Die Kernprobleme des Modern Workplace sind lösbar

Gastkommentar von Marco Föllmer, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der EBF-EDV Beratung Föllmer GmbH.

Mein Besuch auf dem größten Branchentreff Europas, dem Mobile World Congress (MWC), hat mir einmal mehr die Schnelllebigkeit, aber auch die Innovationskraft der Branche vor Augen geführt. So war nicht nur der neue Mobilfunk-Standard 6G ein heiß diskutiertes Thema, sondern auch die Vielzahl an Innovationen rund um neue Geräte, KI (Künstliche Intelligenz), VR (Virtual Reality) und Nachhaltigkeit. Neuerungen, die sich sicher positiv auf den digitalen Arbeitsplatz auswirken und diesen weiter optimieren werden.

Das ist auch dringend notwendig. Denn einerseits ist die hybride Arbeitsweise die neue Normalität in Unternehmen, andererseits haben IT-Abteilungen bei der Etablierung und dem Betrieb moderner Arbeitsplätze mit einer Reihe von grundlegenden Problemen wie gestiegene Komplexität der IT-Landschaft, geringe Ressourcen (finanziell und personell), höhere Ansprüche an die Nutzungsfreundlichkeit, steigende Anzahl an Cyberattacken sowie gesellschaftliche wie politische Anforderungen an ein umweltgerechteres Wirtschaften zu kämpfen. Außerdem sehe ich, dass viele Unternehmen heute auch mit der Realisierung zeitgemäßer Kundenkommunikation hadern. Sie wollen die Kommunikation mit ihren Kunden moderner gestalten, müssen aber gleichzeitig hohen Standards und Regulierungen ihrer Industrien gerecht werden.

Komplexität reduzieren im Unternehmen …

Ich stelle immer wieder fest, dass unsere Kunden beim Bereitstellen des Modern Workplace vor allem technologisch mit einem teils enormen Ausmaß an Komplexität konfrontiert sind: Die Vielzahl an Innovationen in der Branche, die heterogenen Geräte- und Systemlandschaften und in manchen Fällen auch global verteilte Mitarbeitende in unterschiedlichen Zeitzonen lassen die IT an ihre Grenzen kommen. Diese muss dafür sorgen, dass alle Bestandteile der Infrastruktur ineinandergreifen sowie reibungslos und vor allem effizient zusammenarbeiten. Ein Unified Endpoint Management-System (UEM) kann der IT dabei helfen, komplexe und heterogene Gerätelandschaften zu verwalten und abzusichern.

Doch die Anforderungen von Unternehmen ändern sich stetig und die Hersteller entwickeln ihre Systeme ständig weiter. Deshalb sollten UEM-Nutzer:innen regelmäßig ihre Anforderungen und Use Cases überprüfen: Welche Szenarien möchten wir umsetzen? Und bietet uns das genutzte System diese Möglichkeiten? Doch um das zu beurteilen, müssten Unternehmen das Potenzial ihres UEM-Systems erst einmal voll ausschöpfen, was sie leider häufig (noch) nicht tun. Das zeigt auch unsere Modern-Workplace-Studie: Demnach verwalten beispielsweise nur 25 Prozent der befragten Unternehmen neben ihren mobilen auch ihre Desktop-Geräte mit der UEM-Plattform, bei den Mac-Geräten sind es mit 28 Prozent nicht viel mehr. Dabei bietet es viele Vorteile, wenn dies nicht über separate Systeme erfolgt oder wenn aus Scheu vor der Komplexität nur bestimmte Betriebssysteme zur Auswahl gestellt werden. Schließlich ist es heute ein echter Arbeitgebervorteil, wenn Unternehmen begehrte Fachkräfte mit dem bevorzugten Betriebssystem arbeiten lassen.

Doch die IT hat aufgrund des enormen Workloads oft nicht die Kapazitäten, kontinuierlich den Überblick über Innovationen zu behalten, geschweige denn deren Möglichkeiten auszuschöpfen. Daher sollten Unternehmen überlegen, ob Managed Services eine sinnvolle Ergänzung ihres IT-Teams sein können – gerade in Zeiten von fehlenden Fachkräften. Sie unterstützen die IT-Abteilungen dabei, sich auf ihre Kernthemen zu konzentrieren.

… und bei unternehmensübergreifenden Prozessen

Bei den Gesprächen, die ich mit Kund:innen führe, kristallisiert sich immer wieder heraus, dass nicht nur die technologische Komplexität zunehmend schwieriger zu handhaben ist. Auch die steigende Anzahl der Geschäftsbeziehungen zu verschiedenen Dienstleistern, Lieferanten und Partnern kostet Zeit und Nerven. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich viele Unternehmen eine Reduktion der Komplexität und ganzheitliche Lösungen aus einer Hand wünschen.

