Wege in der Arbeit
Berufliche Mobilität neu gedacht

Unternehmen wie SAP und Siemens experimentieren mit einem monatlichen Mobilitätsbudget für Mitarbeiter, das für Fahrräder, öffentlichen Nahverkehr und E-Scooter verwendet werden kann. Wird der Dienstwagen durch ein flexibleres Modell ersetzt?

In Deutschland steckt das Konzept des Mobilitätsbudgets noch in den Kinderschuhen; ganz im Gegensatz zum fest verankerten Dienstwagen, der durch geringe Besteuerung glänzt. Fast zwei Drittel aller Neuwagen werden gewerblich zugelassen, wovon jeder Fünfte ein Firmenwagen ist. Doch der Druck wächst, nicht zuletzt durch neue EU-Richtlinien wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die Unternehmen zwingen, ihre Nachhaltigkeitsbilanz offenzulegen – einschließlich der Mobilität der Mitarbeiter.

SAP und Siemens haben innovative Wege gefunden, um ihren Mitarbeitern Mobilitätsbudgets zugänglich zu machen, die die Palette an Verkehrsmitteln erweitern und zu einer nachhaltigeren und flexibleren Mitarbeitermobilität beitragen sollen, wie der Spiegel berichtet.

Bei SAP haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, ein Mobilitätsbudget zu wählen, das sie für eine Vielzahl von Verkehrsmitteln verwenden können – von Fahrrädern über Bahntickets bis hin zu Carsharing. Dieses Budget kann sowohl für den Weg zur Arbeit als auch für private Fahrten genutzt werden. SAP stellt dabei sicher, dass das Budget ausreichend ist, um die Mobilitätsbedürfnisse der Mitarbeiter zu erfüllen und bietet gleichzeitig Anreize für umweltfreundlichere Verkehrsmittel.

Die Freiheit der Wahl

Siemens bietet seinen Mitarbeitern ebenfalls ein Mobilitätsbudget an, das die Freiheit erlaubt, zwischen verschiedenen Transportmitteln zu wählen; je nach Bedarf und Situation. Beispielsweise können Mitarbeiter entscheiden, ob sie für eine bestimmte Strecke öffentliche Verkehrsmittel nutzen oder auf Fahrrad-Sharing umsteigen möchten.

Siemens hat dabei das Ziel, den CO2-Fußabdruck des Unternehmens zu verringern und den Mitarbeitern gleichzeitig eine größere Flexibilität bei ihren täglichen Pendelwegen zu ermöglichen. Gleichzeitig gibt es keine Garantie für Nachhaltigkeit; die Verwendung für Flüge oder Tankfüllungen ist je nach Unternehmensrichtlinie gestattet. Trotz der potenziellen Vorteile ist das Mobilitätsbudget im Steuerrecht nicht verankert und stellt Unternehmen vor administrative Herausforderungen.

Steuerlich noch immer ein schwieriges Feld

Apps und spezialisierte Softwareanbieter erleichtern die Verwaltung des Mobilitätsbudgets. Dennoch sollte die Sicherheit personenbezogener Daten gewährleistet sein. Arbeitnehmer sind gut beraten, das Budget im Vorfeld genau zu prüfen, da nicht alle Verkehrsmittel sinnvoll sind. Bei der steuerlichen Abwicklung gilt: Es ist ein komplexes Unterfangen, das Aufmerksamkeit erfordert. Fehler können zu Haftungsfragen führen.

Belgien ist in Sachen Mobilitätsbudget Pionier in Europa und hat die Maßnahme gesetzlich festgeschrieben. In Deutschland hingegen behindert das Steuerrecht die weitreichende Umsetzung. Doch es gibt Bewegung. Die Herausforderung bleibt jedoch: So lange Dienstwagen steuerlich attraktiver sind und die Infrastruktur für öffentliche Verkehrsmittel nicht ausreichend ausgebaut ist, wird das Mobilitätsbudget in einem harten Wettbewerb stehen.

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