"Alles beginnt mit einer Idee und dieser muss man Raum geben"

| Dagmar Zimmermann 
| 30.07.2023

Ein verstellbarer Trekkingstock aus Hanf – das geht! LEKI hat’s mit dem Hemp One Vario vorgemacht. Wir sprachen mit Geschäftsführer Matthias Hatt über die Produktneuheit, Unternehmensziele und traditionelle Werte.


LEADERSNET: Sie haben ein neues Teammitglied: den Hemp One Vario, eine absolute Neuheit. Warum startet das Produkt vorerst nur als Pilotprojekt in Globetrotter-Filialen?

Matthias Hatt: Wir arbeiten seit Jahren mit dem Deutschen Institut für Textil- und Faserforschung zusammen. Dabei entstand die Idee, tatsächlich einmal einen Stock aus dem nachwachsenden Rohstoff Hanf zu produzieren. Der Stock ist zum jetzigen Zeitpunkt noch schwerer als ein Carbon- oder Aluminiumstock, bietet allerdings auch hervorragende Festigkeitswerte. Den Hanf für den Hemp One Vario bauen wir nur sechs Kilometer vom LEKI Headquarter auf der schwäbischen Alb zusammen mit einem lokalen Landwirt an. Die Aussaat erfolgte im April, geerntet wird im September. Eine industrielle Fertigung gibt es noch nicht, die Hanfschäfte entstehen in Handarbeit bei einem Partner in Innsbruck. Dort werden die Hanffasern mithilfe eines biobasierten Harzes händisch in Schaftform gebracht und ausgerichtet. Die Endmontage findet in der eigenen LEKI Produktionsstätte im tschechischen Tachov statt. Die erste Hanfernte hat 200 Paar ergeben, deshalb ist der Hanfstock zunächst nur ein Pilotprojekt. Für das nächste Jahr haben wir die Anbaumenge deutlich ausgebaut.

LEKI

LEADERSNET:  Muss der Sport insgesamt nachhaltiger werden?

Matthias Hatt: Wir lieben die Natur und wir lieben es, die Natur mit unseren Produkten zu erleben. Auch wir möchten unseren Teil zu einer nachhaltigeren Welt beitragen und sehen das als eine unserer Kernaufgaben. Wir tun das vor allem mit langlebigen Produkten und unserem Reparaturservice. Denn das nachhaltigste Produkt ist primär nach wie vor ein Produkt, das eine lange Lebensdauer hat. Darüber hinaus experimentieren wir mit neuen Materialien wie Hanf, welches auf lange Sicht eine zusätzliche Option zu den gängigen Hartwarenmaterialien wie Aluminium oder Carbon sein könnte.

LEKI
Hanf für den Hemp One Vario  © LEKI 

LEADERSNET: Ihr Umsatz wird auf rund 50 Millionen Euro beziffert. Nachhaltigkeit und Umsatz – geht das zusammen?

Matthias Hatt: Ein großer Anteil an Stöcken werden von Discountern oder Online-Plattformen in den Umlauf gebracht. Die Qualität und Haltbarkeit dieser Produkte ist grundsätzlich niedriger als bei LEKI, zum Teil absolut minderwertig. Der gravierendste Faktor ist jedoch, dass es sich um „Einweg-Produkte“ handelt. Es gibt keinerlei Ersatzteile, keinen Reparaturservice, keinen Kundendienst. Sobald auch nur eine Kleinigkeit an diesen Stöcken nicht mehr funktioniert, wandern diese als Ganzes in den Müll. Insofern ist unsere Antwort klar: Nachhaltigkeit und Umsatz geht zusammen. Wir reparieren täglich Stöcke, die seit 20 oder 30 Jahren im Umlauf sind. Jedes Jahr erreichen uns 1-2 Modelle des „ersten Trekking-Stocks“ – der Makalu – die bereits Ende der 70er produziert wurden. Wir übernehmen für unsere Produkte Verantwortung und begleiten unsere Kunden zum Teil ein ganzes Leben.

LEADERSNET: Der Hemp One Vario ist kein Produkt für Trail Runner, weil er nicht die Stabilität eines Carbon-Stocks besitzt. Wie holen Sie ambitionierte Sportler, die als Zielgruppe in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen haben, trotzdem beim Thema Nachhaltigkeit ab?

