In Sekunden zum Ohrwurm
Haben Sie schon (von) Suno gehört?

| Redaktion 
| 07.04.2024

Das US-amerikanische Unternehmen Suno zeichnet für die gleichnamige Anwendung verantwortlich, die Usern die Erstellung "eigener" Songs mithilfe von Prompts erlaubt. Was für musikaffine KI-Enthusiasten eine beeindruckende Spielerei darstellt, dürfte atmenden Kreativen mittelfristig Schweißperlen auf die Stirn treiben.

Es ist keine Übertreibung, dass es auf Leadersnet nahezu täglich um Künstliche Intelligenz geht. Dabei sind längst nicht alle beschriebenen Vorgänge greifbar oder für den Normalverbraucher einfach zu erklären – andere wiederum lassen uns anhand vertrauter Medienformen innerhalb weniger Sekunden erahnen, wie vielfältig und rasant die zugrundeliegende Technik voranschreitet.

Aktuelles Beispiel für schnell nachvollziehbare Fähigkeiten generativer KI ist Suno. Bei der App des gleichnamigen US-Unternehmens handelt es sich um ein Text-to-Music-Tool. User können mittels knapper Prompts "eigene" Songs erstellen lassen, wobei neben dem jeweiligen Instrumental auch ein eigens kreierter Text per Gesangsspur vertont wird. Ähnlich wie bei Bild-Generatoren der Marke Dall-E gilt auch hier: Je präziser die Eingabe, desto näher kommt das Ergebnis der eigenen Vorstellung im Zweifelsfall.

Mächtiger Sprung für generative Musik

Ende März hat Suno die Version 3 des Tools veröffentlicht, die vorher nur zahlenden Mitgliedern in einer Alpha-Fassung zur Verfügung stand. Die Weiterentwicklung verspricht Usern verbesserte Soundqualität, erhöhte Ausdruckskraft, eine schnellere Erstellung von Songs, dedizierte Instrument-Unterstützung und die Möglichkeit, bis zu zwei Minuten lange Clips ihrer KI-generierten Stücke abzuspeichern. Zu jedem Prompt komponiert die App zwei instrumental unterschiedliche Vorschläge.

Anspieltipp "Please don't hear my Fart (Silent Symphony)": Auch hinter offensichtlich augenzwinkernd erstellten Nutzertiteln verbergen sich mitunter veritable Ohrwürmer (Bild: Eigener Screenshot / Suno)

Laut Suno hat V3 "das Potenzial, den State of the Art für generative Musik neu zu definieren". Eine ausgesprochen simple Benutzeroberfläche bringt eine geringe Eintrittsbarriere mit sich, was die großen Ziele in der Tat effektiv unterstützen dürfte. Gleichzeitig weist das Unternehmen darauf hin, dass sich das Tool in kontinuierlicher Entwicklung befindet und weiterhin Kinderkrankheiten aufweist; genannt werden unter anderem Schwierigkeiten mit der Erkennung von Tonlagen und BPM oder imperfekte Abmischungen.

Suno singt den Clickbait Blues

Ungeachtet dieser Makel sind die Möglichkeiten, die sich durch Suno V3 eröffnen, häufig beeindruckend. Eigene Lyrics können angegeben werden, allerdings hat die Fantasie des Computers durchaus ihren eigenen, überraschenden Reiz. Die Gestaltungsart der Texte passt sich dabei automatisch dem per Prompt gewünschten Genre an, sodass beispielsweise ein Black-Metal-Song darüber, sich in einer Bücherei verlaufen zu haben, ein angemessenes Maß an Verzweiflung und Dramatik mitbringt:

In this realm of infinite knowledge
I wander, forever lost, forever trapped
Bound by the chains of ancient tomes
Doomed to seek, but never find my way home

Auch die lyrischen Ergüsse zu einem Popsong im Stile der Neunziger über kontemporäre Fitnessmode oder ein melancholisches Pianostück über die häufige Nutzung von vagen, irreführenden Headlines treffen über weite Strecken ins Schwarze. Ein Auszug aus dem dazugehörigen "Clickbait Blues":

They say "You won't believe what happened next"
But I've seen it all, it's just a constant hex
Gotta get them clicks, no matter what the cost
But the truth is drownin', just gettin' lost

Wem gehören die Songs?

Wer eine bezahlpflichtige Version von Suno nutzt, wird offizieller Urheber der Musikstücke, die auf dem eigenen Account entstanden sind. Nutzer der kostenlosen Version müssen sich damit begnügen, dass die Rechte an potenziellen Hits beim Unternehmen bleiben. Die nicht-kommerzielle Nutzung ist selbst dann noch erlaubt, sofern sie mit den Nutzungsbedingungen konform geht.

Unweigerlich stellt sich die Frage, in welchem Ausmaß (beziehungsweise wann genau) generative Musik zur ernsthaften Konkurrenz für die bestehende Industrie sowie die kreativen Menschen darin wird. Die mit Suno erstellbaren Stücke haben häufig einen unverkennbaren Ohrwurm-Charakter, sind jedoch noch nicht auf dem Produktionsniveau professioneller Pop-Nummern unserer Zeit.

Zur Untermalung von YouTube-Clips oder Werbefilmen ließe sich Suno trotzdem schon jetzt problemlos nutzen, ohne dass ein nennenswerter Teil der Zuschauer von einem KI-erstelltem Soundtrack ausgehen würde – und mit V4 oder V5 wird er in den nächsten Jahren munter weiter wachsen.

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