Eine engere Zusammenarbeit von Dienstleistern und Herstellern im Sinne eines Ökosystems ist bereits in einigen Bereichen Realität – dass sich das in Zukunft noch weiter intensiviert, ist zu erwarten und zeichnet sich auch ab. Erste Plattformen sind bereits auf dem Markt, über die Unternehmen viele Produkte und Services rund um den Digital Workplace an zentraler Stelle kaufen, beauftragen, verwalten und diese zentral abrechnen können.

Damit verschiedene Technologien besser untereinander und mit administrativen Prozessen zusammenspielen – wie zum Beispiel das UEM mit anderen Systemen – investieren Telekommunikationsanbieter, Dienstleister und Softwarehersteller vermehrt in weitere und besser nutzbare APIs.

Moderne Kundenkommunikation, die revisionssicher ist

Messenger wie WhatsApp gehören heute zu den meistgenutzten Apps auf Smartphones, Tablets und Co. Sowohl Mitarbeitende von Unternehmen als auch ihre Kund:innen werden daher schnell dazu verleitet, über diese Wege zu kommunizieren. Unternehmen nehmen das wahr und überlegen daher, wie sie die Kommunikation mit ihren Kund:innen genau dort stattfinden lassen können.

Denn gerade hier in Europa sehen sich die Firmen mit strengen Datenschutzvorgaben konfrontiert, wodurch die Umsetzung einer solchen Kommunikation nicht so einfach ist. Insbesondere regulierte Industrien, die täglich mit hochsensiblen Daten arbeiten – etwa der Finanzsektor – müssen für Revisionssicherheit der Kundenkommunikation sorgen, um Bußgelder zu vermeiden. Hierfür kommen neue Lösungen auf den Markt, die einen Austausch über WhatsApp und andere Messenger auf sicherem und dokumentiertem Wege ermöglichen und sogar eine Ablage der Daten im CRM erlauben. Diese Lösungen können eine spannende Option für Unternehmen sein, die es gut zu evaluieren gilt.

Die Nutzungsfreundlichkeit stärken mit der eSIM-Technologie

Wenn Prozesse und Strukturen weniger komplex sind und für reibungslose Abläufe sorgen, dann steigert das die Nutzungsfreundlichkeit für Anwender:innen und IT gleichermaßen. Als IT-Experte und Geschäftsführer bin ich auch selbst stets gefordert, mich zusammen mit meinem Team mit neuen Technologien auseinanderzusetzen, die mehr Komfort für unsere Mitarbeitenden bringen.

Das ist zum Beispiel aktuell bei der eSIM ("embedded" SIM) der Fall. Vorreiter für eine kommende Entwicklung ist Apple mit dem Launch des neuen iPhones auf dem US-Markt, das sich ausschließlich per eSIM betreiben lässt. Ein Fach für eine physische SIM gibt es nicht mehr – eine Entwicklung, die kurz- bis mittelfristig auch in Europa für den Betrieb von mobilen und IoT-Geräten (Internet-of-Things-Geräten) zu erwarten ist. Die eSIM-Technologie sorgt auf verschiedenen Ebenen für mehr Komfort: Nutzer:innen sparen sich das Warten auf die klassische SIM-Karte, wenn sie ein neues Endgerät ortsunabhängig in Betrieb nehmen möchten. Bei der Inbetriebnahme selbst haben es Anwender:innen durch die eSIM dann ebenfalls deutlich einfacher und sind schon nach wenigen Klicks produktiv.

Außerdem bietet die eSIM mehr Flexibilität. So lassen sich zum Beispiel benötigte Auslandstarife einfach remote buchen und aktivieren. Ein weiterer Pluspunkt in Sachen Nachhaltigkeit ist das Einsparen von Plastik und Transportkosten. Doch auch wenn die eSIM im privaten Bereich schon genutzt wird, haben es Unternehmen nicht ganz so leicht: Um Geräten eine eSIM zuzuweisen, diese zu aktivieren oder bei Bedarf wieder zu entziehen, müssen Daten aus verschiedenen Quellen wie Mobilfunkvertrag und UEM-System miteinander verknüpft werden. Erste Tools, die genau dies in Verbindung mit einer UEM-Plattform ermöglichen und Unternehmen damit einen großen Mehrwert bieten, befinden sich bereits auf dem Markt.