Matthias Hatt: Wie bereits erwähnt, ist LEKI in der Lage, ca. 80% der entwickelten Produkte zu reparieren und wieder instand zu setzen. Auch das unterliegt unserem Innovationsansatz. Beispielsweise sind wir in der Lage, mit der patentieren FX Technologie wechselbare Faltstock Segmenten einzeln auszutauschen, sollten diese defekt sein. So muss nicht der gesamte Stock ersetzt werden. Das wird von den unseren sportbegeisternden Kunden sehr dankbar angenommen. LEKI hat es sich bereits seit Jahren zur Aufgabe gemacht, eine Nachkaufgarantie auf Ersatzteile von mindestens zehn Jahren zu garantieren je nach Ersatzteil.

LEADERSNET: Wie fördern Sie Innovation im Unternehmen?

Matthias Hatt: Grundsätzlich sind wir der Überzeugung, dass Produktentwicklung aus der Anwendung kommt. Auf diesem Verständnis haben wir die Produktweiterentwicklungen und Innovationen in unserem Unternehmen aufgebaut. Wir erlauben uns ca. 10-15% an potenziellen Neuentwicklungen pro Jahr nicht zu realisieren, da sie am Ende doch keinen Mehrwert oder Nutzenversprechen beinhalten, der unseren Anspruch widerspiegelt. Trotzdem entstehen aus diesen Entwicklungen oft Ideen zu neuen anderen Produkten. Ähnlich war es beim Werkstoff Hanf, alles beginnt mit einer Idee und dieser Idee muss man Raum geben. Man muss aber auch dazu sagen, dass es sich bei dem Projekt Hemp One Vario aktuell noch um eine Konzeptstudie handelt, die 2026/2027 in einer finalen Kollektion münden soll.

LEADERSNET: LEKI – das ist auch eine sehr bewegende Firmengeschickte. Klaus Lenhardt verunglückte 2012 bei einem Flugzeugabsturz tödlich. Seine Frau Waltraud starb 2021 nach kurzer, schwerer Krankheit. Wie schaffen Sie es, ihre traditionellen und familiären Werte im Unternehmen zu erhalten?

Matthias Hatt: LEKI beruht seit jeher auf sechs Grundwerten, die das Fundament bilden. Dazu zählen Innovation, Begeisterung, Verantwortung, Qualität, Partnerschaft und Spitzenleistung. Die Werte wurden von Generation zu Generation weitergegeben und werden tagtäglich gelebt. Im März 2022 haben wir einen kompletten Brand Relaunch durchgeführt und in dem Zuge die Unternehmenswerte noch einmal mehr in den Fokus gerückt.

LEKI-Geschichte

Der heutige Produzent für Sportartikel entstand aus einem Holzverarbeitungsbetrieb, der 1948 von Karl Lenhart in Dettingen unter Teck gegründet wurde. Anfangs produzierte er Schriftzüge aus Holz für verschiedene Gewerbe.

Später änderte der Inhaber das Produktionsprofil auf Griffe und Schneeteller für Skistöcke, die ab den 1960er Jahren in Serienfertigung hergestellt wurden. Mit der Verwendung von Aluminium und Verbundwerkstoffen begann er schließlich Skistöcke zu produzieren und vertrieb sie ab 1970 unter dem Markennamen Leki.

Leki bietet heute eine breite Palette von Sportartikeln an, darunter Ski-, Langlauf- und teleskopierbare Trekkingstöcke sowie Zubehör für Skirennen, Handschuhe und Nordic-Walking-Stöcke. Die Produktion von Langlaufstöcken begann 1993, und im selben Jahr wurde die weltgrößte Skistockfertigungsanlage in Tachov, Tschechien, eröffnet.

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LEKI-Geschichte

Der heutige Produzent für Sportartikel entstand aus einem Holzverarbeitungsbetrieb, der 1948 von Karl Lenhart in Dettingen unter Teck gegründet wurde. Anfangs produzierte er Schriftzüge aus Holz für verschiedene Gewerbe.

Später änderte der Inhaber das Produktionsprofil auf Griffe und Schneeteller für Skistöcke, die ab den 1960er Jahren in Serienfertigung hergestellt wurden. Mit der Verwendung von Aluminium und Verbundwerkstoffen begann er schließlich Skistöcke zu produzieren und vertrieb sie ab 1970 unter dem Markennamen Leki.

Leki bietet heute eine breite Palette von Sportartikeln an, darunter Ski-, Langlauf- und teleskopierbare Trekkingstöcke sowie Zubehör für Skirennen, Handschuhe und Nordic-Walking-Stöcke. Die Produktion von Langlaufstöcken begann 1993, und im selben Jahr wurde die weltgrößte Skistockfertigungsanlage in Tachov, Tschechien, eröffnet.

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