sogenannte Rule of 40 feiert ihr Comeback. Sie misst, ob ein Unternehmen nicht nur wächst, sondern dabei auch profitabel bleibt. Also ein simples, aber starkes Signal für nachhaltige Geschäftsmodelle."

KI-Disruptionssicherheit als neuer Bewertungsfaktor

Ein prägender Faktor, der zum Wandel beiträgt, ist auch hier Künstliche Intelligenz. "KI verändert, wie Produkte gebaut werden aber auch, wie sie bewertet und gekauft werden", schildert Klaus Wagner. Selbst etablierte Geschäftsmodelle können vor diesem Hintergrund schnell Relevanz einbüßen. "Wer heute über einen Exit nachdenkt, muss nicht nur liefern, sondern überzeugen: mit Substanz, Strategie und Skalierbarkeit", betont der Fachmann.

Gerade im Software-Sektor wird es demnach zum wichtigen Bewertungsfaktor, ob "KI bestehende Software überflüssig oder weniger wettbewerbsfähig macht", wie Wagner erklärt: "Investoren prüfen verstärkt: Wie robust ist das Unternehmenskonzept gegenüber Disruption? Ist die Technologie skalierbar? Und wo steckt echte Kompetenz drin?".

Und auch im Transaktionsprozess selbst etabliert sich die Technologie zunehmend: Etwa ein Fünftel der Käufer und Investoren greift laut Forbes bereits auf entsprechende Tools im Tagesgeschäft zurück. Weitere 50 Prozent wollen intelligente Systeme innerhalb der nächsten zwei Jahre in ihre Prozesse integrieren. Schlussfolgerung bei ox8: „Wer seine Daten sauber strukturiert hat, ist deutlich besser verkaufbar.“

"Es reicht nicht mehr, ein gutes Produkt zu haben"

"Obwohl die Käuferseite im Moment besonders selektiv ist, bietet der Markt Chancen. Vor allem Tech-Firmen mit skalierbarer Datenarchitektur und moderner Infrastruktur stehen im Fokus: Sie sind technologisch optimal aufgestellt, so dass sie neue Anwendungen schnell integrieren können und eine belastbare Grundlage für Effizienzgewinne und Wachstum bieten, sobald sich das Marktumfeld wieder aufhellt."

"Verkäufer hingegen stehen vor der Aufgabe, ihre Unternehmen so deal-ready wie möglich zu präsentieren", erläutert Klaus Wagner. "Es reicht nicht mehr, ein gutes Produkt zu haben. Käufer wollen sehen, wie das Unternehmen morgen funktioniert“, stellt er außerdem fest, weshalb auch Private-Equity-Investoren ihr Vorgehen nachjustieren müssen. "Plattformmodelle, bei denen KI integraler Bestandteil von Produkt und Roadmap ist, werden zum Maßstab für Investments".

Blick in die Zukunft

Aufgrund der allgemeinen Unsicherheit, was die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz betrifft, fällt es aktuell schwer, wirklich verlässliche Zukunftsaussagen abzugeben. Gerade deswegen rechnet Klaus Wagner kurzfristig betrachtet mit einem stabilen Markt, vereinzelte Korrekturen außen vor.

Mittelfristig sieht er allerdings klare Gewinner: "Unternehmen, die eine klare Innovationsstrategie in Technologie und Datenkompetenz vorweisen, könnten schon bald ganz vorne mitspielen. Für eine Trendwende nach oben braucht es allerdings stabilere Kapitalmärkte, ein klares Verständnis davon, wie Software wirklich Mehrwert schafft und einen verstärkten Fokus auf Wachstum", unterstreicht der Experte. "Wer jetzt gezielt auf KI-resiliente Geschäftsmodelle setzt, kann sich entscheidende Wettbewerbsvorteile sichern."

Wagner und ox8 empfehlen Unternehmen, die besagte Deal-Readiness nicht lediglich als die Existenz sauber geführter Bücher zu verstehen. Vielmehr sei gefragt, dass das eigene KI-Konzept greifbar, glaubwürdig, zukunftsträchtig, datengetrieben und tief verankert ist. "Wer diese Weichen richtig stellt, der sichert sich in der kommenden Bewertungswelle, gute Chancen zur Neupositionierung", resümiert Klaus Wagner.

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