Bedenklicher Content auf Social Media
Neue EU-Datenbank: TikTok entfernte 508 Millionen Beiträge, X nur 24

| Natalie Oberhollenzer 
| 10.04.2024

Eine Datenbank der EU gibt Aufschluss darüber, wie viele Inhalte die großen Social-Media-Plattformen im vergangenen Jahr eingeschränkt oder gelöscht haben. Die Angaben basieren dabei auf Selbstauskünften der Unternehmen.

Ein Projekt der Europäischen Union wirft Licht auf die bisher im Dunkeln liegenden Moderationspraktiken großer Online-Plattformen wie Meta (Facebook, Instagram), TikTok und Co. Eine von der EU-Kommission ins Leben gerufene Datenbank offenbart die Maßnahmen dieser Unternehmen, gegen unzulässige Inhalte – von Kinderpornografie über Hassrede bis hin zu Terrorpropaganda – vorzugehen.

Demnach wurden innerhalb eines halben Jahres allein durch die Anstrengungen von Amazon, YouTube, Pinterest, TikTok, X (ehemals Twitter), und Metas Plattformen über 960 Millionen bedenkliche Beiträge gelöscht oder eingeschränkt. Das Vorgehen ist eine direkte Antwort auf den Digital Service Act (DSA) der EU, der eine schnellere Entfernung solcher Inhalte sowie eine transparente Berichterstattung durch die Betreiber großer Online-Plattformen und Suchmaschinen fordert.

Die Datenbank, die im April bereits über 16 Milliarden Einträge von 16 Plattformen enthielt, ermöglicht Einblicke in die Löschpraktiken, indem sie Angaben zu den Gründen der Inhaltsbeschränkungen bereitstellt. Besonders auffällig ist dabei das Meldeverhalten von Google Shopping, das mit über 14 Milliarden Meldungen den Löwenanteil stellt.

X nimmt die Sache am wenigsten ernst

Unterschiede im Meldeverhalten offenbaren eine breite Palette an Moderationsansätzen. Während TikTok beispielsweise knapp 508 Millionen Beiträge meldete und über 348 Millionen löschte, berichtete Instagram von 19 Millionen gemeldeten Beiträgen, von denen etwa 6,6 Millionen entfernt wurden. Elon Musks Plattform X zeigte sich mit etwas mehr als 832.000 gemeldeten Inhalten und lediglich 24 Löschungen als erwartungsgemäß zurückhaltend.

Keine Kontrolle der Kontrolle

Die Differenzen in der Berichterstattung führen Experten wie Kommunikationsforscher Jakob Ohme und Digitalisierungsexpertin Julia Kloiber auf verschiedene Faktoren zurück: Die Ernsthaftigkeit, mit der die Plattformen ihre Moderationsverantwortung und die Meldepflicht angehen, variiert stark. Kloiber kritisiert zudem die derzeitige Praxis, die auf Selbstauskünften der Unternehmen beruht, und fordert eine rigorose Überprüfung dieser Angaben durch die EU-Kommission.

Die Datenbank dient einerseits als Grundlage für laufende Untersuchungen der EU-Kommission zur Einhaltung des DSA. Doch Experten erhoffen sich auch einen Katalysator-Effekt - für einen Wettbewerb um die effektivste Inhaltsmoderation.

In Zeiten digitaler Einflussnahme auf demokratische Prozesse, wie etwa bei Wahlen, nimmt die Bedeutung einer sorgfältigen und schnellen Moderation unzulässiger Inhalte immer mehr zu. Mit der Erweiterung der Berichtspflicht auf alle Online-Dienste seit Februar wird die Datenmenge in der Transparenzdatenbank weiter wachsen; ein Schritt, der die Bemühungen um eine saubere und sichere Online-Umgebung weiter vorantreibt.

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