N26 unter Bafin-Druck
Ex-Bundesbanker Dombret soll Kontrolle bei N26 übernehmen

Die Digitalbank N26 steht seit Monaten unter verstärkter Beobachtung der Finanzaufsicht. Nach dem angekündigten Führungswechsel im Vorstand könnte nun auch der Aufsichtsrat ein markantes neues Gesicht bekommen: Andreas Dombret, ehemaliges Mitglied des Bundesbankvorstands, soll die Kontrolle übernehmen – unter Vorbehalt der Genehmigung durch die zuständigen Behörden.

Die personelle Neuausrichtung der Berliner Neobank N26 nimmt weiter Gestalt an. Nachdem kürzlich bekannt wurde, dass Valentin Stalf, Co-Gründer und CEO, seinen Posten räumt, soll nun Andreas Dombret als neuer Aufsichtsratsvorsitzender installiert werden. Die Entwicklung kommt zu einer Zeit, in der das Vertrauen der Finanzaufsicht und der Märkte in das Management der Bank von zentraler Bedeutung ist.

Wechsel auf oberster Kontrollinstanz

Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, plant N26, den erfahrenen Finanzexperten Andreas Dombret mit dem Vorsitz des Aufsichtsrats zu betrauen. Der 65-Jährige war von 2010 bis 2018 Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, wo er unter anderem für die Banken- und Finanzaufsicht verantwortlich war. In dieser Funktion erwarb er sich ein hohes Maß an Fachwissen über aufsichtsrechtliche Strukturen und internationale Standards. Auch international war Dombret gut vernetzt – er vertrat die Bundesbank in verschiedenen Gremien der Europäischen Zentralbank und im Basler Ausschuss für Bankenaufsicht.

Nach seinem Ausscheiden bei der Bundesbank war Dombret als Senior Advisor bei verschiedenen renommierten Institutionen tätig, darunter die US-Investmentbank Oliver Wyman und die Boston Consulting Group. Darüber hinaus war er Mitglied in mehreren Aufsichtsräten sowie Honorarprofessor an der Universität der Bundeswehr München. Der geplante Amtsantritt bei N26 soll zum 1. Oktober erfolgen – vorbehaltlich der Zustimmung durch die zuständigen Aufsichtsbehörden. Eine offizielle Bestätigung auf der nächsten Hauptversammlung wäre dann der formelle Abschluss dieses bedeutenden Personalwechsels.

N26 im Umbruch: Stalf geht, Mosen kommt

Bereits in der vergangenen Woche wurde der Rückzug des bisherigen Co-CEO und Mitgründers Valentin Stalf angekündigt, der sich nach Kritik der BaFin aus der operativen Führung zurückzieht. Nach einer Übergangsphase soll er in den Aufsichtsrat wechseln. Mit dieser Bewegung innerhalb der Unternehmensführung reagiert N26 auf anhaltenden regulatorischen Druck sowie auf zunehmende öffentliche Kritik.

Sein Nachfolger im Vorstand wird Marcus Mosen, der bisherige Aufsichtsratschef der Neobank. Mosen verfügt über breite Erfahrung im Fintech- und Zahlungsverkehrsbereich und war unter anderem CEO beim Zahlungsdienstleister Concardis sowie in führenden Positionen bei Ogone, Ingenico und der Deutschen Bank tätig. Die interne Rochade auf beiden Ebenen – Vorstand wie Aufsichtsrat – unterstreicht den Reformwillen der Digitalbank. Sie markiert zudem eine Phase der strategischen Neuausrichtung, in der Themen wie Compliance, Risikomanagement und Governance höchste Priorität genießen.

N26 war zuletzt wiederholt ins Visier der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) geraten, unter anderem wegen Mängeln in der Geldwäscheprävention, unzureichender interner Kontrollsysteme und eines als unzureichend bewerteten Risikomanagements. In der Folge wurde mehrfach ein Sonderbeauftragter eingesetzt, um die Umsetzung der behördlich angeordneten Maßnahmen zu überwachen – ein deutliches Signal für regulatorische Unzufriedenheit. Die aufsichtsrechtliche Lage hatte zuletzt nicht nur das Vertrauen der Behörden, sondern auch jenes von Investoren belastet.

Signalwirkung für Investoren und Aufsicht

Die Berufung von Andreas Dombret könnte als starkes Vertrauenssignal gegenüber Regulierern, Marktteilnehmern und potenziellen Investoren gewertet werden. Seine langjährige Erfahrung bei der Bundesbank, gepaart mit seiner internationalen Vernetzung und Expertise in der Bankenaufsicht, machen ihn zu einem idealen Kandidaten für eine Schlüsselfunktion in einem Unternehmen, das sich im Spannungsfeld zwischen Disruption und Regulierung bewegt.

Auch aus Investorensicht dürfte der Schritt positiv bewertet werden. Gerade institutionelle Anleger achten bei Fintechs zunehmend auf stabile Governance-Strukturen und regulatorische Konformität. In dieser Hinsicht könnte Dombrets Ernennung helfen, bestehende Reputationsrisiken zu mindern und das Unternehmen für zukünftige Finanzierungsrunden zu stabilisieren. Ob dieser Schritt genügt, um die kritische Haltung der Aufsicht zu besänftigen, bleibt abzuwarten – doch der strategische Kurswechsel ist unverkennbar und zeigt, dass N26 seine Rolle im regulierten Finanzsystem ernster zu nehmen scheint als je zuvor.

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