Bandenkriminalität
Geldautomaten: Sprengungen verschieben sich von Deutschland nach Österreich

| Redaktion 
| 13.11.2025

Im Jahre 2022 wurden in Deutschland fast 500 Geldautomaten gesprengt – ein historischer Höchststand. Als Reaktion darauf sind deutsche Ermittler verschärft gegen die dafür verantwortlichen Banden vorgegangen, die häufig aus den Niederlanden heraus operieren. Während die Bundesrepublik inzwischen deutlich weniger Angriffe dieser Art verzeichnet, steigen die Zahlen in Österreich.

Vor drei Jahren gab es statistisch betrachtet jeden Tag irgendeine Lokalzeitung in Deutschland, die von ähnlichen Begebenheiten berichten musste: Anwohner werden nachts durch einen lauten Knall geweckt, ehe sie womöglich noch ein davonrasendes Auto wahrnehmen können. Zurück bleibt ein schwer beschädigter Geldautomat, dessen nähere Umgebung durch eine Sprengung wahrscheinlich ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters dokumentiert, ist auf diese Weise in den vergangenen fünf Jahren ein Schaden von über 400 Millionen Euro entstanden.

Dass dabei selten die erbeutete Geldsumme den größten Teil ausmacht, legt ein Fall aus Wien zu Jahresbeginn nahe: Ein Täter hat sich 89.000 Euro unrechtmäßig verschafft, dabei allerdings einen Sachschaden von anderthalb Millionen Euro hinterlassen.

BKA sieht "Verdrängungseffekt aus Deutschland"

Der hervorgehobene Fall taugt in mehrerlei Hinsicht als Beispiel, schließlich war der niederländische Täter aus Wien zwei Jahre zuvor bereits in Frankfurt in Erscheinung getreten. Dabei konnte er 220.000 Euro erbeuten.

Seit die Zahl der Automatensprengungen im Jahre 2022 mit 496 vermerkten Angriffen ihren bisherigen Höchststand erreicht hat, legen deutsche Behörden ein härteres Vorgehen an den Tag. Mit Erfolg, wie Reuters unter Berufung auf Polizeidaten berichtet: In diesem Jahr habe es lediglich noch 115 Automatensprengungen in Deutschland gegeben.

Dafür hat sich Zahl entsprechender Vorfälle in Österreich mehr als verdoppelt: Zahlen aus dem Innenministerium weisen 29 Sprengungen im laufenden Jahr auf, während für 2024 lediglich 13 Taten vermerkt sind. Beim deutschen Bundeskriminalamt (BKA) spricht man demnach klar von einem "Verdrängungseffekt aus Deutschland".

Automatensprenger lieben die Autobahn

Mit Verweis auf eine Studie der Europäischen Zentralbank heißt es, dass Österreicher innerhalb der Eurozone am stärksten an Bargeldzahlungen festhalten. Auch in Deutschland erfreuen sich Münzen und Scheine im internationalen Vergleich recht großer Beliebtheit. Entsprechend sind in beiden Nationen relativ viele Geldautomaten aufgestellt; häufig in Innenstädten oder bewohnten Gegenden.

Speziell in Deutschland wird außerdem der Autobahn ein Anteil am Hoch von 2022 zugeschrieben, da sie den häufig aus den Niederlanden heraus agierenden Tätern schnelle und vielseitige Fluchtmöglichkeiten bietet. Passend dazu wurden vor drei Jahren allein in Nordrhein-Westfalen 185 Automatensprengungen gezählt, während es 2025 bislang 25 sind.

Den Rückgang führen deutsche Ermittler auf eine intensivierte Zusammenarbeit mit niederländischen Behörden zurück. Gleichzeitig sind die Geldinstitute des Landes nicht untätig: Dem Bankenverband Deutsche Kreditwirtschaft zufolge wurden in den letzten Jahren über 300 Millionen Euro in Sicherheitsmaßnahmen investiert; etwa in Nebelmaschinen, Farbsysteme oder nächtliche Zugangssperren.

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