Seltene Erden in Schweden: "Fehlendes Investment in Technologie bremst Abbau aus"

Experten überrascht der Fund des bislang größten in Europa bekannten Vorkommens der Metalle nicht.

In Schweden ist das bislang größte in Europa bekannte Vorkommen an Seltenen Erden entdeckt worden. Das teilte das staatliche Bergbauunternehmen LKAB am Donnerstag mit. Der Fund umfasst über eine Million Tonnen an Metallen, die unter anderem für die Produktion von Elektroautos und Windrädern benötigt werden. Die Förderung in Schweden könnte Europa unabhängiger von Importen machen. LKAB betreibt in Kiruna eine Eisenmine. 2023 soll ein Antrag auf eine Abbaukonzession eingereicht werden.

Wertvolles Beiprodukt

Für viele Menschen dürfte die Meldung über den gigantischen Fund wohl für Überraschung gesorgt haben. Immerhin werden große Verkommen an Seltenen Erden in der Öffentlichkeit eher mit asiatischen und afrikanischen Ländern in Verbindung gebracht. Bei den Experten dürfte die Überraschung jedoch nicht so groß gewesen sein, wie Jens Gutzmer, Direktor des Helmholtz-Instituts Freiberg für Ressourcentechnologie, erklärt: "LKAB baut in der Region schon lange Eisenerz ab, welches Seltene Erden enthält." "Per Geijer", so heißt die neue Lagerstätte, liegt in unmittelbarer Nähe von Europas größtem Eisenerzbergwerk, Kiruna. Dort wird schon seit circa 100 Jahren von LKAB abgebaut.

Das in "Per Geijer" gewonnene Erz enthält etwa 50 Gewichtsprozent Eisen und fünf Gewichtsprozent Phosphat. Die eng mit dem Phosphat assoziierten Seltenen Erden tragen nur circa 0,2 Prozent zum Gewicht des Erzes bei – also 2 Kilogramm pro Tonne Erz, teilt der Verein Deutscher Ingenieure e.V. (VDI) via Aussendung mit. Gutzmer klärt auf: "Beim Abbau der Erzkörper fallen Seltene Erden und Phosphat als Beiprodukt ab. Sie können bei der Verarbeitung des Eisenerzes ausgeschleust und raffiniert werden."

Herausfordernder Abbau

Doch der Abbau und insbesondere die chemische Aufbereitung sind seit Jahren eine Herausforderung. "Ein Bottle-Neck ist hier, dass in den letzten zehn bis 20 Jahren in Europa nur bedingt in die Technologie investiert wurde, da diese gewisses Gefährdungspotential aufweist – und das möchte man nicht unbedingt im Land haben", erklärt Urs Peuker, Lehrstuhlinhaber an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg.

Konkret gemeint ist damit, dass bei der Produktion durch die im Erz auch enthaltenen Elemente natürliche radioaktive Abfälle entstehen. Untersuchungen über die Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit stehen an. "Zum Beispiel muss geklärt werden, wo Rückstände aus der Aufbereitung gelagert werden können. Hier kann es gut sein, dass sich LKAB dazu entscheidet, die chemische Verarbeitung an einen anderen Standort auszulagern, an dem die passende Industrie und Infrastruktur bereits etabliert sind", so Peuker.

"Mit der richtigen Technologie könnten bereits in Kiruna Seltene Erden und Phosphat gewonnen werden. Hier wird LKAB sicher investieren und den technischen Fortschritt forcieren", so die Prognose von Gutzmer.

www.vdi.de

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