Der CCO der Weimer Media Group im Interview
Matthias Nieswandt: "Jetzt ist die Stunde des neuen Wirtschaftswunders"

| Dagmar Zimmermann 
| 06.05.2025

"Das deutsche Davos" – so wird der Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee gerne genannt. Vom 7. bis 9. Mai 2025 findet dieses bedeutende Forum für den Dialog zwischen Wirtschaft, Politik und Wissenschaft erneut statt. Veranstalter ist die Weimer Media Group GmbH. LEADERSNET sprach mit CCO Matthias Nieswandt über die Rolle des Gipfels, die Herausforderungen der deutschen Wirtschaft und die Erwartungen an das Event in diesem Jahr.

LEADERSNET: "Deutschland nach der Wahl: Kommt nun das neue Wirtschaftswunder?": So lautet das diesjährige Motto des Ludwig-Erhard-Gipfels. Deshalb ganz direkt gefragt: Wirtschaftswunder – ja oder nein?

Matthias Nieswandt: Wenn die neue Regierung jetzt schnell die richtigen Weichen stellt, dann ja. Jetzt geht es aus meiner Sicht darum, die wirtschaftlich notwendigen und verlässlichen Rahmendaten wie niedrige Energiepreise und Steuern, finanzielle Anreize für Investitionen, weniger Regulierung und Bürokratie und eine höhere Forschungs- und Innovationsfreundlichkeit zu schaffen. Ferner muss an einer Lösung des Fachkräftemangel-Problems gearbeitet werden. Gelingt dies, so ist auch ein Wirtschaftswunder wieder möglich. In der Krise liegt die Chance. Das Vertrauen der deutschen Wirtschaft in den Standort Deutschland muss wieder zurückkehren – und zwar zeitnah. Unser Land muss sich auf seine Stärken besinnen. German Mut statt German Angst lautet die Devise. Deutschland war und ist das Land der Ingenieurskunst. Sie ist die Grundlage für neuen wirtschaftlichen Aufschwung. Daran glaube ich fest. Die neue Regierung hat die Aufgabe, diese Kräfte jetzt zu entfesseln.

LEADERSNET: Was würde Ludwig Erhard über den heutigen Gipfel denken – und über den Zustand der deutschen Wirtschaftspolitik im Jahr 2025?

Matthias Nieswandt: Ich bin mir sicher, dass er den intensiven Austausch der Stakeholdergruppen, bestehend aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Finanzen, sehr begrüßen und sich echte Ergebnisse des Dialogs wünschen würde. Dies ist natürlich auch unser Ziel als Veranstalter: Der Gipfel soll konkrete Problemlösungsvorschläge im Sinne der sozialen Marktwirtschaft liefern. Genau darum geht es jetzt. Die Köpfe dürfen drei Tage lang rauchen – so wie Ludwig Erhard einst seine Zigarre. Von der Wirtschaftspolitik der letzten Regierung wäre er wohl enttäuscht. Die völlig zerstrittene Ampel hat die deutsche Wirtschaft in einen desolaten Zustand versetzt. Wirtschaft braucht Verlässlichkeit, und die gab es nicht. Ziel der sozialen Marktwirtschaft ist es ja, die Entfaltungsmöglichkeit des Einzelnen in Einklang mit dem Zusammenhalt der Gesellschaft zu bringen. Davon sind wir aktuell meilenweit entfernt. Und die Formel "Wohlstand für alle" sollte nach wie vor gelten.

LEADERSNET: Welche Rolle spielt der Ludwig-Erhard-Gipfel in der deutschen Wirtschaftspolitik?

Matthias Nieswandt: Eine immer bedeutendere. Wir definieren den Gipfel als Plattform des Dialogs zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Die zahlreichen Wirtschaftslenker von DAX-Konzernen, Banken, Mittelständlern und Start-up-Unternehmen sowie die große Zahl an Spitzenpolitikern sind ein beeindruckender Beleg für die hohe Relevanz des Gipfels, der in diesem Jahr bereits zum 11. Mal stattfindet. So hat beispielsweise Friedrich Merz 2020 auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel seinen 10-Punkte-Plan für Deutschland vorgestellt. Er wurde Seelenverwandter und Stammgast der Konferenz. Auch die zahlreichen Hintergrundgespräche und Masterclasses abseits der großen Bühne tragen dazu bei, durch vertrauliche Diskussionen die Wirtschaftspolitik zu schärfen und klar auszurichten.

