"Die Technologie ist vorhanden, aber die Politik und Bürokratie sind noch nicht so weit"

| Bernhard Führer 
| 16.04.2023

Werden Stromrationierungen bald zur Realität? Görrisen-Projekt-CEO Gordon Görrissen erklärt im Interview, wie Hausbesitzer zu Selbstversorgern werden können.

Gordon Görrissen blickt auf eine langjährige Karriere in der Energie-Branche zurück und spezialisierte sich frühzeitig auf erneuerbare Energien. Er ist Gründer und Geschäftsführer der Görrissen Projekt GmbH, die effiziente Photovoltaikanlagen und Stromspeicher für Privat- und Industriekunden anbietet. Gemeinsam beleuchten wir mit ihm gesellschaftspolitische Themen rund um die Energieversorgung, welche uns alle betrifft.

LEADERSNET: Sie blicken auf eine erfolgreiche berufliche Karriere zurück. Erneuerbare Energien waren nicht immer Ihr "Steckenpferd". Was hat Sie frühzeitig dazu bewogen, in diese Richtung zu gehen?

Görrissen: In meinen jungen Jahren hatte ich bereits Berührungspunkte mit der Windkraft und der Windkraftprojektierung. Die Entwicklung von Windenergieprojekten ist allerdings oft schwierig und langwierig, weshalb ich nach weiteren Möglichkeiten zur Erzeugung erneuerbarer Energien gesucht habe. 2017 war ein Wendepunkt, als die gesamte Branche ein enormes Aufsehen um Solarenergie erlebte, bedingt durch den starken Rückgang der Kosten. Dies machte es wieder äußerst lukrativ, in der Solarbranche durchzustarten. Da ich bereits Erfahrung in der Windbranche hatte, stellte ich fest, dass der Übergang zu Photovoltaik (PV) relativ einfach war, da die elektrotechnischen Grundlagen sehr ähnlich sind. So entschieden wir uns dafür, Photovoltaik mit in unser Angebot aufzunehmen und es zu unserem Steckenpferd zu machen.

LEADERSNET: Was sind Ihrer Meinung nach die häufigsten Fehler, die in der Erzeugung von erneuerbaren Energiequellen gemacht werden?

Görrissen: Allgemeine Probleme sind häufig die folgenden: Es ist beispielsweise nicht ratsam, Norddächer oder Ost-Westdächer mit einer Neigung von 60 Grad für die Installation von Solarmodulen zu nutzen, da dies die Effizienz der Anlage beeinträchtigen kann. Ein weiterer häufiger Fehler ist die Wahl des Standortes für die Errichtung von Energieerzeugungsanlagen. Hier ist es wichtig, auf die vorhandene Netzinfrastruktur zu achten, um sicherzustellen, dass die erzeugte Energie effizient verteilt und genutzt werden kann.

LEADERSNET: Welche aktuellen Entwicklungen beobachten Sie auf dem Sektor für erneuerbare Energien?

Görrissen: Eine wichtige Entwicklung ist die kontinuierliche Verbesserung von PV-Modulen und Windturbinen, die immer größer und effizienter werden, um noch kostengünstiger Strom produzieren zu können als bisher. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Speichertechnologie. Aktuell liegt die Speicherdichte bei etwa 320 bis 350 Watt pro Kilogramm. Ich bin jedoch überzeugt, dass wir in Zukunft weit über 400 Watt pro Kilogramm erreichen werden. Diese Fortschritte werden auch erhebliche Auswirkungen auf die Elektromobilität haben und dazu führen, dass Elektroautos Reichweiten von bis zu 2.000 Kilometern erzielen können. Darüber hinaus werden wir auch elektrische Flugzeuge und Drohnen auf dem Markt sehen, was den Transportsektor weiter revolutionieren wird.

LEADERSNET: Im Energiesektor kommt es nur zögernd bzw. widerwillig zu Innovationen. Stehen wir an einem Wendepunkt hin zu datengetriebenen Geschäftsmodellen? Welche aktuellen Entwicklungen beobachten Sie und wo geht die Reise hin?

