Längere Öffnungszeiten für Anleger
Nasdaq plant 23-Stunden-Handel für Aktien

| Redaktion 
| 16.12.2025

Die US-Technologiebörse Nasdaq will ihre Handelszeiten massiv ausweiten: Statt bisher 16 Stunden soll der Aktienhandel künftig an fünf Wochentagen 23 Stunden lang möglich sein. Damit reagiert der Börsenbetreiber auf das zunehmende Interesse internationaler Anleger – und setzt Mitbewerber wie NYSE und Cboe unter Zugzwang.

Mit einem formellen Antrag an die US-Börsenaufsicht SEC treibt die Nasdaq die Internationalisierung ihrer Handelsinfrastruktur voran. Der geplante Schritt sieht vor, die Öffnungszeiten für den Aktien- und ETP-Handel auf ein fast durchgehendes 23-Stunden-Fenster auszudehnen. Ziel ist es, globale Anleger:innen besser zu erreichen – und der weltweit steigenden Nachfrage nach US-Wertpapieren Rechnung zu tragen.

Globalisierung erfordert flexiblere Handelszeiten

In einer zunehmend vernetzten Finanzwelt stoßen klassische Handelszeiten an ihre Grenzen. Bislang öffnete die Nasdaq werktags für rund 16 Stunden – eine Struktur, die vor allem auf den US-Markt zugeschnitten ist. Doch laut Chuck Mack, dem zuständigen Leiter für Nordamerika bei der Nasdaq, sei dieser Ansatz nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr habe sich der Markt globalisiert, Investoren agierten unabhängig von Zeitzonen, insbesondere aus Europa und Asien.

Der neue Vorschlag sieht vor, an fünf Tagen pro Woche den Handel von Aktien und Exchange Traded Products (ETPs) fast rund um die Uhr zu ermöglichen – mit nur einer einstündigen technischen Pause täglich. Damit könnten Anleger:innen künftig deutlich flexibler auf Ereignisse reagieren, auch außerhalb der bisherigen US-Handelsfenster.

Konkurrenz zieht nach, Technik wird zum Schlüsselfaktor

Auch andere US-Börsenbetreiber wollen nicht zurückbleiben: Die New York Stock Exchange (NYSE) und Cboe Global Markets haben ähnliche Überlegungen angekündigt. Ein durchgehender Handel würde besonders außerbörsliche Handelsplattformen (OTC) unter Druck setzen, die bisher eine Lücke außerhalb regulärer Zeiten füllen.

Technisch ist dieser Schritt jedoch anspruchsvoll. Die zentrale Herausforderung: Eine permanente Verfügbarkeit von Clearing- und Settlement-Systemen. Diese sind derzeit auf Tagesabschlüsse ausgelegt und müssten auf eine kontinuierliche Betriebsweise umgestellt werden. Die Nasdaq plant, ihre Clearingstelle bis Ende 2026 entsprechend zu modernisieren.

Chancen und Risiken für Investoren weltweit

Die geplante Umstellung könnte die Spielregeln am Kapitalmarkt neu definieren. Internationale Privatanleger:innen und institutionelle Investoren erhalten durch die ausgeweiteten Zeiten erstmals regulären Zugang zum Handel mit US-Aktien – unabhängig von Tages- oder Nachtzeit.

Laut eines Berichts von ntv sei die Nachfrage besonders während der US-Nachtstunden spürbar gestiegen. Anleger aus Europa und Asien könnten künftig in Echtzeit auf globale Ereignisse reagieren, ohne auf außerbörsliche Alternativen ausweichen zu müssen.

Allerdings warnen Analyst:innen auch vor möglichen Risiken: Ein 23-Stunden-Handelsfenster erhöht die Anfälligkeit für Volatilität, insbesondere durch Nachrichtenereignisse oder geopolitische Entwicklungen in Randzeiten. Zudem dürfte die Umstellung kleinere Broker und Marktteilnehmer technisch wie personell fordern.

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