LEADERSNET: 2025 steht Deutschland wirtschaftlich vor großen Herausforderungen – von der Digitalisierung über den demografischen Wandel bis hin zur geopolitischen Unsicherheit. Wie spiegelt sich diese Lage im diesjährigen Gipfelprogramm wider?

Matthias Nieswandt: Unsere Konferenz ist bewusst thematisch breit angelegt. Eine plurale Themenstruktur gehört zur DNA der Konferenz. Es gibt aufgrund der hohen Nachfrage aus Industrie und Wirtschaft 2025 allein drei Panels zum Thema "Neue Technologien" und KI, zwei Panels zum hochrelevanten Sektor der Energieversorgung, eines mit Agnes Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Europaparlament, und mit Nato-General Laubenthal im stark besetzten "Defence Summit". Hinzu kommt ein erstklassig ausgestattetes Bildungs- und Arbeitsmarkt-Panel, u.a. sind Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, und Gewerkschaftsboss Michael Vassiliadis am 8. Mai als Speaker zu Gast.

LEADERSNET: Welche Stimmen aus Wirtschaft und Politik sind Ihnen in diesem Jahr besonders wichtig, weil sie neue Impulse geben könnten?

Matthias Nieswandt: Wir erwarten von allen Rednern und Partnern wertvolle Anregungen und Lösungsansätze. Aufgrund der Vielfalt an Top-Entscheidern möchte ich nicht einzelne, nur wenige Personen nennen. Das würde dem Gipfel nicht gerecht. Die Bandbreite reicht von führenden Mitgliedern der neuen Regierung über namhafte Europapolitiker, Wissenschaftler renommierter Forschungsinstitute bis hin zu DAX-Vorständen, Geschäftsführern aus dem Bereich Finance und von US-Techkonzernen, dem Mittelstand sowie Start-up-Firmen. Ein Blick auf die Homepage macht das deutlich. Einen Protagonisten des Gipfels möchte ich aber dennoch nennen: Bundespräsident a.D. Joachim Gauck, der den Freiheitspreis der Medien erhalten wird. Von ihm erhoffen wir uns eine klare Analyse zum Zustand unseres Landes und was es braucht, um wieder mit Zuversicht Deutschland nach vorne und zu Europas Lokomotive zu entwickeln.

LEADERSNET: Warum ist der Tegernsee der Ort des Events?

Matthias Nieswandt: Der Tegernsee war Wahlheimat von Ludwig Erhard, dem Namens- und Inhaltgeber unserer Veranstaltung. Ludwig Erhard ist auch in Gmund am Tegernsee begraben. Der Tegernsee und seine einmalige Landschaft bilden den entspannten und inspirierenden Rahmen für die Konferenz – ein starkes Asset und Differenzierungskriterium unseres Events. Hier trifft man sich gerne und länger als anderswo. Die wunderschöne Landschaft prägt die Gesprächsqualität.

LEADERSNET: Sie sind von ServusTV Deutschland zur WEIMER MEDIA GROUP gewechselt. Hat Print für Sie noch Zukunft?

Matthias Nieswandt: Ja, Print wird nicht sterben, es hat nach wie vor starke Assets und unschlagbare Wettbewerbsvorteile, speziell im Bereich Werbewirkung. Aber natürlich gibt es seit Langem eine Verschiebung hin zu digitalen Feldern, das ist der Lauf der Zeit. Am Ende geht es immer um Inhalte und eine starke Marke, man muss als Medienunternehmer auf allen Ausspielkanälen mit gutem Content präsent sein. Als Verlag punkten wir durch einen 360-Grad-Ansatz in unserer publizistischen Aufstellung. Neben Print und Digital bieten wir auch Bewegbild und Audioformate für unsere Partner an. Wir sind gut gerüstet für die Zukunft, u.a. auch mit Print-Publikationen. Ein gutes Beispiel hierfür ist unser neu gegründetes Produkt AnlagePunk mit einer hohen Marktakzeptanz.

