Buhrufe und schwaches Wahlergebnis
BVB wählt Watzke mit nur 59 Prozent zum Präsidenten

| Redaktion 
| 24.11.2025

Die Mitgliederversammlung von Borussia Dortmund verlief nicht nur rekordverdächtig lang, sondern auch inhaltlich brisant: Hans-Joachim Watzke wurde mit überraschend schwacher Mehrheit zum neuen Präsidenten gewählt. Neben Ovationen gab es Buhrufe, technische Pannen und kritische Debatten – etwa über einen Missbrauchsfall im Verein.

Hans-Joachim Watzke ist neuer Präsident von Borussia Dortmund. Auf der erstmals hybrid durchgeführten Mitgliederversammlung erhielt der langjährige Geschäftsführer der Kapitalgesellschaft nur 59 Prozent der Stimmen – ein bemerkenswert schwaches Ergebnis ohne Gegenkandidatur. Die Veranstaltung war geprägt von Ovationen, aber auch deutlicher Kritik aus Teilen der Fanszene.

Wie reagierten Mitglieder und Fans auf die Wahl Watzkes?

Obwohl Hans-Joachim Watzke keinen Gegenkandidaten hatte, votierten nur 59 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder für ihn. Noch im Vorfeld hatte er selbst erklärt, ein Ergebnis unter 70 Prozent sei "kaum akzeptabel". Laut eines Berichts von n-tv wurde die Wahl von lautstarken Buhrufen begleitet.

Die offizielle Vereinsmeldung erwähnt das schwache Wahlergebnis zwar, spart kritische Reaktionen jedoch weitgehend aus. Stattdessen hebt sie die emotionalen Momente und den Applaus für Watzke sowie dessen Vorgänger Reinhold Lunow hervor. Lunow war nach interner Auseinandersetzung nicht erneut zur Wahl angetreten, erhielt aber zum Abschied stehende Ovationen.

 
 
 
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Was wurde inhaltlich entschieden – und was kritisiert?

Die Mitgliederversammlung dauerte über 13 Stunden und war die längste in der Vereinsgeschichte. Grund war das erstmals eingesetzte hybride Abstimmungssystem, das anfangs mit technischen Problemen zu kämpfen hatte. Insgesamt nahmen 6.079 Mitglieder teil – 1.951 vor Ort, 4.128 online.

Neben Watzke wurden auch Daniel Lörcher (71 Prozent Zustimmung) und Silke Seidel (61 Prozent) in das neue Präsidium gewählt. Zahlreiche Satzungsänderungen und Mitgliedsanträge wurden ebenfalls abgestimmt – etwa zur Transparenz der Vereinsgremien, zur Stärkung der demokratischen Mitbestimmung oder zur Erweiterung des Grundwertekodex.

Schwere Vorwürfe belasteten die Veranstaltung zusätzlich: In einem aktuell diskutierten Missbrauchsfall aus den 1990er-Jahren wurde dem Verein mangelnde Aufklärung vorgeworfen. Fanvertreter wie Tobias Westerfellhaus kritisierten den Umgang mit dem Thema scharf. Watzke versprach eine „lückenlose Aufklärung“ durch zwei externe Kanzleien und betonte: "So etwas darf es bei Borussia Dortmund nie wieder geben."

Welche Zukunftspläne verfolgt Watzke als Vereinspräsident?

Watzke kündigte an, den Dialog mit allen Vereinsmitgliedern zu suchen und eine „ausgewogen besetzte Satzungskommission“ einzusetzen. Er wolle die Professionalisierung des e.V. vorantreiben, den Breitensport stärken und mehr Frauen in Führungspositionen bringen. In Bezug auf geplante Verschärfungen von Stadionverboten stellte er sich klar auf die Seite der Fans: „Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um diese Dinge nicht ins Kraut schießen zu lassen.“

Seinen Rücktritt als Geschäftsführer der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA trat Watzke um 15:10 Uhr an – begleitet von einem emotionalen Filmbeitrag und Applaus. In seinem letzten Geschäftsbericht nannte er beeindruckende Zahlen: 526 Millionen Euro Umsatz, 115,8 Millionen Euro operatives Ergebnis, 10,5 Millionen Euro Gewinn vor Steuern und 326 Millionen Euro Eigenkapital. Für seine Amtszeit betonte er: „Wir haben in diesen 20 Jahren keine Schulden für sportlichen Erfolg aufgenommen.“

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