Deutschland kann nur partiell auf China verzichten

"Reich der Mitte" für Unternehmen in einigen Produktgruppen weiterhin äußerst erfolgskritisch.

Die deutsche Wirtschaft ist nicht so abhängig von China wie bislang angenommen. Darauf deutet eine Analyse des Kiel Institut für Weltwirtschaft (ifW Kiel) hin. Der größte Teil der Produktion entstammt demnach heimischen Eigenleistungen. Mit 80 Prozent bei Laptops und über 90 Prozent bei bestimmten Medizinprodukten ist die Abhängigkeit gegenüber dem asiatischen Land nur in wenigen Produktgruppen kritisch.

"Kurzfristig keine Alternativen"

"China ist als größter Handelspartner der EU natürlich äußerst relevant. Allerdings gilt das nicht unbedingt für die Gesamtwirtschaft. Lediglich für einzelne Produkte stehen, im Falle eines Boykotts durch die gesamte EU, kurzfristig praktisch keine Alternativen zu Verfügung", so Alexander Sandkamp, Mitautor des "Kiel Policy Briefs", gegenüber Pressetext. Deutschland beziehe nur 0,6 Prozent der für die Produktion benötigten Vorleistungen aus China. Zum Vergleich: 0,8 Prozent kommen aus den USA, 0,7 Prozent aus Frankreich. Mit 1,4 Prozent konsumierter Endprodukte aus China ist das "Reich der Mitte" auch hier nur von untergeordneter Bedeutung.

Unter Berücksichtigung indirekter Verflechtungen mit Drittstaaten, steigt dieser Anteil auf 2,7 Prozent. Würde der Handel mit China um 97 Prozent reduziert, fiele die Wirtschaftsleistung um ein Prozent – das entspricht einer entgangenen Wertschöpfung von 36 Mrd. Euro. "Es gibt bereits Bemühungen, unabhängig von China zu werden. In dem Bereich gibt es noch Aufholbedarf. Freihandelsabkommen zu schließen oder andere Länder für potentielle Investoren attraktiver zu gestalten, wäre eine Möglichkeit. Auch Recycling zu fördern oder alternative Rohstoffe für die Produktion zu finden, kann helfen", so Sandkamp im pressetext-Interview.

Abhängigkeit von Rohstoffen

Laut anderen Berechnungen ist China mit zwölf Prozent das wichtigste Ursprungsland deutscher Importe. Rohstoffe wie Scandium und Antimon, die vor allem für Batterien und Beschichtungen wichtig sind, bezieht Deutschland zu 85 Prozent aus China. Spezielle Computer- und Schalteinheiten sowie Fahrradteile kommen zudem vermehrt aus Taiwan. Ein politischer Konflikt zwischen beiden Ländern hätte Sanktionen zur Folge. "Zwar findet ein gewisses Umdenken vonseiten der Unternehmen statt, zurzeit sieht es aber nicht so aus, als würde man großflächig auf andere Zulieferer ausweichen", ergänzt Sandkamp. China und Taiwan würden bei 221 Produkten den deutschen Import dominieren.

www.ifw-kiel.de

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV