Junkfood, Snacks und Süßigkeiten: Özdemir plant Werbung für ungesunde Lebensmittel stark einzuschränken

"Wir müssen dafür sorgen, dass Kinder gesund aufwachsen", appelliert der Ernährungsminister und stellt eine Gesetzesinitiative vor.

Lebensmittelwerbung hat einen nachhaltigen Einfluss auf das Ernährungsverhalten bei unter 14-Jährigen. Der übermäßige Verzehr hochverarbeiteter Lebensmittel mit zu viel Zucker, Fett oder Salz trage zur Entstehung von Übergewicht und ernährungsmitbedingten Erkrankungen, wie etwa Adipositas und Diabetes bei, warnt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Gerade im Kindesalter werde Ernährungsverhalten entscheidend für das weitere Leben geprägt.

Diese Verbote sollen kommen

Aus diesem Grund plant Bundesminister Cem Özdemir (Grüne) Werbung für ungesunde Lebensmittel einzuschränken. Entsprechende Pläne hat der Grünen-Politiker am Montag vorgestellt. Werbung für Lebensmittel mit zu hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt soll demnach nicht mehr an Unter-14-Jährige gerichtet werden dürfen. Entsprechende Werbung soll nicht mehr in allen für Kinder relevanten Medien – darunter auch Influencermarketing – sowie als Außenwerbung zulässig sein.

Zudem soll Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt nicht mehr zulässig sein, wenn sie Kinder zwar nicht nach Art, Inhalt oder Gestaltung, jedoch aufgrund des Werbeumfeldes oder des sonstigen Kontextes adressiert. Dazu zählt entsprechende Werbung, wenn sie zwischen 6 und 23 Uhr betrieben und damit bewusst in Kauf genommen wird, dass sie regelmäßig insbesondere auch von Kindern wahrgenommen wird bzw. wahrgenommen werden kann,
wenn sie im Kontext mit auch Kinder ansprechenden Inhalten betrieben wird, wenn sie in Form von Außenwerbung im Umkreis von 100 Metern betrieben wird zu Freizeiteinrichtungen, die ihrer Art nach oder tatsächlich vor allem von Kindern besucht werden, oder Schulen, Kindertageseinrichtungen oder Spielplätzen. An Kinder gerichtetes Sponsoring für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt soll ebenfalls verboten werden.

Die Beurteilung darüber, was ein hoher Zucker-, Fett- oder Salzgehalt ist, soll sich an den Anforderungen des Nährwertprofilmodells der Weltgesundheitsorganisation (WHO) orientieren.

"Rückendeckung eines breiten gesellschaftlichen Bündnisses"

"Kinder sind das Wertvollste, was wir haben – sie zu schützen, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und auch die Verantwortung des Staates. Neben ausreichend Bewegung und entsprechenden Angeboten braucht es eine möglichst gesunde Ernährungsumgebung, dafür sind klare Regeln unumgänglich. In der Kindheit werden die Grundlagen für das weitere Leben gelegt, die Kindheit entscheidet oft über die Chancen im Erwachsenenleben", erklärt Cem Özdemir seinen Vorstoß.

Man habe die Rückendeckung "eines breiten gesellschaftlichen Bündnisses von Wissenschaft und Ärztinnen und Ärzten über Krankenkassen bis hin zu Elternvertretungen, die nachdrücklich eine umfassende Regulierung fordern". Eine große Mehrheit der Bevölkerung befürworte die Pläne, ist der Minister überzeugt. "Werbetreibende können auch weiterhin gegenüber Kindern für Lebensmittel werben, die keinen zu hohen Gehalt an Zucker, Fett oder Salz haben. Und genau dahin sollte der Trend gehen: weniger ist mehr! Wir setzen auf die Bereitschaft der Lebensmittelwirtschaft, Rezepturen zu verbessern", so Özdemir.

Kritik und Zustimmung

Wenig überraschend kritisiert die CDU die Pläne des Ernährungsministers. "Özdemir ebnet den Weg für Dirigismus, Bürokratie und staatliche Bevormundung", wird Unions-Fraktionsvize Steffen Bilger (CDU) in der Rheinischen Post zitiert. Aber auch der Koalitionspartner FDP kann Özdemirs Vorhaben offenbar wenig abgewinnen. Gero Hocker, agrarpolitischer Sprecherder FDP-Bundestagsfraktion, ist davon überzeugt, dass der Grünen-Politiker innerhalb der Koalition "keine Mehrheit finden" werde. Was aber dem widersprechen würde was im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP festgehalten ist: "An Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt darf es in Zukunft bei Sendungen und Formaten für unter 14-Jährige nicht mehr geben." Der Lebensmittelverband kritisiert, dass die geplanten Maßnahmen nicht auf wissenschaftlichen Grundlagen fußen würden und deshalb ungeeignet zur Bekämpfung gesundheitlicher Risiken durch Fettleibigkeit bei Kindern seien.

Zustimmung erhält der Minister hingegen vor allem von Verbraucher- und Medizinverbänden. "Kinder und Jugendliche müssen vor dieser Werbung geschützt werden, weil sie maßgeblich ihr Kauf- und damit auch ihr Essverhalten beeinflusst", so die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands Carola Reimann. Auch die deutsche Adipositas-Gesellschaft und Foodwatch können dem Gesetzesentwurf einiges abgewinnen.

www.bmel.de

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