Wirtschaftselite zieht ernüchtert Bilanz
Friedrich Merz enttäuscht nach 100 Tagen im Kanzleramt

| Redaktion 
| 11.08.2025

Hundert Tage im Amt – ein symbolträchtiger Meilenstein für jeden Regierungschef. Für Bundeskanzler Friedrich Merz fällt die erste Bilanz jedoch ernüchternd aus. Eine exklusive Umfrage unter Wirtschaftsentscheidern zeigt: Fast 60 Prozent sind unzufrieden mit seiner bisherigen Leistung. Weder wirtschaftlich noch politisch ist der versprochene Aufbruch spürbar. Die Stimmung in Wirtschaft und Politik schwankt zwischen Skepsis und Resignation.

Als Merz im Mai in seiner ersten Regierungserklärung versprach, die Bürgerinnen und Bürger sollten "schon im Sommer spüren", dass es vorangeht, schien der Anspruch klar: sichtbare Fortschritte in kurzer Zeit. Der Sommer ist da – doch die Realität sieht anders aus. Wirtschaftsdaten stagnieren, außenpolitische Erfolge bleiben begrenzt, und selbst treue Unterstützer zweifeln. Für viele stellt sich nun die Frage, ob die Regierung in den kommenden Monaten noch die Wende schaffen kann.

Wirtschaftliche Flaute statt Aufbruch

Die wirtschaftliche Lage zeigt keine Anzeichen eines Aufschwungs. Laut eines Berichts der WirtschaftsWoche ist das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal erneut geschrumpft. Wichtige Indikatoren wie Konsum- und Geschäftsklimaindex treten auf der Stelle. Zwar bringt der jüngste Zolldeal mit den USA etwas Planungssicherheit, doch strukturelle Probleme wie schwache Exportaussichten und geopolitische Unsicherheiten bleiben ungelöst. Branchenvertreter beklagen zudem eine schleppende Umsetzung angekündigter Reformen sowie fehlende Impulse für Innovation und Investitionen.

Politische Schwächen und fehlende Mehrheiten

Politisch präsentiert sich die Koalition angeschlagen. In aktuellen Umfragen erreichen Union und SPD zusammen nur noch etwas über 40 Prozent – zu wenig für eine parlamentarische Mehrheit. Die AfD profitiert von der allgemeinen Unzufriedenheit und liegt auf Rekordniveau. Hinzu kommen parteiinterne Irritationen, etwa über die Kurswechsel der Regierung in der Nahostpolitik. Kritiker werfen Merz zudem vor, zu stark auf symbolische Politik zu setzen, während konkrete Gesetzesvorhaben im Parlament ins Stocken geraten. Die Koalitionspartner zeigen sich uneins, was zentrale Projekte weiter verzögert.

Unzufriedenheit auch in der Wirtschaftselite

Besonders brisant für Merz: Laut der Civey-Umfrage unter Unternehmern und Führungskräften sind 59 Prozent unzufrieden oder sehr unzufrieden mit seiner bisherigen Arbeit. Von einem "Merz-Bonus" ist nichts zu spüren. Auch die Erwartungen an den Standort Deutschland sind verhalten. Viele sehen die Wettbewerbsfähigkeit durch hohe Energiekosten, Fachkräftemangel und überbordende Bürokratie gefährdet. Merz hatte in seiner Regierungserklärung betont: "Wir wollen das Versprechen vom Wohlstand für alle erneuern." Nach den ersten 100 Tagen bleibt dieses Ziel in weiter Ferne – und die kommenden Monate könnten darüber entscheiden, ob er das Vertrauen der Wirtschaft zurückgewinnt.

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