Negativpreis von Foodwatch - versteckte Preiserhöhungen bei Mondelez
Teure Täuschung: Milka erhält den "Goldenen Windbeutel" 2025

| Redaktion 
| 15.07.2025

Der Schmähpreis "Goldener Windbeutel" der Verbraucherorganisation Foodwatch geht dieses Jahr an einen bekannten Namen: Milka. Die Schokoladentafel "Alpenmilch" wurde von 34 Prozent der Teilnehmenden bei der Online-Abstimmung zur "dreistesten Werbelüge des Jahres" gekürt. Aus Sicht von Foodwatch steht das Produkt exemplarisch für ein besonders kundenfeindliches Phänomen – die sogenannte Shrinkflation.

Der Vorwurf: Während Mondelez den Preis der Milka-Tafel von 1,49 auf 1,99 Euro anhob, wurde kurz darauf der Inhalt von 100 auf 90 Gramm reduziert. Das Ergebnis: eine verdeckte Preiserhöhung von rund 48 Prozent. "Versteckte Preiserhöhungen sind eine immer beliebtere Masche der Lebensmittelindustrie", sagt Rebekka Siegmann von Foodwatch. Milka sei ein Paradebeispiel dafür – und deshalb zur Werbelüge des Jahres gewählt worden.

Shrinkflation, ein Kunstwort aus "shrink" (schrumpfen) und "Inflation", beschreibt eine Praxis, bei der trotz gleichbleibendem oder steigendem Preis weniger Inhalt in der Verpackung steckt – ein Trick, mit dem Hersteller ihre Gewinnmargen stabilisieren oder erhöhen, ohne Preiserhöhungen klar auszuweisen.

Mondelez rechtfertigt sich

Mondelez verteidigte sich im Zuge der Nominierung. Die Preise für Kakao und andere Rohstoffe seien "massiv gestiegen", die gesamte Lieferkette zudem "komplexer und instabiler als je zuvor". Um wettbewerbsfähig zu bleiben, habe man "wohlüberlegte Maßnahmen" treffen müssen. Man habe das neue Gewicht auf der Verpackung vermerkt und Verbraucherinnen und Verbraucher über digitale Kanäle informiert.

Foodwatch sieht das anders: Der Hinweis "90 g" sei auf der Vorderseite klein platziert – und werde im Supermarktregal durch die Laschen der Verpackung oft verdeckt. Für die Organisation ist klar: Transparenz sieht anders aus.

Auch ein Blick auf die Marktdaten stützt die Kritik. Während das Statistische Bundesamt für Schokolade einen durchschnittlichen Preisanstieg von acht Prozent zwischen Anfang 2024 und 2025 verzeichnete, habe Mondelez in diesem Zeitraum die Preise um bis zu 64 Prozent erhöht – so Foodwatch.

Ebenfalls ganz vorne: Fish Tales, Mentru Chocbar, Rama und Dirtea Glow 

Nicht nur Milka stand dieses Jahr in der Kritik. Auf Platz zwei der Abstimmung landete ein Räucherlachs des Unternehmens Fish Tales mit 21,1 Prozent der Stimmen – laut Foodwatch stammen die Fische von einem Produzenten mit dokumentierten Tierschutzverstößen, die Rückverfolgbarkeit sei mangelhaft.

Platz drei belegte der Riegel "Menstru Chocbar" von Innonature. Obwohl er mit Eisen, rotem Maca und Vitamin B6 beworben wurde, gebe es laut Foodwatch keine gesicherten Studien, die einen Einfluss auf das Wohlbefinden während der Menstruation nachweisen. Auch Rama-Margarine und der Eistee "Dirtea Glow" von Rapperin Shirin David schafften es unter die fünf meistgewählten Produkte.

Mehr als 58.000 Stimmen wurden in der diesjährigen Abstimmung abgegeben – bereits zum 14. Mal verlieh Foodwatch den Negativpreis. Die Organisation fordert klare Kennzeichnungsregeln und ein Ende der Verbrauchertäuschung durch scheinbar harmlose Verpackungstricks.

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