Warum Katar gerne in deutsche Firmen investiert

Zuletzt hat sich die Herrscherfamilie des Wüstenstaates zum Großaktionär von RWE aufgeschwungen. Das Land baut seine weltweiten Einflussbereiche geschickt aus.

Das WM-Gastgeberland Katar ist wegen seiner fossilen Energiequellen unermesslich reich. Seine Gewinne investiert der Golfstaat dabei gerne in Deutschland. Sage und schreibe 25 Milliarden Euro hat die katarische Herrscherfamilie über ihren Staatsfonds Qatar Investment Authority (QIA) bereits in heimische Unternehmen gesteckt.

Die Liste ist hochkarätig: Die Deutsche Bank, Siemens, Volkswagen, Bayern München, die Hapag-Lloyd oder Start-ups wie das Pharmaunternehmen Curevac oder die Berliner Vertical Farming-Firma Infarm haben bereits Gelder des kleinen Landes am persischen Golf erhalten. Neuzugang im Club ist der Energieversorger RWE. Für den Kauf des US-Solarunternehmens Con Edison Clean Energy Business bekommt RWE eine Kapitalspritze von 2,4 Milliarden Euro von Katar.

Die Soft-Power-Strategie

Das Anlagevermögen von QIA ist auf 450 Milliarden US-Dollar taxiert. Damit hält Katar Platz neun in der Liste der größten Staatsfonds der Welt. Die Interessen für die Investments sind vielfältig. Hauptsächlich will sich Katar von seiner Abhängigkeit von fossiler Energie loslösen. Da kommen Beteiligungen in green energy gerade recht.

Außerdem ist gemeinhin bekannt, dass es Spannungen zwischen dem katarischen Herrscherhaus und anderen Staaten des Nahen Ostens, wie Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate gibt. Das Land möchte sich mit internationalen Netzwerken, politischer wie wirtschaftlicher Natur, vor benachbarten Bedrohungen schützen. Auch die Ausrichtung der Fußball-WM werten Beobachter als Teil dieser Strategie. Als Soft Power bezeichnet die Politikwissenschaft diese internationale Vorgehensweise, zu der es auch gehört sich als Verhandlungsplattform bei Konflikten zu offerieren. So fanden beispielsweise Nukleargespräche zwischen den USA und Iran auf katarischem Boden statt, ebenso wie Verhandlungen zwischen den USA und den Taliban

In rund einem Monat beginnt die Fußball-WM. Damit sind auch die problematischen Arbeitsbedingungen im Wüstenstaat in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Zum Teil zeigt der Druck des Weltauges bereits Wirkung – Katar hat bereits mit einigen Reformen auf Kritik aus dem Ausland reagiert.

Die 10 größten Staatsfonds der Welt

  1. Norwegen (Government Pension Fund): 1.400,4 Milliarden Dollar Anlagevermögen
  2. China (Investment Corporation): 1.222,3 Milliarden
  3. Kuwait (Investment Authority): 737,9 Milliarden
  4. Abu Dhabi (Investment Authority): 697,9 Milliarden
  5. Hong Kong (Monetary Authority Investment Portfolio): 585,7 Milliarden
  6. Saudi-Arabien (Public Investment Fund): 580 Milliarden
  7. Singapur (GIC Private Limited): 578 Milliarden
  8. Singapur (Temasek Holdings) 484,4 Milliarden
  9. Katar (Investment Authority): 450 Milliarden
  10. China (National Council for Social Security Fund): 447,4 Milliarden
  • Quelle: Statista.com

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