Minimalist Phones
Warum es in der Gen Z gerade einen Run auf das Boring Phone gibt

| Natalie Oberhollenzer 
| 07.05.2024

Junge Leute entscheiden sich zunehmend für sogenannte Feature Phones, die nicht viel mehr können als die alten Klapphandys von Nokia. Experten sehen mehrere Gründe für den Trend.

„Without maps, without HQ camera, without social media, without almost any feature. But with all you need for an interesting social life“ – mit diesen Worten stellte die Brauerei Heineken das neue Boring Phone kürzlich auf der Mailänder Designwoche vor. Das Telefon, eine Reminiszenz an das gute alte Klapphandy der Nullerjahre, hat der Konzern gemeinsam mit dem nordamerikanischen Einzelhandelsmarktplatz Bodega entwickelt. Das Gerät verzichtet auf Apps und Social Media und bietet lediglich Grundfunktionen wie Telefonieren, SMS und eine einfache Fotofunktion mit einer 0,3-Megapixel-Kamera. Die Gen Z war sofort hin und weg.

Das Boring Phone geht in der Generation weg wie eine warme Semmel. Immer mehr junge Leute entscheiden sich für einen Wechsel von Smartphones zu diesen Feature Phones. Laut einem Bericht des Guardian spiegelt dieser Trend ein tiefes Misstrauen dieser Altersgruppe gegenüber den datensammelnden Technologien wider, mit denen sie aufgewachsen ist.

Das Streben nach weniger digital life

Ironischerweise gewann der Trend durch TikTok an Fahrt, wo unter dem Hashtag #bringbackflipphones zahlreiche Posts zu finden sind. HMD Global, verantwortlich für den Relaunch der Marke Nokia, meldete eine Verdopplung der Verkäufe von Flip-Phones bis April 2023. Auch das Unternehmen Punkt, das seine Produkte lieber als Minimalist-Phones bezeichnet, verzeichnet signifikante Umsatzsteigerungen.

Joe Birch, Technologieanalyst bei Mintel, weist darauf hin, dass sich das Smartphone-Verhalten der Generation Z merklich verändert. „Drei von fünf Befragten der Generation Z möchten weniger digital vernetzt sein“, berichtet er. Eine Studie des Forschungsunternehmens GWI bestätigt, dass diese Generation seit 2021 weniger Zeit in sozialen Medien verbringt.

Zunehmendes Datenschutzbewusstsein

Ein weiterer wichtiger Beweggrund für diesen Trend ist das oben erwähnte zunehmende Datenschutzbewusstsein. Nach Erkenntnissen des Portulans Institute macht sich die Gen Z erhebliche Sorgen um ihre Privatsphäre im Internet, das sie zunehmend als ein Werkzeug der Überwachung durch Unternehmen und Regierungen wahrnehmen.

Aber: Trotz dieser Verschiebungen bleibt der Markt für Feature-Phones eine Nische. „Neun von zehn verkauften Telefonen sind immer noch Smartphones“, stellt Birch fest. Somit stehen die großen Hersteller wie Apple und Samsung noch nicht unmittelbar vor einer Bedrohung durch diesen Trend, der jedoch deutlich macht, dass ein Teil der jungen Generation eine bewusstere und reduzierte digitale Lebensweise anstrebt.

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