„Wir brauchen neue Unternehmen mit einer neuen DNA“

Volker Meyer-Lücke, Sebastian Kroth und Daniel Rizzotti sind es, die gemeinsam Alrigthy gegründet haben – eine nachhaltige, faire Kaffeemarke. Auch FC Bayern-Torwart, Manuel Neuer, hat investiert. Wir sprachen mit Daniel Rizzotti.

LEADERSNET: Sie waren viele Jahre im Marketing der Alois Dallmayr Kaffee oHG. Ihr Mitgründer, Volker Meyer-Lücke, war dort Prokurist. Sagen Sie den großen Kaffeeröstereien den Kampf an?

Daniel Rizzotti: Kampfansage würde ich nicht sagen. Wir möchten mit unserer Vorgehensweise und Haltung Zeichen dafür setzen, dass es auch anders geht. Ich bin der Meinung, dass wir neue Unternehmen mit euer DNA brauchen, die von Grund auf für den Respekt vor Umwelt, Natur und Leben steht. In vielen größeren Unternehmen ist es schwierig, Systemveränderungen herbeizuführen.

LEADERSNET: Alrighty Coffee – ist es Beruf oder Berufung?

Daniel Rizzotti: Beides – ich kann Berufung mit Beruf verbinden. Ich habe sehr viel Spaß bei der Arbeit, ich kann meine Kreativität ausleben und gleichzeitig meinen Werten treu bleiben und meinen Beitrag zu einer positiven Veränderung der Kaffeebranche beitragen.

LEADERSNET: Sie wollen mit jungen, weiblichen oder aus Afrika stammenden Farmer:innen zusammenarbeiten. Warum?

Daniel Rizzotti: Wir wollen etwas ändern! Wir setzen auf die Davids unter den Goliaths, die bisher unterschätzt und vergessen wurden und auf Dauer von der Landkarte verschwinden würden.

Das liegt vor allem daran, dass sich der Markt immer mehr standardisiert, und große Länder und riesige, professionelle Plantagen einen Vorteil gegenüber kleineren Marktteilnehmern haben. Wo sich Monopolisten durchsetzen, verschwindet die Vielfalt – und die wollen wir erhalten.

Deshalb beziehen wir jede einzelne unserer Bohnen ausschließlich von mindestens einer der drei Farmergruppen, den Underdogs der Kaffeewelt. Das ist unsere Caretrade Philosophie – ökologisch und sozial nachhaltig. Wir packen den dringend benötigten Wandel an der Wurzel an, um eine nachhaltige Veränderung herbeizuführen.

LEADERSNET: Wie schaffen Sie Transparenz?

Daniel Rizzotti: Mein Mitgründer, Volker, hat an die 20 Kaffeeländer bereist und hat dort über 30 Jahre unzählige großartige Menschen kennengelernt. Diese langjährigen Verbindungen nutzen wir jetzt, um unseren Alrighty Kaffee so fair und nachhaltig zu beziehen wie möglich.

Dazu zählt für uns auch, dass wir uns vor Ort ein Bild machen und verstehen, worauf es ankommt, von den lokalen Partnern lernen und mit ihnen gemeinsam unsere Projekte entwickeln.

Erst im Februar waren wir deswegen vor Ort in Äthiopien, u. a. um einige unserer Underdog Projekte zu besuchen. Zum Jahresabschluss werden wir einen Impactbericht veröffentlichen, der unsere Wirkungsfelder anhand von Kennzahlen darstellen wird.

LEADERSNET: Schätzen die Kunden, dass Sie nachhaltig denken und produzieren?

Daniel Rizzotti: Ja – auf jeden Fall. Wir sehen, dass immer mehr Menschen zu einer nachhaltigen Zukunft beitragen wollen, und viele Entscheidungen am Supermarktregal neu überdenken. Wir bekommen sehr viel positives Feedback zu unserem Caretrade Ansatz, aber auch zur Qualität unserer Kaffees.

LEADERSNET: Gibt es Geschichten, die Sie von Ihren Farmer:innen erzählen können?

Daniel Rizzotti: In Marcala im Südwesten von Honduras ist zum Beispiel die Kooperative Kolnáal Mujeres als Organisation von „Lenca-Frauen“ entstanden. Die Lenca sind die größte Gruppe indigener Völker in Honduras. Das Hauptziel der Kooperative besteht darin, gleiche Chancen für die sozioökonomische, ökologische und kulturelle Entwicklung der Frauen zu schaffen.

Die Landwirtschaft ist eine der wichtigsten Einkommensquellen in der Region, doch Frauen haben kaum Zugang zu landwirtschaftlichen Ressourcen und leiden unter dem geschlechtsspezifischen Lohngefälle.

Durch die Arbeit von Kolnáal erhalten Frauen hier nicht nur die Möglichkeit, sich aktiv an der Kaffeeproduktion zu beteiligen, sondern auch Zugang zum internationalen Markt, wo sie ihre Produkte zu fairen Preisen verkaufen können. Dank der Genossenschaft können viele Frauen, oft alleinerziehende Mütter, nun ihre Familien ernähren.

LEADERSNET: Manuel Neuer hat in Ihr Unternehmen investiert, Verhaltensforscherin und Umweltaktivistin Jane Goodall ist Botschafterin. Wie sehr helfen Ihnen diese prominenten Namen in der Außenwirkung?

Daniel Rizzotti: Jane Goodall sowie Manuel Neuer unterstützen unser Projekt aus Überzeugung, das macht uns zugleich sehr stolz wie bescheiden. In der Außenwirkung schafft das auch Vertrauen und hilft uns dabei, unsere Mission in die Welt zu tragen. Wir wollen nachhaltigen Spezialitätenkaffee aus der Nische holen – da helfen uns auch Multiplikatoren.

LEADERSNET: Wie sehr bringt Manuel Neuer sich ein?

Daniel Rizzotti: Manuel ist ein super Typ – sehr reflektiert – sehr nachhaltig denkend. Wir führen mit ihm sehr gute Gespräche über die Ausrichtung des Unternehmens.

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