Görrissen: Ein großes Problem im Energiesektor ist tatsächlich nicht die Technologie selbst – ich beobachte hingegen, dass die Technologie in vielen Fällen schneller voranschreitet als die Gesetzes- und Steuerlage. Im Bereich der erneuerbaren Energien haben wir oft mit regulatorischen und steuerlichen Herausforderungen zu kämpfen. Es gibt bereits Technologien, bei denen noch unklar ist, wie sie gesetzlich und steuerlich behandelt werden sollen. Ein Beispiel dafür ist das bidirektionale Laden, bei dem Elektrofahrzeuge als dezentrale Stromspeicher fungieren können. Die Technologie ist vorhanden, aber die Politik und Bürokratie sind noch nicht so weit, um damit umzugehen, insbesondere in Bezug auf die Regelung von Stromschenkungen. Insgesamt hakt es also nicht an der Technologie oder den Unternehmen, sondern oftmals an der Politik und der Bürokratie.

LEADERSNET: Das inflationäre Umfeld machte deutlich, wie abhängig wir von anderen Ländern sind, wenn es zur Sicherstellung leistbarer Energie kommt. Was sind mögliche Lösungsmöglichkeiten in naher Zukunft und was trägt Ihr Unternehmen dazu bei?

Görrissen: Inflation ist ein bedeutendes Thema, speziell im Zusammenhang mit Energiekosten. Unser Unternehmen bietet sowohl für Einfamilienhausbesitzer, Gewerbekunden, Industriekunden als auch für Betreiber von PV-Freilandflächen eine verlässliche Lösung, um kostengünstige und inflationsgeschützte Energiekosten zu gewährleisten. Dadurch sind die Energiekosten weniger anfällig für Inflationsschwankungen. Das Unternehmen trägt somit aktiv dazu bei, unsere Kunden vor steigenden Energiekosten aufgrund von Inflation zu schützen.

LEADERSNET: Die geplante Einführung einer Rationierung des Stroms für Wärmepumpen und E-Autos sorgt aktuell für große Diskussionen in Deutschland. Und auch andere Länder denken über ein ähnliches Vorgehen nach. Grund dafür ist, dass immer mehr Nachfrager aus Öl- und Gasheizungen raus wollen und dies wiederum die Nachfrage nach Strom massiv in die Höhe treibt. Was ist Ihr Standpunkt dazu?

Görrissen: Wenn Einfamilienhäuser, Industrie- und Gewerbebetriebe alle große Wärmepumpen und Ladestationen für Elektrofahrzeuge installieren, könnten wir auf erhebliche Probleme mit unserer Stromversorgung und dem Mittelspannungsnetz stoßen. Diese Netze sind für derartige Strommengen nicht ausgelegt. Daher könnte es in der Zukunft zu einer notwendigen Rationierung von Strom kommen. Mein Standpunkt dazu ist, dass wir uns auf den Ausbau erneuerbarer Energien und dezentrale Energieerzeugung konzentrieren sollten, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden und das Stromnetz zu entlasten.

LEADERSNET: Die Anschaffungskosten für erneuerbare Energiesysteme sind um etliches teurer als herkömmliche, konventionelle Energieträger. Lohnt sich ein Umstieg Ihre Meinung nach? Wie lange sind die Amortisationsdauern und was bringt die Zukunft?

Görrissen: Ehrlicherweise muss man sagen, dass die Anschaffungskosten von Solar- und erneuerbaren Energien vergleichsweise hoch sind. Andererseits senken Verbraucher damit ihre Betriebskosten enorm, sofern sie auf die richtigen Maßnahmen setzen – beispielsweise auf E-Autos, Wärmepumpen oder PV-Anlagen. Auf lange Sicht sind sie damit also immer besser aufgestellt als mit alternativen Energiequellen. Wer noch immer eine Gas- oder Öl-Heizung besitzt, weiß, wovon ich spreche: Die Ausgaben von betroffenen Haushalten sind mittlerweile extrem hoch. Produziert man den Strom dagegen selbst und nutzt ihn auch für sein E-Auto, muss man lediglich mit einmaligen Kosten in Höhe von 50.000 bis 60.000 Euro rechnen, die sich völlig automatisch in nur wenigen Jahren amortisieren.

LEADERSNET: Lohnt sich bei älteren Häusern und anderen Bauten der Umstieg auf Wärmepumpen oder anderen erneubaren Energien Dies vor dem Hintergrund, dass 70 Prozent der Häuser in Deutschland vor 1975 gebaut worden sind. Sind die Gebäudehüllen nicht einfach zu schlecht, dass man statt Gas- oder Ölheizungen einfach auf erneubare Energien umsteigt?

