Diese deutschen Städte haben die höchste Dichte an leerstehenden Geschäften

| Natalie Oberhollenzer 
| 14.11.2023

Tatkräftige Unternehmer:innen verzweifelt gesucht: Die Leerstände in den Städten steigen stetig an.

Eine stille Transformation vollzieht sich in den Städten: Einst lebendige Einkaufsmeilen werden zunehmend zu Geistergassen, durchzogen von einer Kette leerstehender Ladenlokale. Der Handelsverband Deutschland zeichnet ein düsteres Bild: Bis zum Jahresende könnten schätzungsweise 9.000 Geschäfte ihre Pforten für immer verschließen, wodurch lediglich 311.000 Geschäfte (abzüglich der Kleinstbetriebe) im ganzen Land verbleiben. Vor allem die kleinen, lokalen Geschäfte sehen sich in einem täglichen Überlebenskampf gegen die Goliaths des globalen Online-Handels.

Das Team von Localyzer hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Puls der Zeit zu messen: Wie viele Läden stehen aktuell leer, und wie hoch sind die Mieten für diese Gewerbeimmobilien? Die Ergebnisse sind aufschlussreich: Rund 15,5 Millionen Quadratmeter Ladenfläche in Deutschlands 20 größten Städten harren noch ihrer Bestimmung. Dabei thront Frankfurt am Main als die Metropole mit den kostspieligsten Immobilien, während im Ruhrgebiet die Mietpreise vergleichsweise moderat sind. Grundlage dieser Erkenntnisse bildet eine Analyse von über 20.000 Gewerbeimmobilieninseraten eines renommierten Immobilienportals.

In diesen Städten ist der Leerstand der Analyse zufolge am höchsten:

  1. Nürnberg
  2. Bochum
  3. Essen
  4. Hannover
  5. Stuttgart
  6. Hamburg
  7. Berlin
  8. Dortmund
  9. Düsseldorf
  10. Frankfurt am Main

Quelle: Localyzer

In Berlin tut sich am meisten

Berlin präsentiert sich als ein Eldorado für Ladenneugründungen mit rund 3,8 Millionen Quadratmetern ungenutzter Fläche. Dies entspricht 0,43 Prozent der Stadtfläche, womit die Hauptstadt in dieser Kategorie das Ranking anführt. Hamburg, mit seinen knapp 4.000 Leerständen und einer Gesamtfläche von etwa 2,6 Millionen Quadratmetern, folgt auf dem zweiten Platz, während München mit rund 1,6 Millionen Quadratmetern leerstehender Fläche den dritten Rang einnimmt.

Wenig frei im Wuppertal

Ein differenzierteres Bild ergibt sich, wenn man die Anzahl der bereits existierenden Unternehmen in Relation zu den verwaisten Ladenflächen setzt: Hierbei sticht Nürnberg hervor, wo auf jedes registrierte Unternehmen im Schnitt 85 Quadratmeter leerer Ladenraum entfallen. Im Vergleich dazu bieten Bochum und Essen im Ruhrgebiet auf ein registriertes Unternehmen lediglich knapp 37 Quadratmeter leerstehender Ladenfläche.

Am anderen Ende des Spektrums steht Wuppertal mit lediglich 13.129 Quadratmetern freier Gewerbefläche, was einem Anteil von nur 0,01 Prozent der Stadtfläche entspricht. Bielefeld und Münster folgen auf den Plätzen zwei und drei dieser Kategorie.

Ruhrpott am billigsten

Für die Anmietung einer Gewerbeimmobilie müssen Interessierte in Frankfurt am Main tief in die Tasche greifen: Hier beläuft sich die durchschnittliche Monatsnettomiete auf stolze 9.607 Euro. Hamburg liegt mit rund 4.400 Euro weniger deutlich darunter, obwohl der Quadratmeterpreis hier mit 14,77 Euro am höchsten ist. Münster rangiert mit fast 3.907 Euro netto im Monat auf dem dritten Platz.

Wer indes sparen möchte, sollte seinen Blick auf den Ruhrpott richten: In Duisburg locken Gewerbeimmobilien mit durchschnittlichen Nettomieten von nur rund 324 Euro pro Monat. Bochum und Essen liegen mit durchschnittlichen Monatsnettomieten von etwa 388 Euro bzw. 398 Euro nahe beieinander und komplettieren das Trio der preisgünstigsten Städte.

Diese Zahlen spiegeln eine Epoche wider, in der die digitalen Wellen des Wandels unaufhaltsam über die traditionellen Geschäftsmodelle hereinbrechen, ein Zeitalter, in dem die Zukunft der Innenstädte an einem seidenen Faden hängt.

Stefan Schulz
Die Zukunft der Innenstädte hängt dann nicht am seidenen Faden, wenn man die Realität akzeptiert, dass es auf Dauer weniger Geschäfte geben wird. Historisch gesehen, war die Innenstadt ohnehin nie ausschließlich Geschäftszentrum.
Die Realität akzeptieren heißt Umwandeln von Ladenfläche in Wohnfläche und Propagieren von autofreiem Innenstadtwohnen. Dann werden sich vielleicht sogar neue Gewerbetreibende ansiedeln.

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