Remote-Arbeitsplätze besser gegen Attacken schützen

Ein Thema, das mich genauso wie viele IT-Verantwortliche weltweit in Atem hält, ist die IT-Sicherheit, die wir in Zeiten geopolitischer Unruhen und zunehmender Cyberattacken gewährleisten müssen. Intelligente Technologien wie KI (Künstliche Intelligenz) und ML (Machine Learning) spielen eine immer größere Rolle, wenn es um die Sicherheit des Modern Workplace geht. KI- und ML-basierte Endpoint-Security-Programme können Sicherheitsbedrohungen automatisiert identifizieren, überprüfen und blockieren. Doch KI- und ML-basierte Securitylösungen müssen trainiert werden und brauchen deshalb Zeit, um die Prozesse, Strukturen und Bewegungen der IT-Infrastruktur "kennenzulernen". Zeit, die IT-Abteilungen nach der Implementierung unbedingt einplanen sollten.

Die Challenge beim Thema Sicherheit ist aber auch: Technologien, die wir dafür einsetzen, müssen gleichzeitig nutzungsfreundlich sein. Dies ermöglicht zum Beispiel ein Conditional Access. Hier wird die Authentifizierungsmethode beim Einloggen in Anwendungen an den jeweiligen Kontext angepasst.

Durch neue Konzepte für mehr Nachhaltigkeit sorgen

Auch für mich ist es ein Lernprozess, mich stärker mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen und bei meinem Denken und Handeln stets im Blick zu behalten. Ich sehe, dass wir alle gefordert sind, uns damit zu beschäftigen, und dass wir noch einen langen und nicht einfachen Weg vor uns haben. In der IT führt der Weg zu einem nachhaltigeren Wirtschaften unter anderem über ein Umdenken bei der Beschaffung und Nutzung von Hardware: So denken Unternehmen zum Beispiel darüber nach, ihre Endgeräte seltener auszutauschen und nicht neu zu beschaffen. Stattdessen setzen IT-ler:innen und Manager:innen zunehmend auf nachhaltigere und kosteneffizientere Lösungen: Leasing, der Kauf gebrauchter Geräte und/oder Recyclingkonzepte zählen dazu.

Auch beim Betrieb von Rechenzentren – seien es die eigenen oder solche in der Cloud – gibt es noch viel Luft nach oben, denn diese sind wahre CO2- und Energiefresser. Hier ist bereits absehbar, dass sich Unternehmen mit neuen Konzepten auf strengere Gesetzesvorgaben einstellen müssen, um den CO2-Ausstoß zu verringern oder die Abwärme besser zu nutzen.

Fazit: New Work braucht neue Konzepte und Technologien

Der moderne Arbeitsplatz ist heute kein Nice-to-have mehr, sondern betriebliche Notwendigkeit und somit längst Realität. Doch es ist und bleibt eine Herausforderung, Mitarbeitenden den Wunsch nach der flexiblen Arbeitsorganisation zu erfüllen und gleichzeitig die IT nicht zu überlasten. Gerade vor dem Hintergrund einer sehr dynamischen Branche, was auch der Mobile World Congress wieder gezeigt hat. Die Herausforderungen lassen sich nur durch den Einsatz moderner, intelligenter Technologien sowie ein Umdenken und neue Konzepte meistern, was etwa Lösungen aus einer Hand oder das Thema Nachhaltigkeit betrifft.

www.ebf.com


 

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Über den Autor

Der studierte Informatiker Marco Föllmer ist IT-Experte und Geschäftsführer der EBF-EDV Beratung Föllmer GmbH aus Köln und leitet die Bereiche IT-Services und Development. Mit einem rund 100-köpfigen Team begleitet er Unternehmen bei der individuellen Transformation zum digitalen Arbeitsplatz.

Als IT-Dienstleister bietet die EBF dabei alles von der Konzeption über Implementierung, Managed Services, individuelle Entwicklungsleistungen bis zum Hosting. Seit der Unternehmensgründung 1994 gemeinsam mit Markus Adolph leiten beide die Geschäfte der EBF mit Leidenschaft und gestalten den Markt mit visionären Ideen und eigenen Produkten mit.

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Über den Autor

Der studierte Informatiker Marco Föllmer ist IT-Experte und Geschäftsführer der EBF-EDV Beratung Föllmer GmbH aus Köln und leitet die Bereiche IT-Services und Development. Mit einem rund 100-köpfigen Team begleitet er Unternehmen bei der individuellen Transformation zum digitalen Arbeitsplatz.

Als IT-Dienstleister bietet die EBF dabei alles von der Konzeption über Implementierung, Managed Services, individuelle Entwicklungsleistungen bis zum Hosting. Seit der Unternehmensgründung 1994 gemeinsam mit Markus Adolph leiten beide die Geschäfte der EBF mit Leidenschaft und gestalten den Markt mit visionären Ideen und eigenen Produkten mit.

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