Umfangreiche Restrukturierung
Evonik baut 1500 Stellen allein in Deutschland ab

| Redaktion 
| 04.03.2024

Das börsennotierte Chemieunternehmen will sich inmitten einer herausfordernden Lage schlanker, schneller und günstiger aufstellen. Zu diesem Zweck sollen international fast 2000 Arbeitsplätze eingespart werden.

"Wir arbeiten an unserer Bikini-Figur. Evonik wird schlanker, schneller und zugleich internationaler", verriet der Evonik-Vorstandsvorsitzende Christian Kullmann der Redaktion vom Handelsblatt bereits im vergangenen September. Zu diesem Zweck sollte ein "Modell für eine vollständig neue Verwaltung des Konzerns" ausgearbeitet werden.

Durch eine Pressemitteilung vom Montagmorgen wird nun ersichtlicher, was dieses Modell beinhaltet: Nach umfangreicher Analyse „sämtlicher Strukturen und Abläufe im Unternehmen" will Evonik in Zukunft „auf administrative Aktivitäten, die nicht direkt das Geschäft unterstützen", so gut es geht verzichten.

Unterhalb des Vorstands soll es deshalb maximal sechs weitere Hierarchie-Ebenen geben, während Aufgaben nach Möglichkeit gebündelt und Prüf- sowie Freigabeverfahren beschleunigt werden. Evonik-Angaben zufolge führen weisungsbefugte Mitarbeiter derzeit durchschnittlich vier Beschäftigte, bald sollen es sieben sein.

International fallen bis zu 2000 Stellen weg

Um sich effektiv „schlanker, schneller und deutlich günstiger" aufzustellen, will Evonik bis zu 2000 bestehende Jobs im Unternehmen abbauen. „Überproportional viele Führungspositionen" sind demnach davon betroffen; außerdem werden sich rund 75 Prozent der insgesamt abgebauten Arbeitsplätze auf deutsche Standorte des Konzerns mit Hauptsitz in Essen beziehen.

Womöglich werden die Betroffenen Trost darin finden, dass zumindest die Zuversicht von Thomas Wessel, Personalvorstand und Arbeitsdirektor, unberührt bleibt: "Es ist klar, dass unser Unternehmen in zwei Jahren anders aussehen wird – deutlich dynamischer und leistungsfähiger. Das erreichen wir auf dem guten Weg, den man bei Evonik kennt: gemeinsam in der Sache und fair im Umgang miteinander."

Das dazugehörige Programm hört auf den Namen "Evonik Tailor Made" und soll bis 2026 abgeschlossen sein. In den kommenden Wochen wollen Vorstand und Mitbestimmung ausloten, wie der Stellenabbau auf sozialverträgliche Weise gestaltet werden kann.

Abgeschwächte Prognosen erreicht

Die Ankündigung erfolgt im Zuge der Verkündung, dass der im letzten Sommer auf die schwierigen Rahmenbedingungen angepasste Prognose entsprochen werden konnte: Ein bereinigtes EBITDA von 1,66 Milliarden Euro liegt innerhalb der angepeilten Spanne von 1,6 bis 1,8 Milliarden Euro. Auch die anvisierte Spanne beim Konzernumsatz, nämlich 14 bis 16 Milliarden Euro, konnte mit 15,3 Milliarden Euro erreicht werden. Nichtsdestotrotz bedeutet diese Zahl einen Rückgang um 17 Prozent.

"Die vielen Krisen weltweit haben uns das Ergebnis verhagelt", resümiert Kullmann. "Insgesamt sind wir noch mit einem blauen Auge davongekommen. Das verdanken wir vor allem den großen Kraftanstrengungen aller Beschäftigten. Die Rahmenbedingungen werden jedoch nicht leichter, daher werden wir unseren grundlegenden Konzernumbau fortsetzen."

Eine konjunkturelle Erholung erwartet Evonik zumindest für dieses Jahr noch nicht, weshalb Sachinvestitionen auf 750 Millionen Euro begrenzt werden sollen. Unterm Strich erhofft sich der Chemiekonzern für das laufende Jahr (unter anderem) dadurch ein bereinigtes EBITDA zwischen1,7 und 2,0 Milliarden Euro.

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