Psychisch bedingte Krankschreibungen nehmen rasant zu

Alexander Kuttig, Geschäftsführer des Münchner Start-ups Teamfit, erklärt, wie digitale Anwendungen im Kampf gegen Hektik, Stress und Co. am Arbeitsplatz eingesetzt werden können und die mentale Gesundheit unterstützen.

Spätestens seit der Pandemie wird die sich wandelnde Arbeitswelt immer schnelllebiger – gleichzeitig steigen die geistigen Herausforderungen an Arbeitnehmer:innen: Dauerstress, Leistungsdruck, ständige Verfügbarkeit oder eine unausgeglichene Work-Life-Balance sind keine Seltenheit mehr.

Eine Studie der DAK belegt nun die gravierenden Zahlen psychisch bedingter Krankschreibungen: Diese haben sich in den letzten Jahren verfünffacht. Digitale Anwendungen, die vom Arbeitgeber für Mitarbeitende zur Verfügung gestellt werden, können dieser Problematik entgegenwirken, indem sie zu mehr Pausen und Achtsamkeit im Job anregen. Alexander Kuttig, Geschäftsführer der Teamfit GmbH, sieht diese Anwendungen als probates Mittel gegen Hektik, Stress und Co. am Arbeitsplatz an.

Arbeit nimmt immer größeren Platz im Leben ein

Laut einer Auswertung aus Daten der DAK-Krankenkasse von 2,4 Millionen Beschäftigten war 2021 das Jahr mit einem neuen Höchststand an Fehltagen aufgrund von psychischen Erkrankungen. Auf je 100 Versicherte kamen 276 Fehltage, was einer Steigerung um 41 Prozent über dem Niveau von vor zehn Jahren entspricht. Ein psychischer Krankheitsfall dauerte im vergangenen Jahr durchschnittlich 39,2 Tage – im Vergleich dazu liegt der Krankenstand durch physische Gebaren im Schnitt bei gerade einmal 14,5 Tagen pro Jahr und ist seit Jahren rückläufig.

Viele Experten sehen diese Zunahme nicht nur durch die Pandemie bedingt, sondern als Entwicklung grundsätzlicher Arbeitsanforderungen nach höherer Produktivität, Mobilität und Flexibilität. Um diesem Anspruch, der über neue Technologien und Arbeitsmodelle befeuert wird, gerecht zu werden, stellen viele Arbeitnehmer:innen ihre Arbeit uneingeschränkt in den Lebensmittelpunkt. "Die Ängste, die hierbei entstehen, sollten auch von den Organisationen der Beschäftigten ernst genommen werden und proaktiv bzw. präventiv behandelt werden, bevor es zu langfristigen Ausfällen im Unternehmen kommt", betont Alexander Kuttig.

Digitale Stütze hilft beim Abschalten in Arbeitspausen

Vor allem in Zeiten hohen Stresses vernachlässigen Arbeitnehmer:innen gerade jene Aktivitäten, die sie eigentlich benötigen, um der Situation effektiv begegnen zu können. In der jüngeren Vergangenheit habe sich hier das Konzept der Achtsamkeit (Neu-deutsch: Mindfulness) auch in Unternehmen als Hilfe zum Abschalten bzw. Durchstarten etabliert, erläutert Kuttig.

Sein Unternehmen bietet deshalb eine digitale Anwendung, die für die "ganzheitliche Mitarbeitergesundheit und -motivation auf mentaler und körperlicher Ebene" sorgen soll. Dies geschehe durch in der App geführte kurze Meditationssequenzen, Atemübungen und Einschlafmeditationen, sowie entspannende Musik und Geräuschkulissen bis hin zu binaural Beats, einer akustischen Unterstützung, um die Entspannung und Konzentration zu fördern, so der Experte weiter.

Niedrigschwelliger Einstieg

Auch wenn die Inanspruchnahme einer psychotherapeutischen Behandlung heute weniger stigmatisiert wird, kostet der Gang zur psychologischen Fachkraft für viele Menschen nach wie vor eine große Überwindung. Ein niedrigschwelliger Einstieg über digitale Anwendungen, der es Nutzer:innen ermöglicht, Angebote aus der Sicherheit der eigenen vier Wände wahrzunehmen, könne dabei helfen, Leidende für die Thematik zu sensibilisieren oder die Notwendigkeit des Besuchs eines Facharztes ad acta zu legen, da früh genug gegengesteuert wird.

"Für viele Mitarbeitende ist es das erste Mal, dass sie in Kontakt mit dem Thema 'mentale Gesundheit' kommen. Vielen gefällt dann der entspannte Zustand einer Meditation und sie bleiben dabei. So kann einiges für die mentale Gesundheit getan werden, ohne dass es überhaupt bemerkt wird.", erklärt Alexander Kuttig.

Starkes Duo für die Psyche

In der medizinischen Forschung ist bereits länger etabliert, dass viele der physiologischen Wirkungen von Bewegung auch positiv auf die Psyche einwirken. Das Gehirn wird besser durchblutet und der Körper schüttet körpereigene Opioide, Endocannabinoide und Endorphine aus. Sport hebt so die Stimmung, bessert die geistige Leistung und hemmt die Schmerzwahrnehmung.

Die Kombination mit Achtsamkeitstrainings und Meditation könne hier eine weitere verstärkende Wirkung entfalten, ist Kuttig überzeugt: "Bisher war Teamfit auf physische Gesundheit in den Bereichen Aktivität und Sport fokussiert. Mit dem Bereich Mindfulness wird nun erstmals die psychische Gesundheit als zubuchbare Option integriert. Beides zusammen ergänzt sich sehr gut, denn wirklich ausgeglichen ist ein gesunder Geist nur in einem gesunden Körper."

Aus Erfahrungen mit dem bisherigen Betrieb der App weiß der Unternehmer, dass Motivation und Teamgefühl über die gemeinsamen Sport-Challenges für eine höhere Zufriedenheit bei der Arbeit und eine langfristige Bereitschaft, die Anwendung auch zu nutzen, sorgen. Ähnlich verhält es sich auch bei der Prävention von psychischen Leiden im Arbeitskontext, denn "der Content einer Mental-Health-App kann so gut sein wie er will – wenn die User:innen nicht dabei bleiben, hilft das nicht", warnt Alexander Kuttig. (red)

www.teamfit.eu

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