Stressfaktor Positivität
Warum toxic positivity im Job ungesund ist

Das Diktat in der Arbeitswelt, dass Mitarbeiter Dinge stets positiv sehen müssen, schadet den Einzelnen und letztlich auch das Gesamtgefüge. Doch es gibt Mittel und Wege, um dem Trend entgegenzuwirken.

In der modernen Arbeitswelt zeichnet sich eine zunehmend problematische Tendenz ab: Die Kultur der "Toxic Positivity". Dieser Zwang, durchgehend positiv zu wirken und negative Emotionen wie Wut, Trauer oder Angst zu unterdrücken, hat sich in den Büroalltag eingewoben. Dabei ist gerade das Zulassen und Ansprechen dieser unangenehmen Gefühle von immenser Bedeutung.

Montagmorgen, ein alltägliches Szenario: Die Standardfrage "Hi, alles gut?" suggeriert bereits, dass lediglich positive Antworten erwünscht sind. Diese Erwartungshaltung, dass wir stets positiv gestimmt sein müssen, selbst wenn unser Innerstes etwas anderes signalisiert, ist ein klassisches Beispiel für Toxic Positivity. Diese Haltung manifestiert sich nicht nur in individuellen Interaktionen, sondern kann auch Teil der Unternehmenskultur werden, wenn etwa Führungskräfte durchgängig Optimismus predigen, ohne Raum für echte Emotionen zu lassen.

Doch warum ist diese ständige Positivität problematisch?

Emotionen dienen uns als wichtige Indikatoren unseres inneren Zustands. Sie zu ignorieren oder gar zu unterdrücken, kann langfristig nicht nur auf der persönlichen Ebene schädlich sein, sondern auch die Produktivität und Kreativität im Berufsleben beeinträchtigen. Insbesondere negative Emotionen haben das Potenzial, als Katalysatoren für Veränderung und Verbesserung zu wirken. Sie anzuerkennen und auszudrücken kann somit einen direkten Einfluss auf die Effizienz und Gerechtigkeit am Arbeitsplatz haben. Zu diesem Schluss kommt Heike Reuber, Psychologin bei der Meditations-App 7Mind, in einem Ratgebertext auf t3n.

Die Konsequenzen der Nichtbeachtung dieser emotionalen Signale können gravierend sein. Wer gegen den Strom der Toxic Positivity schwimmt und seine wahren Gefühle äußert, riskiert oft, mit Scham belegt zu werden. Dies wiederum verstärkt das Gefühl der Isolation und des Nichtverstandenseins, was einer gesunden Teamdynamik entgegenwirkt.

Um dieser schädlichen Tendenz entgegenzuwirken, sind hier fünf praktische Ansätze:

  1. Ansprechen: Thematisieren Sie die Problematik der Toxic Positivity offen im Team. Der richtige Zeitpunkt dafür hängt von der individuellen Situation ab.
  2. Vereinbaren: Legen Sie gemeinsam fest, wie authentischer Umgang im Team aussehen kann. Ersetzen Sie allgemeine Floskeln durch echte Fragen nach dem Befinden und bieten Sie konkrete Unterstützung an.
  3. Umsetzen: Zeigen Sie Anerkennung für die Offenheit Ihrer Kollegen und unterstützen Sie diese durch aktives Zuhören und reflektierende Fragen.
  4. Blick nach innen: Fördern Sie Ihr eigenes emotionales Bewusstsein durch Achtsamkeitspraktiken und Reflexion. Das hilft, authentisch zu bleiben und auch im Berufsleben ein Vorbild für den Umgang mit Gefühlen zu sein.
  5. Spaß nicht vergessen: Nutzen Sie Humor, um der Toxic Positivity entgegenzuwirken. Ein spielerischer Umgang mit dem Thema kann helfen, die Ernsthaftigkeit zu mindern und gleichzeitig das Bewusstsein zu schärfen.

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