BWA-Chef Harald Müller warnt vor "Verwüstungen auf dem Arbeitsmarkt durch Künstliche Intelligenz"

Bis zu 80 Prozent aller gewerblichen Arbeitsplätze in Deutschland könnten KI zum Opfer fallen.

"Der breitflächige Einzug von Künstlicher Intelligenz wird einen Kahlschlag auf dem Arbeitsmarkt auslösen, auf den Deutschland nicht vorbereitet ist", warnt Harald Müller, Geschäftsführer der Bonner Wirtschafts-Akademie (BWA). Er verweist auf Studien, die davon ausgehen, dass bis zu 80 Prozent aller gewerblichen Arbeitsplätze in Deutschland der Künstlichen Intelligenz (KI) zum Opfer fallen werden. "Selbst wenn diese Zahlen zu hoch gegriffen sind und nur ein Drittel aller Jobs durch KI vernichtet wird, würde das zu Verwüstungen auf dem Arbeitsmarkt führen", gibt er zu bedenken.

Algorithmen statt Sachbearbeiter

Müller ist sich sicher, dass  überall dort, wo es um Rollenspiele nach festgelegten Regeln geht, KI auf Dauer Einzug halten wird: "Das bedeutet, dass beinahe jeder Arbeitsplatz, an dem jemand vor einem Computer sitzt, gefährdet ist." In einigen Branchen wie dem Versicherungswesen könnten durch KI mehr als 90 Prozent aller Arbeitsplätze wegrationalisiert werden, sagt der BWA-Geschäftsführer unter Bezugnahme auf entsprechende Studien. Über alle Branchen hinweg soll die "KI-Vernichtungsquote" bei knapp 50 Prozent liegen. "Es stehen auf jeden Fall viel zu viele Jobs im Feuer, als dass wir das als Gesellschaft einfach so hinnehmen können", mahnt Harald Müller.

Das Argument, dass KI dazu beitragen könnte, den Fachkräftemangel zu beheben, hält Müller für "nicht stichhaltig". Er erklärt dazu: "Wer sich die Zahlen anschaut, erkennt sehr schnell, dass der größte Mangel an qualifiziertem Personal im Handwerk und im Pflegebereich besteht. Das sind jedoch zwei Segmente, die auf absehbare Zeit gerade nicht von Künstlicher Intelligenz betroffen sein werden." Zwar stehe es außer Frage, dass Künstliche Intelligenz zu massiven Produktivitätssteigerungen und neuen Berufsbilder führen werde, räumt der BWA-Chef positive Aspekte des Fortschritts ein, gleichzeitig befürchtet  er jedoch jedoch: "Der KI-Kahlschlag auf dem Arbeitsmarkt wird über viele Jahre hinweg nicht ausgeglichen werden können."

KI-Einzug hat eine historische Dimension

Harald Müller ordnet den breitflächigen Einzug von Künstlicher Intelligenz in einer historischen Dimension ein, vergleichbar mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert: "Damals wurde die menschliche Muskelkraft durch Maschinen abgelöst, mit den bekannten Folgen. Heute stehen wir an der Schwelle zur Ablösung des menschlichen Denkens durch Algorithmen. Im Endeffekt hat die Industrialisierung erst die Grundlage für unseren heutigen Wohlstand in weiten Teilen der Welt wie auch in Deutschland geschaffen. Aber die Jahrzehnte auf diesem Weg waren für viele Menschen schwere Zeiten. Eine ähnliche Entwicklung steht jetzt vor uns: Am Ende mag KI den Wohlstand weiter erhöhen. Aber die Bewältigung der damit verbundenen Umwälzungen wird für die heutige und wohl auch die nächsten Generationen nicht leicht werden."

www.bwabonn.de

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