LEADERSNET: Welche Rolle spielen Print und Online bei der medialen Begleitung des Ludwig-Erhard-Gipfels?

Matthias Nieswandt: Eine sehr große. Beim Ludwig-Erhard-Gipfel treffen sich alle Mediengattungen. Dies zeigen schon unsere Medienpartner wie ntv/RTL Deutschland, CNBC, Focus Online, Antenne Bayern Group und Ippen Media. Diese und viele weitere Medien garantieren eine hohe Reichweite und verlängern damit die Wertschöpfungskette des Events. Kurzer Rückblick: Der Ludwig-Erhard-Gipfel 2024 erzielte mit Vor- und Nachberichterstattung eine Gesamt-Brutto-Reichweite von über 900 Millionen Kontakten.

LEADERSNET: In Zeiten wirtschaftlicher Rezession – wie überzeugen Sie Sponsoren wie Audi, den Gipfel zu unterstützen?

Matthias Nieswandt: Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist der persönliche Austausch zwischen den Stakeholdergruppen umso wichtiger. Es müssen Lösungen für die Probleme gefunden werden, es geht um Vertrauen, aber auch um Sichtbarkeit. Dies geht nur durch direkten, persönlichen Kontakt. Dieser ist durch nichts zu ersetzen, was wir ja alle während der Pandemie schmerzlich erfahren mussten. Wenn es relevant wird, ist das persönliche Treffen unerlässlich. Am besten mit einer hohen Verweildauer, die unser Gipfel aufgrund der einmaligen Location am Tegernsee perfekt liefert. Im Übrigen haben wir viele Partner, die sich langfristig zu einer Teilnahme an unserer Konferenz committen. Dies ist ein großer Vertrauensbeweis uns gegenüber, schafft aber auch für unsere Partner eine hohe Sicherheit und Verlässlichkeit.

LEADERSNET: Wie wird sich der Ludwig-Erhard-Gipfel in den kommenden Jahren weiterentwickeln? Gibt es neue Formate, Zielgruppen oder internationale Perspektiven?

Matthias Nieswandt: Wir wollen natürlich weiterwachsen, nicht unbedingt an Größe, sondern vor allem an Relevanz. Eine Verbreiterung der Zielgruppen werden wir auch 2025 einläuten. Zum ersten Mal wird unsere Publikation Business Punk am 9. Mai als eigenständige Masterclass am Gipfel mit neuen Zielgruppen aus der Gründer-Szene, Innovatoren und Kreativen ganztägig teilnehmen. Langfristiges Ziel ist es, das Meinungsführertreffen Deutschlands als Wirtschaftskonferenz zu einer festen Größe in Europa zu etablieren. Durch die sich gerade neu bildende Weltwirtschaftsordnung ist dies relevanter denn je.

LEADERSNET: Welcher Moment hat Sie in der Geschichte des Gipfels besonders überrascht und bewegt?

Matthias Nieswandt: Einer der bewegendsten Momente war sicherlich die Verleihung des Freiheitspreises der Medien im vergangenen Jahr an Alexej Nawalny (posthum) und Julija Nawalnaja live bei uns am Tegernsee. Es war ein sehr ergreifender Moment, als diese starke Frau den Preis im Beisein von Spitzenpolitik, Wirtschaftslenkern und Top-Entscheidern des Landes und von unserer Verlegerin Christiane Goetz-Weimer entgegennahm. Laudator war der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz.

LEADERSNET: Wenn Sie sich etwas für den Diskurs zwischen Wirtschaft und Politik in Deutschland wünschen dürften – was wäre das?

Matthias Nieswandt: Ein ehrlicher, faktenbasierter und vor allem stark zukunftsorientierter Austausch von Argumenten, der dann schnell in konkrete Lösungsansätze zum Wohle unseres Landes mündet. Es wird allerhöchste Zeit dafür. Deutschland muss schnell zurück auf die Überholspur. Und zwar mit klimaneutralem Elektroantrieb…

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