Cyberkriminalität kostet Unternehmen 11 Millionen US-Dollar pro Minute

Gastkommentar von Zehrid Osmani, Leiter für globale, langfristige und indexunabhängige Strategien bei Martin Currie, Teil von Franklin Templeton.

Prognosen zufolge wird die Cyberkriminalität die Unternehmen bis 2021 weltweit sechs Billionen US-Dollar gekostet haben, was einem Verlust von elf Millionen US-Dollar pro Minute entspricht. 2015 waren es noch drei Billionen Dollar. Wäre die Cyberkriminalität ein Land, wären die durch sie verursachten Schäden die drittgrößte Volkswirtschaft nach den USA und China.

Cybersicherheit ist ein wichtiger strategischer Aspekt für Unternehmen. Sie ist unerlässlich für den Schutz des geistigen Eigentums und damit essentiell für Wettbewerbsvorteile und die Daten der Stakeholder. Verstöße gegen die Cybersicherheit können zu beträchtlichen Umsatzeinbußen führen und haben darüber hinaus erhebliche finanzielle Auswirkungen für Unternehmen, nicht zuletzt rechtliche. Die negativen Auswirkungen auf den Shareholder Value können noch größer sein als die finanziellen Folgen, wenn man den dauerhaften Schaden bei einem Vertrauensverlust der Kunden und den Ruf der Marke berücksichtigt. Es handelt sich daher um eine wichtige Frage der Unternehmensführung und der Nachhaltigkeit für jedes Unternehmen und um eine strategische Dimension, welche die Geschäftsleitung berücksichtigen muss.

Die Sicherheitsherausforderungen von Remote- und Hybridarbeit

Die fortschreitende Digitalisierung und die beschleunigte Migration in die Cloud durch die Zunahme von unterschiedlichen Arbeitsorten, wie zu Hause, unterwegs und im Office, haben ein zusätzliches Sicherheitsrisiko geschaffen. Aber auch staatliche Angriffe haben an Rafinesse gewonnen. Bei dem SolarWinds-Fall, dem mehrere US-Regierungsbehörden zum Opfer fielen, handelte es sich um einen Angriff auf die Lieferkette, der über einen Drittanbieter von Software durchgeführt wurde. Seitdem wurde erneut der Ruf nach einem plattformartigen Sicherheitsansatz laut, der sich von der Verwendung mehrerer Einzellösungen unterscheidet. Aus unserer Sicht haben diejenigen Unternehmen, die sich dieser Herausforderung stellen und neue Ansätze bieten, einen positiven Markenwert.

Wir erwarten deshalb für den Cybersicherheitsmarkt bis 2030 ein durchschnittliches Wachstum von ca. 20 Prozent, verglichen mit ca. zehn Prozent für den breiteren IT-Sektor im selben Zeitraum. Eine besondere Herausforderung ist allerdings der Mangel an Talenten. Eine 2019 durchgeführte Umfrage von Darktrace ISC ergab, dass 51 Prozent der Verantwortlichen für Cybersicherheit aussagten, dass ihr Unternehmen aufgrund eines Mangels an Cybersicherheitspersonal einem mittleren oder extremen Risiko ausgesetzt ist. Dies könnte wiederum zu Engpässen bei Unternehmen führen, da sie ihr IT-Budget vor allem in dem Cybersicherheitsbereich einsetzen.

Stark fragmentierter, aber sich konsolidierender Markt

Der Cybersicherheitsmarkt ist stark segmentiert, mit Bereichen wie Netz- und Infrastruktursicherheit, Zugangsmanagement, Anwendungssicherheit sowie Cloud- und Datensicherheit, um nur einige zu nennen. Er entwickelt sich schnell weiter. IOT, Blockchain und einige Bereiche der Verbrauchersicherheit sind Kategorien, die erst noch definiert werden müssen.

Die Verfolgung von Marktanteilen im Bereich der Cybersicherheit im Laufe der Zeit ist eine besondere Herausforderung. Obwohl es manchmal klare Marktführer in einem Segment gibt, kann sich die Marktposition schnell ändern. Dies geschieht entweder durch Marktkonsolidierung oder das Vordringen neuer Herausforderer. Laut Crunchbase Pro gibt es über 22.000 Start-ups in den Bereichen Cybersicherheit, Datenschutz und Sicherheit. Im Jahr 2020 haben die Start-ups mehr als zehn Milliarden US-Dollar an Finanzmitteln aufgebracht, gegenüber zwei Milliarden US-Dollar im Jahr 2010.

Ein Marktteilnehmer, der hervorsticht, ist der Tech-Gigant Microsoft. Er hat seine Bündelungsstrategie verstärkt und bietet "End-to-End-Funktionen" für Sicherheit, Identität, Compliance und Risikomanagement an. Medienberichten zufolge investiert Microsoft jährlich über eine Milliarde US-Dollar in die Weiterentwicklung seiner Geschäftsbereiche Sicherheit, Datenschutz und Risikomanagement. Wir gehen davon aus, dass sich die Marktkonsolidierung fortsetzen wird. In 2020 betrugen die M&A-Aktivitäten rund 20 Miiliarden US-Dollar.

www.franklintempleton.de


 

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