Nach der Wahl im Vatikan
Papst Leo XIV. übernimmt ein Milliardenimperium

| Natalie Oberhollenzer 
| 08.05.2025

Der neue Papst wird oberster Hirte für über eine Milliarde Gläubige – und zugleich Verwalter eines hochkomplexen Wirtschaftssystems mit politischen, sozialen und ethischen Fallstricken. Seine Führungsqualitäten werden nicht nur im Glauben, sondern auch in der Bilanz geprüft. Wir werfen einen Blick auf den die Konzernstruktur des Kirchenstaates.

Update, Donnerstagabend:

Habemus Papam - am Donnerstagabend entwich der heißerwartete weiße Rauch dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle und zeigte der Öffentlichkeit damit an, dass sich die versammelten Kardinäle für einen neuen Papst entschieden haben. Berichten aus Italien zufolge sollen vier Wahlgänge notwendig gewesen sein.

Auf dem Petersplatz in Rom versammelten sich innerhalb kurzer Zeit Zehntausende, um den künftigen Pontifex zu begrüßen: Der Amerikaner Robert Francis Prevost, 69 Jahre alt und aus Chicago stammend, ist neues Kirchenoberhaupt und nimmt den Namen Leo XIV. an.

Ursprünglicher Beitrag:

Während sich in der Sixtinischen Kapelle gerade mehr als 130 Kardinäle zur Papstwahl versammeln, geht es nicht nur um geistliche Führerschaft. Derjenige, für den bald weißer Rauch aufsteigt, übernimmt ein Amt mit weltpolitischer Symbolkraft – und ein Milliardenimperium, das intransparenter ist als viele Großkonzerne.

Mit einem verwalteten Vermögen von über 2,7 Milliarden Euro allein in der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls APSA und weiteren 5,4 Milliarden Euro in der Vatikanbank zählt der Heilige Stuhl zu den diskretesten Wirtschaftsmächten Europas. Die Gewinne fließen in Verwaltung, Hilfsprojekte – und auch in Investitionen. 2023 lag der Reingewinn der Vatikanbank bei 31 Millionen Euro. Die APSA meldete einen Überschuss von 45,9 Millionen Euro – trotz zahlreicher Immobilien, die mietfrei überlassen werden.

Die Einnahmequellen: Von Immobilien bis Peterspfennig

5500 Immobilien, davon 70 Prozent ohne Mieteinnahmen, bilden das Rückgrat des Kirchenvermögens. Die restlichen generieren rund 35 Millionen Euro jährlich. Hinzu kommen Überschüsse aus Wertpapieranlagen, Souvenirverkäufen, Museumseintritten und Spenden. Der sogenannte Peterspfennig – eine weltweite Kollekte – brachte 2023 über 50 Millionen Euro ein.

Mit Franziskus kam ein Wirtschaftsrat

Noch vor wenigen Jahren galt die Vatikanbank außerdem als Offshore-Paradies mitten in Rom – mit Verbindungen zu Mafia und Steuerflüchtlingen. Mehrere Finanzskandale – darunter "Vatileaks" – erschütterten den Heiligen Stuhl. Papst Franziskus zog die Reißleine: Verwaltungsrat und Kundenstruktur der Bank wurden neu aufgestellt, ein unabhängiger Wirtschaftsrat eingeführt. 2024 stoppte die vatikanische Finanzaufsicht Transaktionen von über 800.000 Euro wegen Verdachts auf illegale Aktivitäten – ein Zeichen, dass neue Kontrollmechanismen greifen könnten.

Trotz Milliardenvermögen schreibt der Vatikan rote Zahlen. 2023 standen der Tageszeitung "La Repubblica" zufolge Ausgaben von rund 1,236 Milliarden Euro Einnahmen von 1,152 Milliarden gegenüber – ein Defizit von über 80 Millionen Euro.

 

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