ChatGPT und Co.: Hype und Realität liegen weit auseinander

| Alexander Schöpf 
| 18.06.2023

Großes Misstrauen unter Verbraucher:innen – nur jeder Zehnte nutzt Generative-AI-Tools.

Künstliche Intelligenz (KI) ist schon länger ein großer Hype und scheint aus unserer Zeit nicht mehr wegzudenken zu sein. Die aktuell diskutierte Nutzung von Generative Artificial Intelligence (GAI)-Technologien – wie beispielsweise ChatGPT – suggeriert dabei oft eine flächendeckende Kenntnis von Nutzer:innen und den Gebrauch dieser GAI-Tools. GAI dient zur künstlichen Produktion von Mediencontent wie Text, Code, Bilder, Videos oder weiteren Inhalten.

Doch wie stark nutzen Verbaucher:innen in Deutschland diese Tools tatsächlich? Eine Umfrage der Management- und Technologieberatung BearingPoint zeigt: Hype und Realität liegen hier deutlich auseinander. Für über die Hälfte der Verbraucher:innen ist der Einsatz von GAI-Tools im beruflichen und privaten Umfeld noch Neuland. Bisher haben nur Wenige Vertrauen in diese Technologie. Gerade einmal jeder Zehnte verwendet bisher GAI-Tools und sieht darin eine zunehmende Relevanz.

Keine Kenntnis und große Vorbehalte

In der Umfrage geben mit 57 Prozent mehr als die Hälfte der Befragten an, GAI-Tools weder zu kennen noch zu nutzen. Während immerhin 32 Prozent der Befragten die neue KI-Technologie kennen, wird diese im Alltag insgesamt lediglich von elf Prozent verwendet. Interessant ist ein Blick in die verschiedenen Altersgruppen der Befragten: 82 Prozent der 18- bis 24-Jährigen sind GAI-Tools bekannt, wohingegen 75 Prozent der über 55-Jährigen diese Technologie fremd ist.

Grafik: GAI-Bekanntheitsgrad nach Alter
© BearingPoint

Ein Grund für die geringe Nutzung: 52 Prozent geben an, kein Vertrauen in künstlich generierte Inhalte zu haben oder verunsichert zu sein, die Technologie im Alltag einzusetzen. Ein Anteil von 20 Prozent meint, die Qualität von künstlich generiertem Inhalt generell nicht beurteilen zu können, aber dennoch offen für die Nutzung mit zusätzlicher eigenständiger Nachrecherche zu sein.

Zwölf Prozent der Befragten vertrauen GAI-Tools zwar, würden aber stets deren Resultate auch nachkontrollieren wollen. Lediglich ein Prozent würde GAI-Tools (blind) vertrauen und ohne erneutes Prüfen die erzeugten Ergebnisse nutzen. Eine weitere interessante Erkenntnis: Selbst unter den Befragten, die bereits GAI-Tools nutzen, geben 37 Prozent an, insgesamt wenig Vertrauen in diese neue Technologie zu haben. Dies verdeutlicht, wie groß das Misstrauen unter den Verbraucher:innen gegenüber GAI-Tools wie ChatGPT ist.

Kontroverse Relevanz

Gefragt nach der Relevanz von GAI-Tools im Alltag, ist das Meinungsbild jedoch durchmischter: Für 32 Prozent der Befragten ist die Technologie aktuell nicht relevant, wohingegen 24 Prozent der Befragten der Relevanz zustimmen. Besonders hoch ist die Wahrnehmung der Relevanz unter den Anwender:innen, von denen mehr als die Hälfte (56 Prozent) den Nutzen dieser Technologie im Umgang mit dem beruflichen Alltag für relevant hält. In der Gruppe der Kenner:innen sagen das immerhin auch 32 Prozent.

Grafik: Vertrauen in GAI-Tools
© BearingPoint

Dies verdeutlicht auch den Blick auf die Einschätzung der zukünftigen Nutzung der Verbraucher:innen. Unter den Befragten, die kaum oder gar keine GAI-Tools nutzen, sind 41 Prozent auch nicht überzeugt, diese Tools zukünftig zu verwenden. Lediglich 16 Prozent können sich dies in Zukunft vorstellen. Doch unter den Befragten, die bereits Erfahrungen mit GAI-Tools gesammelt haben, sind 62 Prozent davon überzeugt, zukünftig diese Tools noch öfter im Berufsalltag zu nutzen, was mit der erhöhten wahrgenommenen Relevanz übereinstimmt.

Unkenntnis und Verunsicherung

"Unsere Umfrage zeigt, wie groß die Unkenntnis und Verunsicherung in unserem Land beim Thema GAI-Tools ist. Und das, obwohl das Thema KI – insbesondere das GAI-Tool ChatGPT – im öffentlichen Diskurs gerade sehr präsent ist. Für mehr als die Hälfte der Deutschen ist dieses Thema noch Neuland und das Misstrauen gegenüber der neuen Technologie entsprechend groß", analysiert Juliane Musil, Expertin für Künstliche Intelligenz bei BearingPoint.

Dies zeige, dass es noch viel Aufklärungsarbeit brauche. Diese sei auch "dringend notwendig", ist Musil überzeugt, denn GAI-Tools werden in unserem Berufsleben eine immer größere Rolle spielen. "Wir empfehlen daher Unternehmen, Behörden und Organisationen, schon heute offen auf die eigene Belegschaft mit Aufklärungs- und Informationsangeboten zum Einsatz Künstlicher Intelligenz zuzugehen und miteinander Vorbehalte, Chancen und Risiken zu diskutieren. Wir sind der Meinung, dass einverantwortungsbewusster, transparenter Umgang mit dieser neuen Technologie einen Mehrwert für alle Beteiligten bietet und neue Arbeitswelten möglich machen kann", so die BearingPoint-KI-Expertin.

www.bearingpoint.com

Über die Umfrage

Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH im Auftrag von BearingPoint, an der über 2000 Personen in Deutschland im Zeitraum 28. April bis 1. Mai 2023 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die jeweilige Bevölkerung ab 18 Jahren.

www.yougov.de

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Über die Umfrage

Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH im Auftrag von BearingPoint, an der über 2000 Personen in Deutschland im Zeitraum 28. April bis 1. Mai 2023 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die jeweilige Bevölkerung ab 18 Jahren.

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