"Es ging ums nackte Überleben"
Boris Beckers neues Buch enthüllt die brutale Realität im Gefängnis

| Redaktion 
| 10.09.2025

Tennislegende, Weltstar, verurteilter Steuerflüchtling – und nun Autor: Boris Becker verarbeitet in seinem neuen Buch seine 231 Tage im britischen Gefängnis. Der einstige Wimbledon-Held zeichnet ein eindrucksvolles Porträt seiner inneren Zerrissenheit, seiner Läuterung hinter Gittern und des öffentlichen Absturzes. Dabei spart er weder mit Selbstkritik noch mit Einblicken in eine Welt, die für Prominente normalerweise verschlossen bleibt.

Im Buch, das Boris Becker gemeinsam mit dem britischen Sportjournalisten Tom Fordyce verfasst hat, schildert der frühere Tennis-Champion erstmals ausführlich seine Haftzeit in Großbritannien. Die Memoiren, die Becker in Berlin vorstellen will, werfen ein Licht auf den harten Gefängnisalltag, seine persönlichen Rückschläge – und seine Wiederauferstehung.

Vom Tennis-Idol zum Insassen

1985 noch als Wunderkind auf dem heiligen Rasen von Wimbledon gefeiert, findet sich Boris Becker im Frühjahr 2022 vor einem britischen Gericht wieder – mit gravierenden Konsequenzen. Der Southwark Crown Court verurteilt ihn wegen Insolvenzdelikten zu zweieinhalb Jahren Haft. In seinem Buch gesteht Becker: "Ich habe Fehler gemacht und Dinge falsch eingeschätzt."

Seine erste Station als Häftling A2923EV: das berüchtigte Wandsworth-Gefängnis. Hier erwartet ihn eine schimmelnde Zelle, brutale Geräusche in der Nacht und ein radikaler Bruch mit dem bisherigen Leben. "Es ging ums nackte Überleben, nichts weiter", so Becker. Erst später erfolgt die Verlegung ins weniger restriktive Huntercombe Prison.

Noch im Rückblick wirkt die Konfrontation mit dem Gefängnisalltag für Becker surreal. Der Verlust jeglicher Privatsphäre, das Essen aus Plastikschalen, das ständige Beobachtetwerden – ein extremer Kontrast zum früheren Jetset-Leben. Der einst umjubelte Champion, der mit Staatschefs dinierte und Millionen verdiente, musste sich plötzlich mit dem Leben in einer Zwei-Mann-Zelle arrangieren.

Lilian, Stoizismus und Selbstfindung

Zwischen Atemübungen, Unterrichtseinheiten und philosophischen Kursen findet Becker Halt bei seiner heutigen Ehefrau Lilian de Carvalho Monteiro – "die Frau, die mich gerettet hat", wie er schreibt. Ebenso bedeutend: Ein Kurs über Stoizismus, in dem er lernt, mit der neuen Realität umzugehen.

In einer präzisen Innenansicht beschreibt Becker, wie der Verlust des alten Lebens ihn zur Auseinandersetzung mit sich selbst zwingt. Geld, Ruhm, Freunde – all das scheint sich in Luft aufgelöst zu haben. Der einstige Multimillionär steht nach der Haft vor dem Nichts. "Das muss man sich mal vorstellen: Du sitzt siebeneinhalb Monate im Knast, und wenn du rauskommst, wollen sie immer noch mehr von dir."

Die emotionale Abhängigkeit von Lilian und die Erinnerung an seine verstorbene Mutter Elvira hätten ihn durch die schwersten Stunden getragen. Auch über die psychischen Belastungen spricht Becker offen: Schlaflosigkeit, Isolation und der permanente Versuch, in einer feindlichen Umgebung nicht die Kontrolle über den eigenen Geist zu verlieren.

Besonders eindrücklich ist seine Schilderung der ersten Nacht in Wandsworth: "Schreie, die klingen, als ob jemand Schmerzen hätte. Als ob jemand stirbt." Die rohe Realität hinter Gittern nimmt in „Inside“ einen breiten Raum ein. Ein Tennisstar unter Schwerverbrechern – das sorgt nicht nur für Spannungen, sondern auch für eine existenzielle Sinnkrise.

Ein Symbol für den öffentlichen Fall und Neuanfang

Wie stern.de berichtet, wird das Buch nicht nur als autobiografisches Zeugnis gelesen, sondern als Versuch, Kontrolle über die eigene Geschichte zurückzugewinnen. Becker reflektiert über verlorene Freundschaften, medialen Druck, eigenes Fehlverhalten und die Mechanismen des Prominentenlebens.

Gleichzeitig ist das Buch ein Appell gegen vorschnelle Urteile. "Man sollte weniger über andere urteilen", schreibt er. Ein Satz, der wie eine Zusammenfassung seiner Läuterung wirkt.

Nach seiner Entlassung wurde Becker nach Deutschland abgeschoben – und trat in einem für ihn typischen Kontrastprogramm die Rückreise im Privatjet eines Freundes an. Seine finanziellen Verluste: eine Finca auf Mallorca, eine Wohnung in London, ein Haus in Leimen und eine Million Pfund auf dem Konto. Dazu: 500.000 Pfund Schulden beim Insolvenzverwalter.

Heute lebt Becker in Mailand, erwartet mit Lilian sein fünftes Kind und zeigt sich äußerlich gereift. Ob die innere Wandlung von Dauer ist, bleibt abzuwarten – aber eines ist klar: Das Gefängnis wird ihn nie ganz loslassen. "Inside" endet mit einem Gefühl zwischen Reue und Entschlossenheit.

Ob "Bobbele" nun ein neues Kapitel aufschlägt oder im medialen Wiederaufguss vergangener Triumphe verbleibt, bleibt offen. Sicher ist: Mit diesem Buch liefert er einen der schonungslosesten Selbstberichte eines deutschen Sportstars – ein Lehrstück über Fallhöhe, Vergebung und Neuanfang. Für Leser:innen ist es ein Blick hinter die Fassade eines Mannes, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere alles hatte – und dennoch tief stürzte.

Buchtipp – Boris Beckers Gefängnis-Memoiren auf einen Blick

  • Titel: Inside – Gewinnen. Verlieren. Wieder aufstehen.

  • Autor: Boris Becker, gemeinsam mit Tom Fordyce

  • Verlag: Penguin Verlag

  • Erscheinungsdatum: 12. September 2025

  • Seitenanzahl: 352 Seiten

  • ISBN: 978-3-328-60223-9

  • Preis: € 24,00 (D)

  • Erhältlich bei: Thalia – Inside von Boris Becker

  • Inhalt: Boris Becker schildert schonungslos seine 231 Tage Haft in britischen Gefängnissen – ein persönlicher Blick auf Schuld, Öffentlichkeit und zweite Chancen.

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Buchtipp – Boris Beckers Gefängnis-Memoiren auf einen Blick

  • Titel: Inside – Gewinnen. Verlieren. Wieder aufstehen.

  • Autor: Boris Becker, gemeinsam mit Tom Fordyce

  • Verlag: Penguin Verlag

  • Erscheinungsdatum: 12. September 2025

  • Seitenanzahl: 352 Seiten

  • ISBN: 978-3-328-60223-9

  • Preis: € 24,00 (D)

  • Erhältlich bei: Thalia – Inside von Boris Becker

  • Inhalt: Boris Becker schildert schonungslos seine 231 Tage Haft in britischen Gefängnissen – ein persönlicher Blick auf Schuld, Öffentlichkeit und zweite Chancen.

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