"Wir gegen sie": Verbündete Führungskräfte in Unternehmen spalten die Gemüter

Forscher zeigen, dass einflussreiche Teilgruppen Entscheidungen auf Führungsebene zu ihren Gunsten drehen können.


Ein CEO an der Spitze eines Unternehmens ist immer nur so stark wie das mit ihm verbündete Vorstands-Team. Zu dem Schluss kommen Forscher der University of Memphis, der San Diego State University und der University of Idaho in einem gemeinsamen wissenschaftlichen Paper. Die Autor:innen Jihae You, Taekjin Shin und Yunhyung Chung haben untersucht, warum der Vorstand den CEO entlassen könnte, obwohl das Unternehmen gut abschneidet, während ein anderes Unternehmen seinen CEO trotz schlechter Leistung behält.

Der Einfluss von mehreren Teilgruppen vorhanden

Die Antwort auf ihre Fragestellung haben die Wissenschaftler:innen in Teilgruppierungen innerhalb des Vorstands gefunden. Oft gibt es, so die Beobachtung der drei Autoren, zwei, drei oder sogar vier Teilgruppen innerhalb eines Vorstands. Der Einfluss, den eine Teilgruppe auf den gesamten Vorstand haben kann, hänge von ihrer Macht ab. Mächtige Teilgruppen könnten eher ihren Willen durchsetzen und die Einstellungen und Verhaltensweisen anderer Vorstandsmitglieder ändern, einschließlich ihrer Haltung zur Beibehaltung oder Entlassung des CEOs.

Laut den Wissenschaftler:innen gibt es häufig eine Teilgruppe von Direktoren im Vorstand, die gemeinsame "soziale Identitäten" mit dem CEO haben und sich mit ihm verbunden fühlen. Dies beziehe sich neben Geschlecht und ethnischer Herkunft auch auf Alter, Überzeugungen sowie Wertevorstellungen. Fühlen sich diese starken Teilgruppen des Vorstands also stark verbunden mit dem CEO, können sie dessen Absetzung selbst bei schlechter Unternehmens-Performance verhindern, konstatieren die Wirtschaftswissenschaftler:innen in ihrem neuen Paper.

Zusammenhalt bei verbündeten Führungskräften groß 

Wird nun ein CEO angegriffen im Vorstand, fühlen sich die Mitglieder der CEO-Teilgruppe unsicher, halten You, Shin und Chung fest. Sie fürchten den Verlust ihres Verbündeten und damit auch besonderer Ressourcen oder Gefälligkeiten, die sie aus ihrer Beziehung zum CEO erhalten.

Es kommen symbiotische Effekte zum Tragen. Folglich, so die Theorie der Verhaltensforscher, nimmt die CEO-Teilgruppe eine Mentalität des "wir" gegen "sie" an, was sie noch geschlossener macht. Sie nutzt ihre Macht, um den CEO und somit die Koalition zu schützen. Die Autoren haben Daten von Vorständen der S&P 500 von 1998 bis 2018 untersucht. Dabei stellten sie fest, dass die CEO-Teilgruppe mächtig sein muss, um Entscheidungen zu beeinflussen.

www.memphis.edu

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