Wikipedia-Konkurrent startet holprig
Elon Musk: Grokipedia crasht am ersten Tag

Elon Musk hat mit seiner neuen Plattform Grokipedia den direkten Angriff auf Wikipedia gestartet. Die von seiner KI-Firma xAI entwickelte Online-Enzyklopädie soll eine unabhängige, KI-gestützte Wissensplattform bieten. Doch bereits zum Launch kam es zu Problemen: Die Seite war kurz nach dem Start nicht mehr erreichbar. Dennoch sorgte das Projekt mit fast 900.000 Artikeln für Aufsehen – und wirft grundlegende Fragen zur Qualität von KI-generierten Informationen auf.

Am Montag stellte Elon Musk die Beta-Version seiner neuen KI-Enzyklopädie Grokipedia online. Die Plattform basiert auf xAIs Chatbot Grok und ist Teil von Musks größerem Plan, den Einfluss bestehender Informationsquellen wie Wikipedia zu begrenzen und ein neues digitales Wissensökosystem zu etablieren. Der Start verlief jedoch alles andere als reibungslos.

Technik-Debakel am ersten Tag

Grokipedia ging am Montagnachmittag unter der Adresse grokipedia.com live. Kurz darauf stürzte die Seite ab und war für Stunden nicht erreichbar – ein ernüchternder Auftakt für ein Projekt, das als Meilenstein für KI-basierte Wissensvermittlung angekündigt wurde. Erst am Abend konnte der Dienst wieder online geschaltet werden. Die Startversion war als "Grokipedia v0.1" gekennzeichnet und bot eine minimalistische Benutzeroberfläche mit einfacher Suchfunktion.

Laut Fox Business enthielt die Plattform beim Launch 885.279 Artikel. Nutzer:innen bemerkten jedoch, dass zahlreiche Inhalte stark an Wikipedia erinnerten oder direkt daraus übernommen wirkten. Kritiker stellten daher die Frage nach der Originalität und rechtlichen Absicherung der Inhalte. Die massive Datenmenge konnte weder über die technische Instabilität hinwegtäuschen noch über die Unsicherheiten in Bezug auf die redaktionelle Verantwortung.

Besonders auffällig war die Ähnlichkeit der Formulierungen zu bestehenden Wikipedia-Einträgen. In Fachkreisen wird diskutiert, ob Grokipedia lediglich als KI-generierte Kopie fungiert oder tatsächlich neue Inhalte auf Basis anderer Quellen erstellt. Eine Transparenz über Quellenlage und Relevanzprüfung fehlte bisher.

"Wahrheitsgetreue Alternative" zu Wikipedia

Musk hatte Grokipedia zuvor mehrfach als notwendig bezeichnet, um einer vermeintlich einseitigen Informationspolitik von Wikipedia entgegenzuwirken. In einem Post auf X schrieb er bereits im September: "Wir bauen Grokipedia @xAI. Es wird eine massive Verbesserung gegenüber Wikipedia sein. Ehrlich gesagt ist es ein notwendiger Schritt auf dem Weg zum Ziel von xAI, das Universum zu verstehen."

Bereits vor dem offiziellen Launch hatte Musk angekündigt, man müsse noch "Propaganda aussortieren", bevor man die Seite veröffentliche. Dass Grokipedia inhaltlich unabhängiger sein soll, bleibt bislang Behauptung. Denn die Herkunft und Qualität der Inhalte ist weiter unklar. Ob xAI künftig striktere Qualitätsrichtlinien oder ein eigenes Review-System etablieren wird, ist bislang offen.

Zudem stellt sich die Frage, wie sich Grokipedia im Spannungsfeld zwischen Meinungsfreiheit, Faktenprüfung und redaktioneller Verantwortung positionieren wird. Während Wikipedia auf ein kollaboratives Modell mit Community-Kontrolle setzt, bleibt Grokipedias Governance-Modell bislang im Dunkeln.

KI-gestützte Wissenswelt mit Schwächen

Die Plattform wird von Grok unterstützt, einem KI-Chatbot, der laut xAI mit Echtzeitdaten trainiert wurde. Ziel sei es, ein System zu schaffen, das Fakten ohne redaktionelle Verzerrung vermittelt. Doch der Launch zeigte deutlich, dass Technologie allein keine journalistische Sorgfalt ersetzen kann. Zahlreiche Inhalte wirkten unfertig oder kontextlos, was die Gefahr von Missinterpretationen erhöht.

Mit Grokipedia macht Musk einen weiteren Schritt in seiner Strategie, alternative Informations- und Kommunikationskanäle zu etablieren. Parallel dazu treibt xAI die personellen Strukturen für den Betrieb und die Weiterentwicklung der Plattform zügig voran, wobei bereits gezielt Fachkräfte für Schlüsselrollen im Bereich Künstliche Intelligenz und Inhaltsmoderation gesucht werden – etwa über entsprechende Stellenausschreibungen, die bereits online veröffentlicht wurden. Nach dem Umbau von Twitter zu "X" und dem Start von Grok setzt er seine Vision einer "freien und unvoreingenommenen" Informationswelt konsequent um. Dass dabei jedoch nicht nur technische, sondern auch ethische und inhaltliche Herausforderungen bestehen, zeigt der holprige Start eindrucksvoll.

Ob Grokipedia langfristig als verlässliche Alternative zu Wikipedia wahrgenommen wird, hängt nicht nur von der technischen Weiterentwicklung ab, sondern vor allem von der Glaubwürdigkeit der Inhalte und der Transparenz ihrer Entstehung. Die nächsten Updates der Plattform dürften entscheidend sein.

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