Welt-AIDS-Tag: HIV soll nicht mehr HIV heißen

| Alexander Schöpf 
| 01.12.2022

"Change the Name, End the Stigma": Youth Against AIDS und Serviceplan Suisse fordern in einem offenen Brief an die WHO die Umbenennung.

"Change the name, end the stigma" ist die Kernbotschaft der globalen Kampagne der Initiative Youth Against AIDS (eine Initiative der Ohhh! Foundation – Anm. d. Red.) mit Serviceplan Suisse. Anlässlich des Welt-AIDS-Tages am 1. Dezember wurde ein offener Brief an den Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, veröffentlicht, in dem dieser aufgefordert wird, HIV umzubenennen. In dem Brief wird HIV als eine "Epidemic of the Mind" bezeichnet, die in erster Linie durch nichtmedizinische Faktoren verursacht und weiterverbreitet wird.

Dieser Aufruf wird durch einen am Donnerstag veröffentlichten Bericht mit dem Titel "Epidemic of the Mind" unterstützt. Der Bericht, der von Youth Against AIDS in Zusammenarbeit mit der LMU München erstellt und von der Boston Consulting Group unterstützt wurde, geht der Frage nach, warum sich immer noch so viele junge Menschen mit HIV infizieren. Dabei wurde festgestellt, dass es nicht medizinisch-therapeutische, sondern intellektuelle Hindernisse sind, die eine Bekämpfung der Epidemie verhindern.

Keine medizinischen, sondern soziale, kulturelle und politische Gründe

In allen Kulturen führt die berechtigte Angst, als promiskuitiv, unrein oder gefährlich infektiös zu gelten, immer noch dazu, dass vulnerable Gruppen und Menschen, die mit HIV leben, Behandlungs- und Präventionsmaßnahmen nicht in Anspruch nehmen. Die "Update HIV"-Kampagne will eine neue und progressive Diskussion über das Thema auf persönlicher und politischer Ebene anstoßen, um die Sichtweise auf HIV dauerhaft zu ändern und Neuinfektionen zu verhindern. All dies beginne mit etwas sehr Grundlegendem: dem Namen.

Die größten Hindernisse für die Beendigung der HIV-Epidemie sind heute nicht mehr medizinischer, sondern sozialer, kultureller und politischer Natur: Das Leben mit HIV ist heute nicht mehr so wie vor 40 Jahren. Die Stigmatisierung ist jedoch fast gleich geblieben. "Die Aufforderung an die Weltgesundheitsorganisation, dem Virus einen neuen Namen zu geben, soll die Anerkennung der Fortschritte in der Behandlung und im Verständnis von HIV würdigen und den Menschen, die mit dem Virus leben, die Chance geben, das stigmafreie Leben zu führen, das sie verdienen", so Daniel Nagel, CEO der Ohhh! Foundation.

Nagel erklärt: "Die meisten Menschen verbinden mit dem Begriff 'HIV' Vorstellungen, die veraltet sind und nicht mehr der Realität des Virus im 21 Jahrhundert entsprechen. Wir müssen dieses Stigma durchbrechen. Es ist gefährlich, weil es sich selbst erfüllt. Wenn man die Menschen bittet, einen neuen Namen für etwas zu verwenden, werden sie dazu gebracht, ihre Denkweise zu ändern. Das ist es, was wir erreichen wollen."

Prominente Unterstützer

Die Kampagne hat bereits prominente Unterstützer gefunden. "In den letzten Monaten hatten wir die Gelegenheit, die Kampagne mit Menschen, die mit HIV leben, Aktivist:innen und Forscher:innen sowie in Foren wie der Goalkeepers-Veranstaltung der Bill and Melinda Gates Foundation zu diskutieren. Die Reaktionen, die wir erhalten haben, zeigen, dass wir etwas ändern und mehr tun müssen. Wir können das UN-Entwicklungsziel, die Epidemie bis 2030 zu beenden, erreichen. Auf diesem Weg müssen wir jedoch die Stigmatisierung bekämpfen", erklärt Roman Malessa von der Ohhh! Foundation.

Kampagnensujet
© Youth Against AIDS

Ziel der Kampagne ist es, die Öffentlichkeit einzubeziehen und die Diskussion über Stigmatisierung, die Bedeutung der Sprache und die Arbeit an besseren Lösungen zu führen. So kann beispielsweise jede:r unter updatehiv.com den offenen Brief unterzeichnen, einen Namensvorschlag für die Umbenennung des HIV-Virus einreichen und sich an der Diskussion beteiligen. "Die Art und Weise, wie Menschen über HIV sprechen und wie Kampagnen das Thema verbal und visuell kommunizieren, hat unser Verständnis dieser Krankheit über Jahrzehnte geprägt. Heute sind die drei Buchstaben HIV untrennbar mit Stigmatisierung verbunden – mit Ängsten, Hass und Entfremdung. Diese soziokulturellen Probleme hindern uns daran, die Epidemie zu beenden. Unser kreativer Ansatz nutzt klassische Marketinginstrumente. In einem Rebranding-Prozess wollen wir HIV endlich von dem schädlichen Stigma befreien", so Marcin Baba, Creative Director Serviceplan Schweiz, kommentiert.

www.ohhh.org

www.serviceplan.com

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