Playmobil gegen Playmobil

| Redaktion 
| 17.12.2023

Streit um Stellenstreichungen statt Spiel und Spaß: Der ohnehin strapazierte Haussegen bei Playmobil gerät im Zuge des geplanten Abbaus von 700 Jobs weiter in Schieflage. Zum wiederholten Male geht eine interne Auseinandersetzung vor Gericht.


In einer perfekten Welt würde man 2024 bei der Horst Brandstätter Holding GmbH mit großer Vorfreude entgegenblicken – schließlich handelt es sich um das 50. Jubiläumsjahr der ersten Playmobil-Figuren, die dem Unternehmen seitdem Milliardeneinnahmen beschert haben. Statt die Feierlichkeiten zum runden Geburtstag vorzubereiten, überziehen sich die wichtigsten Organe im Haus unter den Augen der Öffentlichkeit gegenseitig mit Vorwürfen.

Als einschneidenden Wendepunkt der modernen Playmobil-Geschichte identifizieren viele Beobachter den Tod von Horst Brandstätter im Jahre 2015. Nach einem Führungsvakuum hat sich Marianne Albert, die unter Brandstätter Chefsekretärin war, als Beiratsvorsitzende in der Unternehmensspitze einen Namen gemacht: Schon vor beinahe drei Jahren berichtete das manager magazin von der „wohl skurrilsten Führungstruppe der Republik" und bemerkte das „irre Regiment bei Playmobil".

Talfahrt auf zwei Ebenen

Die besorgniserregende Talfahrt der deutschen Spielzeug-Institution findet auf zwei Ebenen statt. Zum einen die Zahlen: Anders als viele Mitwerber konnte Playmobil wirtschaftlich nicht von der Corona-Pandemie profitieren, in der viele Eltern ihre Kinder in erhöhtem Maße in den eigenen vier Wänden bei Laune halten mussten. In einem aktuellen Beitrag mutmaßt das manager magazin, dass sich der Jahresgewinn der Holding auf derzeit etwa 30 Millionen Euro beläuft – zu Brandstätters Zeiten war hier häufig ein dreistelliger Millionenbetrag zu verbuchen.

Albert hatte bereits 2020 trocken resümiert, dass die Produkte ihrer Firma „derzeit weniger relevant" seien. Fast alle Versuche, die Zielgruppe neu zu animieren oder zu erweitern, scheiterten oder verliefen im Sand: „Playmobil – Der Film" spielte weltweit nicht einmal die Hälfte seiner 40 Millionen US-Dollar Produktionskosten wieder ein, während ein geplantes Werk in den Vereinigten Staaten nie zustande kam, neue Produktlinien keine Begeisterung auslösten und die Digitalisierung zu wünschen übrig lässt.

Auf der anderen Seite wirkt das Klima bei Playmobil schlichtweg vergiftet. Personalfluktuation an entscheidenden Stellen, verschwenderisch viele Überwachungskameras auf den Firmenarealen oder regelmäßige rechtliche Auseinandersetzungen prägen das (betriebs)öffentliche Bild von Playmobil in den letzten Jahren. „Kündigungen, Abmahnwellen, Psychodruck und Versetzungen sind an der Tagesordnung", wie es IG-Metall-Betriebsbetreuerin Bianka Möller dem manager magazin zufolge formulierte.

Man sieht sich vor Gericht

Aktueller Streitpunkt im fränkischen Zirndorf ist die im Oktober verkündete Streichung von 700 Stellen, was 17 Prozent der Playmobil-Belegschaft entspricht. In einem Schreiben an die Mitarbeiter stellt die Personalleitung hinsichtlich der Diskussion eines Sozialplans ernüchtert fest: „Bis heute haben wir nichts erreicht."

Der Betriebsrat wiederum sieht sich „unvollständig und teilweise falsch" durch den Arbeitgeber informiert und verlangt konkretere Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung. Auch von der Unternehmensberatung McKinsey ausgearbeiteten Konzepte zum Konzernumbau würden dem Betriebsrat demnach vorenthalten. Seine Mitbestimmungsrechte sieht er deswegen insgesamt missachtet.

Laut manager magazin hat der Betriebsrat eine von der Geschäftsleitung vorgeschlagene Einigungsstelle, die durch einen einstigen Richter am Arbeitsgericht Regensburg besetzt werden sollte, mit Verweis auf einen fehlenden Interessenausgleich abgelehnt. Statt eines ehemaligen wird sich nun also voraussichtlich ein aktiver Richter auf ganz offiziellem Wege mit der jüngsten Playmobil-internen Auseinandersetzung befassen.

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