Algorithmen tragen zu Teuerungsschüben bei

Computergesteuerte Händler-Programme haben einen Anteil an Preistreiberei und lernen mittlerweile sogar selbstständig illegale Preisabsprachen zu treffen

Dass Dynamic Pricing im Handel immer öfter zur Anwendung kommt, ist kein Geheimnis. Amazon ändert Preise Millionenfach am Tag, die Preise für Flüge ändern sich im Minutentakt je nach Nachfrage. Die Künstliche Intelligenz (KI) von Uber dreht an der Preisschraube sobald es regnet oder vergleichsweise wenig Fahrer in einer Gegend unterwegs sind und an den Börsen übernehmen Robo-Händler längst den weit größeren Anteil an Geschäften als Broker aus Fleisch und Blut.

Im US-Börsenhandel etwa wird bereits 80 Prozent des Geschäfts automatisiert abgewickelt. Doch nun wächst unter Experten die Sorge, dass die Algorithmen einen maßgeblichen Anteil an Teuerungsschüben haben.

KI verstärkt das Herdenverhalten

Zum Beispiel weil die Algorithmen das Herdenverhalten an den Märkten verstärken. Ökonomen der University of Michigan fanden in einer lang angelegten Studie über Medikamentenpreise auf Onlineplattformen heraus, dass der algorithmische Wettbewerb zu einer durchschnittlichen Preissteigerung von 5,2 Prozent führe.

Doch das Problem ist noch weitreichender. Denn die sogenannten "Machine-Learning-Algorithmen" lernen sogar auf Eigenregie, illegale Preisabsprachen zu treffen und eine Art digitales Kartell zu bilden. Das Ganze ist in einer Simulationsübung auf der Universität Bologna (Italien) passiert, ohne dass entsprechende Befehle der KI einprogrammiert wurden. Dabei müssen die unterschiedlichen Systeme nicht einmal miteinander kommunizieren. Sprich: sie hinterlassen keinerlei Spuren, wodurch ein Betrug auch nicht wirklich nachweisbar wäre.

Märkte werden volatiler

Wie solche auf Gewinnmaximierung programmierte Computer auf welche Signale reagieren, ist nicht komplett vorhersehbar. Sie erarbeiten im Trial- und Error-Modus selbstständig eine Strategie. Ebensowenig lässt sich daher klar vorhersagen, welche Auswirkungen die Algorithmen letztlich auf den Markt haben.

Analysten stellen sich jedenfalls bereits auf eine KI-bedingte, weitaus höhere Volatilität der Märkte ein. Je mehr menschliche und computergesteuerte Handelsstrategien miteinander verflochten sind, desto eher kann das zu unvorhersehbaren Ergebnissen führen. (no)

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