Görrissen: Als Voraussetzung für einen Umstieg genügt grundsätzlich ein allgemeines energetisches Gutachten, aus dem die Umsetzbarkeit und die dafür notwendigen Sanierungsmaßnahmen hervorgehen. Denn ältere Gebäude verfügen meist nicht über Dämmungen, die modernen Standards genügen. Aus diesem Grund ist bei ihnen mehrheitlich eine energetische Grundsanierung notwendig, damit sich der Umstieg auf eine Wärmepumpe überhaupt lohnt. Haushalte mit Gas- oder Öl-Heizungen sehen sich deshalb bei einer Umrüstung auf eine Wärmepumpe häufig damit konfrontiert, dass sie sowohl ihr Dach als auch ihre Fenster sanieren müssen. Allerdings ist gerade bei Gebäuden, die vor 1975 gebaut worden sind, alleine aufgrund der langen Nutzungsdauer ohnehin oft eine Sanierung fällig. Die entsprechenden Bauarbeiten lassen sich größtenteils problemlos mit dem Einbau einer Wärmepumpe und einer PV-Anlage verbinden.

LEADERSNET: Sind die Investitionen für Gesamtsanierungen nicht schlichtweg zu teuer, wenn man Gebäudehülle verbessert, Heizkörper entsprechend adaptiert oder gar eine komplette neue Fußbodenheizung installiert wird?

Görrissen: Zunächst plant die Regierung bereits ein neues Förderpaket hierzu. Darüber hinaus sind Häuser, die bereits ein gewisses Alter erreicht haben, in der Regel abbezahlt. Sie auf den neuesten energetischen Stand zu bringen, kann zwar durchaus bis zu 200.000 Euro kosten – da jedoch keine weiteren Kosten hinzukommen, sind derartige Maßnahmen unter dem Strich deutlich günstiger, als beispielsweise auf einen Neubau zu setzen.

LEADERSNET: Die Regierung plant bis 2030 sechs Millionen Wärmepumpen. Reicht der Strom dafür aus, sollte dieses Ziel erreicht werden?

Görrissen: Unter gewissen Voraussetzungen halte ich das durchaus für realistisch. Allerdings müssen sich hierfür noch mehr Menschen an der Erzeugung erneuerbarer Energien beteiligen. Zu diesem Zweck ist es unter anderem notwendig, entsprechende Genehmigungsverfahren zu vereinfachen, denn aktuell sorgen bürokratische Hindernisse noch in zu großem Ausmaß für teils massive Verzögerungen und schrecken die Bürger ab. Wenn die Regierung ein ehrliches Interesse daran hat, ihr Ziel zu erreichen, muss sie demnach auch in dieser Hinsicht nachbessern.

LEADERSNET: Schaffen wir bis dahin genug erneuerbaren Strom, der uns hilft, um diese Elektrifizierung zu schaffen? Wird die Energiewende tatsächlich beschleunigt, wenn die Politik die Lösung auf bestimmte Techniken verengt? Fehlen dafür nicht viele notwendige Voraussetzungen?

Görrissen: Ich bin zuversichtlich, dass wir bis dahin durchaus ausreichend erneuerbaren Strom erzeugen können. Nach aktuellem Stand ist das vielmehr eine Frage der Speichermöglichkeiten: Langfristig wird die derzeitige Marktentwicklung allerdings auch hier für die nötigen Kapazitäten sorgen. Da im Moment neue Ziele vereinbart und viele Hürden genommen werden und wir gleichzeitig auf die Arbeit disziplinierter Unternehmen setzen können, werden wir diese Generationsaufgabe meiner Einschätzung nach durchaus bewältigen können.

LEADERSNET: Wie können Hausbesitzer als auch Unternehmen möglichst autark von Netzbetreibern werden?

Görrissen: Im Grunde müssen sich Interessenten nur bei Görrissen Projekt über ihre Möglichkeiten informieren und in Zusammenarbeit mit uns den Einbau ihrer PV-Anlage in die Wege leiten. Wir kümmern uns außerdem um einen passenden Batteriespeicher und eine intelligente Ladelösung. Auf diese Weise reduzieren sie ihre Stromkosten um bis zu 80 Prozent.

www.goerrissen-projekt.de

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