Home Office: Bedenken trotz steigender Beliebtheit

| Redaktion 
| 07.12.2023

Für über zwei Millionen Erwerbstätige hat sich der Arbeitsplatz vollständig in die eigenen vier Wände verlagert. Wie mehrere Untersuchungen übereinstimmend belegen, arbeiten insgesamt deutlich mehr Menschen als noch vor der Corona-Pandemie von zuhause aus.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie diesen Artikel gerade im Home Office lesen, ist zumindest gesamtdurchschnittlich betrachtet deutlich höher als noch vor vier Jahren: Die Rheinische Post berichtet von einer schriftlichen Nachfrage der Bundestagsabgeordneten Susanne Ferschl (Linke), die sich beim Bundesarbeitsministerium nach der Zahl der Beschäftigten in Deutschland erkundigt hat, die komplett aus den eigenen vier Wänden heraus arbeiten.

Dies trifft demnach auf 2,3 Millionen Menschen zu, was etwa sechs Prozent aller Arbeitnehmer ausmacht. Für das Jahr 2019 – also das letzte vor Corona und den damit verbundenen Einschränkungen im (beruflichen) Alltag – wird die Zahl der ausschließlich zuhause Arbeitenden auf 674.000 geschätzt, womit sie sich seitdem beinahe vervierfacht hat. Auch der Anteil jener, die gelegentlich Schichten im Home Office schieben, ist im selben Betrachtungszeitraum von knapp zehn auf 22,6 Prozent aller Beschäftigten gestiegen. Ausgedrückt in Millionen Menschen bedeutet das einen Sprung von 3,6 auf 8,4.

Ferschl fordert Schutzmaßnahmen

Die Angaben des Arbeitsministeriums sind anhand von Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) entstanden und verraten außerdem, dass der Hang zum Home Office unter Männern (53 Prozent) geringfügig ausgeprägter ist. Darüber hinaus ist die wachsende Popularität der Arbeit daheim in allen untersuchten Altersgruppen klar zu erkennen.

Beim Münchener ifo-Institut hat man außerdem festgestellt, welche Arbeitstage von Erwerbstätigen besonders gern außerhalb ihres Betriebs verbracht werden: Mit 55 Prozent führt der Freitag die Rangliste der gefragtesten Home-Office-Slots klar vor dem Montag mit immerhin 35 Prozent an. Dementsprechend geht die Tendenz klar zum verlängerten Wochenende, während die Zeitspanne von Dienstag bis Donnerstag in der Regel am offiziellen Arbeitsplatz abgeleistet wird.

Die Rheinische Post zitiert Susanne Ferschl wie folgt, wenn es um mögliche Kehrseiten dieser vermeintlichen Freiheit geht: „Es braucht Schutzmaßnahmen, damit die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit nicht vollends verschwimmen. Zahlreiche Studien belegen, dass Beschäftigte durch ständige Erreichbarkeit, erhöhte Flexibilitätsanforderungen und Arbeitsverdichtung einer höheren Stressbelastung ausgesetzt sind. Deshalb müssen auch die Arbeitgeber durch klare Regelungen – wie etwa die Arbeitszeitdokumentation oder ein Recht auf Nicht-Erreichbarkeit – in die Pflicht genommen werden."

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