Extremurlaub in der Natur
Überleben üben im Grünen: Der neue Trend unter Managern

| Redaktion 
| 12.05.2024

Seit der Pandemie erfreuen sich Survival-Camps steigender Beliebtheit, besonders unter Büroarbeitern. Die Kursteilnehmer, oft gut situierten und mittleren Alters, suchen nach einem Kontrast zum digitalisierten Alltag und begeben sich in die Natur, um grundlegende Überlebensfertigkeiten zu erlernen.

Der Trend, den Freizeitwissenschaftler Ulrich Reinhardt als "Extremurlaub" beschreibt, ermöglicht es den Teilnehmern, ihre Komfortzone zu verlassen und persönliche Grenzen auszutesten. Einer der Trainer, David Leichtle, ehemaliger Bundeswehr-Gebirgsjäger und nun Survivaltrainer, leitet die Gruppe durch die Wildnis nahe Schwäbisch Hall.

Das Handelsblatt hat den Trupp begleitet und berichtet über seinen Kurs "Lebe die Wildnis“. Darin lernen Teilnehmer, wie man ohne Nahrung, Wasser und Zelt überleben kann, auch unter extremen Wetterbedingungen. Mit einer Mischung aus Theorie und praktischen Übungen wird ihnen nähergebracht wie Feuer entfacht, essbare Pflanzen identifiziert und Notunterkünfte gebaut werden.

Die Teilnehmer, darunter Angestellte aus verschiedensten Branchen, suchen dabei nicht nur nach Abenteuer, sondern auch nach einer Flucht vor dem stressigen Berufsalltag. Einige von ihnen, wie der Prozessmanager Abbas und sein Bruder Jonas, einem Ingenieur, sehen in dem Survival-Training eine Gelegenheit, neue Fähigkeiten zu erlernen und gleichzeitig dem städtischen Leben zu entkommen. Firmen erkennen zudem den Wert solcher Kurse zur Stärkung von Teamgeist und Resilienz unter ihren Mitarbeitern und senden ihre Teams regelmäßig in die Wildnis.

Frustrierende Übungen, die in Erfolgserlebnisse münden

Der Kurs beinhaltet auch ungewöhnliche Aktivitäten wie das Feuerbohren, bei dem die Teilnehmer lernen, durch Reibung Feuer zu entfachen. Diese intensive und manchmal frustrierende Übung mündet in Erfolgserlebnisse, die das Selbstvertrauen stärken und den Zusammenhalt fördern. Trotz der Herausforderungen durch Kälte und mangelnden Komfort, die einige Nächte mit sich bringen, halten die meisten Teilnehmer durch, getrieben von der Neugier und dem Willen, die eigenen Grenzen zu erkennen und zu erweitern.

Experten wie Reinhardt sehen in diesem Phänomen auch eine Reaktion auf gesellschaftliche Veränderungen und Unsicherheiten, wie die Energiekrise oder geopolitische Spannungen. Menschen möchten wissen, wie sie in Ausnahmesituationen zurechtkommen würden, was den Drang nach Survival-Training noch verstärkt. Die Kurse vermitteln nicht nur Überlebensfertigkeiten, sondern auch Lebenskompetenzen, die den Teilnehmern helfen, stressige Situationen im Beruf besser zu managen und mehr Vertrauen in ihre Fähigkeiten zu entwickeln.

Zurück ins echte Leben

Das Wachstum des Extremtourismus und der Survival-Camps reflektiert einen tiefgreifenden Wunsch vieler Menschen, wieder eine Verbindung zur Natur herzustellen und gleichzeitig die eigene Resilienz zu testen. Dieser Trend ist nicht nur eine Antwort auf die moderne Lebensweise, sondern bietet auch einen wertvollen Einblick in das menschliche Bedürfnis nach Herausforderung und Selbstverwirklichung. Es zeigt, wie weit Menschen bereit sind zu gehen, um zu erfahren, was es bedeutet, "ins einfache, ins echte Leben" zurückzukehren.

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