Der Stepstone-Gehaltsreport: Wer in Deutschland wieviel verdient

| Redaktion 
| 17.01.2024

Die Frage des Gehalts ist hierzulande immer noch ein Tabuthema. Der Report der Jobplattform bringt ein wenig mehr Klarheit.

In der Diskussion um Löhne und Gehälter in Deutschland zeichnet sich ein bemerkenswertes Bild ab: Trotz des Wunsches der Mitarbeiter nach mehr Transparenz bleibt das Thema Gehalt in vielen Unternehmen ein Tabu. Die Frage, wie viel in verschiedenen Berufen und Branchen verdient wird, ist von zunehmender Bedeutung für Jobsuchende, wie eine Analyse der Jobplattform Stepstone verdeutlicht.

Die Studie ergab, dass neun von zehn Personen eher eine Stellenausschreibung in Betracht ziehen, wenn das zukünftige Gehalt klar und deutlich angegeben ist. Interessanterweise haben sechs von zehn Arbeitssuchenden schon einmal aufgrund fehlender Gehaltsangaben auf eine Bewerbung verzichtet. Trotz dieser Tendenzen zeigen sich viele Firmen weiterhin zurückhaltend, wenn es um Gehaltsangaben geht, und betonen stattdessen eher Zusatzleistungen wie ein Jobticket oder kostenlosen Kaffee.

Um mehr Klarheit in die Gehaltslandschaft zu bringen, veröffentlicht Stepstone jährlich einen Gehaltsreport, basierend auf rund 920.000 Gehaltsangaben, die zwischen Januar 2021 und November 2023 eingereicht wurden. Diese Daten bieten einen Überblick darüber, in welchen Branchen und Berufsgruppen am meisten verdient wird.

Das Handelsblatt hat diese Erkenntnisse aufgegriffen und mit Experten über die aktuellen Gehaltsentwicklungen gesprochen. Die Ergebnisse zeigen, dass besonders in Branchen wie dem Bankwesen, der Luft- und Raumfahrt sowie der Pharmaindustrie überdurchschnittliche Gehälter gezahlt werden.

Die Top-Branchen und ihr Bruttodurchschnittsgehalt in Deutschland:

  • Bankwesen: 70.250 €
  • Luft- und Raumfahrt: 67.750 €
  • Pharmaindustrie: 64.750 €
  • Versicherungen: 62.250 €
  • Wissenschaft und Forschung: 58.500 €
  • Transport und Logistik: 44.500 €
  • Freizeit, Touristik, Kultur und Sport: 44.250 €
  • Land, Forst- und Fischwirtschaft, Gartenbau: 42.250 €
  • Handwerk: 42.000 €
  • Hotel, Gastronomie und Catering: 39.750 €

Deutscher Durchschnitt: 50.250 €, Quelle: Stepstone

Die Bestverdiener nach Berufsgruppen:

Nach Berufsfeldern aufgeschlüsselt, stehen Ärzte mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 107.250 Euro an der Spitze. Auch andere Berufsgruppen wie Bank-, Finanz- und Versicherungsexperten sowie Ingenieure, Berater und IT-Fachkräfte verdienen überdurchschnittlich gut.

Bruttojahresgehalt nach Berufsgruppe in Deutschland:

  • Ärzte: 107.250 €
  • Bank-, Finanz- und Versicherungsexperten: 63.000 €
  • Ingenieure: 60.250 €
  • Consultants: 59.750 €
  • IT-Fachkräfte: 59.000 €
  • Marketing- und PR-Experten: 57.000 €
  • Personalwesen: 55.000 €
  • Vertrieb: 50.750 €
  • Logistik: 43.750 €
  • Handwerk: 43.500 €
  • Gesundheits- und Sozialwesen: 42.500 €
  • Groß- und Einzelhandel: 40.250 €
  • Gastronomie: 39.750 € 

Deutscher Durchschnitt: 50.250 €, Quelle: Stepstone

Tobias Zimmermann von Stepstone und Florian Frank von der Unternehmensberatung Willis Towers Watson (WTW) bestätigen, dass sowohl die Branche als auch die spezifische Berufsgruppe wesentliche Faktoren für die Gehaltshöhe sind. Insbesondere in der IT-Branche spiegeln sich der Fachkräftemangel und das gefragte Nischenwissen in den Gehältern wider.

Hohe Gehälter in der IT sind die Ausnahme

Trotz dieser Trends bleiben extrem hohe Gehälter in der IT-Branche die Ausnahme, wie Zimmermann anmerkt. Ein weiterer wichtiger Faktor für das Gehaltsniveau ist die Unternehmensgröße. Mitarbeiter in Großunternehmen verdienen im Schnitt deutlich mehr als in kleineren Betrieben.

Höhere Gehälter in Hessen, Bayern und Baden-Württemberg

Regional gesehen, zeigt sich, dass in Bundesländern wie Hessen, Bayern und Baden-Württemberg höhere Gehälter gezahlt werden als in anderen Regionen Deutschlands. Auch das Geschlecht spielt weiterhin eine Rolle beim Verdienst: Frauen verdienen durchschnittlich weniger als Männer.

Die Experten sind sich einig, dass neben der Inflation vor allem der Fachkräftemangel die Gehälter in die Höhe treibt. Michael Kind von Kienbaum sieht in der angespannten Arbeitsmarktlage den Haupttreiber für die steigenden Gehälter. Auch wenn die Konjunkturflaute möglicherweise die Gehälter beeinflussen könnte, glaubt Kind nicht, dass dies einen langfristigen Effekt haben wird. Die Unternehmen rechnen damit, dass der Druck auf die Gehälter anhalten wird, und planen, dies durch mehr Wachstum und Produktivität zu kompensieren. Einige Firmen könnten jedoch auch Einsparungen oder Personalabbau in Betracht ziehen.

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