Unternehmerische Verantwortung in der Beschaffung zählt heute mehr als nur Preis-Leistung

Gastkommentar von Maria Truong, Leiterin des Mainzer Standorts des IT-Beratungsunternehmens CNT Management Consulting.

Es ist schon einige Jahre her, als der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Milton Friedmann behauptete, dass die einzige soziale Verantwortung der Wirtschaft in der Gewinnmaximierung bestehe. Sein berühmtes Zitat, "The business of business is business", kann man heute, ein halbes Jahrhundert später, als ziemlichen Widerspruch zur aktuellen Entwicklung sehen.

Mittlerweile ist das Konzept der Corporate Social Responsibility (CSR), also der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen, in aller Munde. In den letzten Monaten und Jahren haben sich etliche Unternehmen aus freien Stücken dazu entschieden, ihre Unternehmenstätigkeit nachhaltiger zu gestalten. Teilweise dem gesellschaftlichen Druck entsprechend, geht der Trend klar in Richtung sozialer Verantwortung: immer mehr Unternehmen integrieren Nachhaltigkeit und Transparenz in ihre gesamte Wertschöpfungskette – inklusive Lieferanten und Tochtergesellschaften. Was zunächst nach viel Aufwand für wenig Ertrag klingen mag, hat aber nicht nur ökologische Vorteile: der Umstieg lohnt sich meist auch wirtschaftlich.

Zahlreiche Vorteile einer nachhaltigen Beschaffung

Ein vollständig nachhaltiger Beschaffungsprozess erspart Unternehmen nämlich nicht nur Umweltrisiken, sondern steigert die Effizienz, schont Ressourcen und fördert die öffentliche Wahrnehmung. Einer der Hauptgründe für eine ressourcenschonende Beschaffung ist zudem die Einhaltung von immer mehr werdenden Rechtsvorschriften und internationalen Grundsätzen. In einigen Ländern gibt es bereits Gesetze zur Einhaltung von gewissen Vorschriften im Beschaffungsbereich. Und ein verantwortungsbewusster Einkaufsprozess kann sich eben auch wirtschaftlich lohnen.

Viele Unternehmen, die sich ursprünglich aufgrund gesellschaftlicher Erwartungen und befürchtetem Reputationsverlust für eine nachhaltige Beschaffung entschieden, erkennen mittlerweile auch die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Vorteile des Umstiegs. Unter anderem profitieren Unternehmen durch die Verwirklichung von Effizienzgewinnen, der Förderung des guten Rufes des Unternehmens sowie der Herstellung innovativer aber vor allem auch nachhaltiger Produkte.

Agile und transparente Lieferkette

Die langfristige Schonung von Ressourcen und Effizienzsteigerung sind allerdings nicht die einzigen Aspekte, worauf Unternehmen bei ihrer Supply Chain Wert legen. Immer wichtiger wird auch die Agilität der Lieferkette. Eine agile Lieferkette bedeutet, als Unternehmen flexibel auf Veränderungen reagieren zu können, um Neuerungen und Trends am Markt frühzeitig zu erkennen, Innovationspotenzial ausfindig zu machen und zum eigenen Vorteil zu nutzen. Um eine nachvollziehbare Kommunikation und schnelle Reaktionen aller Beteiligten zu ermöglichen, sollte eine agile Lieferkette digitalisiert und weitestgehend transparent gestaltet sein.

Dadurch sind detaillierte Einblicke in den gesamten Lieferprozess möglich, was die Effektivität innerhalb und außerhalb des Unternehmens erheblich steigert. Die neuen – hochgradig cloudbasierten – technischen Funktionalitäten ermöglichen Datenanalysen sowie Datenaustausch entlang der gesamten Supply Chain. Digitalisierung unterstützt in diesem Zusammenhang die offene Kommunikationskultur innerhalb des Unternehmens aber vor allem nach außen in das Netzwerk. Nur wenn die Kommunikationswege im eigenen Unternehmen gezielt und effizient ablaufen, kann dies auch auf die gesamte Wertschöpfungskette übertragen werden.

Einkaufsabteilung als Innovationstreiber

Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg ist also speziell die transparente Zusammenarbeit mit Lieferanten und anderen Interessensgruppen entscheidend. Einkaufsabteilungen wirken immer häufiger als zentraler Innovationstreiber im Unternehmen, die Nachhaltigkeit und Veränderungen forcieren. Dabei gewinnt die Kollaboration mit ethisch handelnden und innovativen Anbietern immer mehr an Bedeutung.

Zur Durchsetzung nachhaltiger Strategien innerhalb der Organisation erwies sich bei unseren Kunden die Einführung entsprechender Richtlinien und Kontrollmechanismen in der Beschaffung als äußerst förderlich. Dabei bedient man sich Fragebögen zum Thema Nachhaltigkeit in der Lieferantenauswahl oder implementiert Workflows, die mit einem Mehr-Augen-Prinzip bei der Bezugsquellenauswahl vergleichbar sind. Wichtig ist, dass die Strategien und Erwartungen offen an die Lieferanten kommuniziert werden und auch ein dialogischer Austausch möglich ist.

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