Wie sich KI in den kommenden 10 Jahren laut Bill Gates entwickeln wird

| Alexander Schöpf 
| 12.04.2023

In seinem Blog geht der Microsoft-Gründer auf das Potential und die Gefahr der Technologie ein.

"Das Zeitalter der KI hat begonnen" – Unter diesem Titel teilt Microsoft-Gründer Bill Gates auf seinem Blog GatesNotes seine Einschätzungen zur Künstlichen Intelligenz (KI). Eines vorneweg: Auch wenn der 67-Jährige Potentiale und Gefahren der neuen, nicht unumstrittenen Technologie gegeneinander abwiegt, überwiegt bei ihm doch der Blick auf das Positive.

Die zwei technischen Revolutionen laut Gates

"Während meines bisherigen Lebens durfte ich zwei Technologievorführungen beiwohnen, die ich für revolutionär hielt", schreibt Gates. Das erste dieser einschneidenden Ereignisse habe ihm Jahr 1980 stattgefunden, als ihm ein Programmierer namens Charles Simonyi erstmals eine grafische Benutzeroberfläche – der Vorläufer jedes modernen Betriebssystems – zeigte. "Wir haben uns sofort zusammengesetzt und haben angefangen zu brainstormen, welche Möglichkeiten sich durch einen so benutzerfreundlicher Zugang zur Welt des Computers eröffnen würden", so Gates weiter.

Die zweite große Überraschung habe es dann vergangenes Jahr gegeben. "Ich habe mich mit dem Team von OpenAI seit 2016 regelmäßig getroffen und war beeindruckt über ihren stetigen Fortschritt. Mitte 2022 habe ich ihnen dann eine Aufgabe gestellt: Trainiert eine KI so, dass sie es schafft ein Biologie-Examen auf College-Niveau zu bestehen", verrät der Tech-Pionier. Die KI sollte fähig sein Fragen zu beantworten, die sie vorher nicht kannte und somit auch nicht spezifisch dafür trainiert werden konnte. "Ich sagte ihnen, wenn sie das schafft, dann können wir von einem echten Durchbruch sprechen." Gates dachte, dass die Lösung dieser Aufgabe zwei oder drei Jahre dauern würde. Tatsächlich dauerte es nur wenige Monate: Die KI schaffte es 59 von 60 Fragen richtig zu beantworten.

Ungereichtigkeiten reduzieren

Der ehemals reichste Mann der Welt setzt die Erfindung von KI auf eine Stufe mit der des Mikroprozessors, des PCs, des Internets und des Mobiltelefons gleich. Die Technologie habe das Potential einige der größten Ungerechtigkeiten in der Welt zu reduzieren. Beispielsweise könne das Gesundheitswesen und Medizin im Generellen durch Künstliche Intelligenz verbessert werden. Bürokratische Aufgaben, wie das Ausfüllen von Anträgen oder das Verfassen von Arztberichten, könnten in Zukunft von ChatGPT und Co. übernommen werden. Dadurch hätte das menschliche Personal mehr Zeit, sich um die Patient:innen zu kümmern. Auch werde es zu einer "dramatischen Beschleunigung von medizinischen Durchbrüchen" kommen, ist Gates überzeugt. Er geht davon aus, dass KI fähig sein wird, sogar selbst Medikamente und Impfstoffe zu entwickeln.

Ähnlich viele Vorteile sieht Bill Gates im Bereich Bildung. "Ich denke in den kommenden fünf bis zehn Jahren wird KI die Art wie wir lehren und lernen revolutionieren", konstatiert der Milliardär. Künstliche Intelligenzen könne Lehrkräften bald dabei helfen herauszufinden, was die einzelnen Schüler:innen motiviert, interessiert und welchen Lernstil sie haben. Dennoch werde KI, "die Arbeit, die Schüler:innen und Lehrer:innen gemeinsam im Klassenzimmer leisten, niemals ersetzen können", schreibt Gates.

Keine Angst vor Risiken

Hinsichtlich der Risiken, die die Technologie birgt und die derzeit bei nicht wenigen Menschen eine kritische Haltung zu KI auslöst, verweist der Microsoft-Gründer darauf, dass es sich ähnlich, wie bei den meisten anderen Erfindungen verhalte: "Künstliche Intelligenz kann für gute oder schlechte Zwecke – etwa, dass Menschen die Technologie missbrauchen und sie als Waffe einsetzen – verwendet werden. Regierungen und der Privatsektor müssen hier zusammenarbeiten, um die Risiken zu minimieren." 

Die Gefahr, dass sich Künstliche Intelligenzen der menschlichen Kontrolle entziehen und beginnen eigene Entscheidungen zu treffen, die den Interessen der Menschen entgegenlaufen, sei zwar möglich, aber nicht imminent, ist Gates überzeugt. Auch sei man noch weit von einer sogenannten "starken" KI entfernt, die ihre eigenen Ziele definieren könne. Daran hätten auch die Durchbrüche der letzten Monate nichts geändert.

www.gatesnotes.com

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